Echo der Zeit: Echo der Zeit
Das «Echo der Zeit» analysiert Trumps Alleingang in der Ukraine-Frage, fragt nach den Folgen für Europa und liefert Hintergründe zu Armenien-Aserbaidschan, Schweizer US-Zöllen und Corbyn neuer Partei.
Echo der Zeit
27 min read1759 min audioDie aktuelle Ausgabe des «Echo der Zeit» widmet sich vor allem der geopolitischen Großwetterlage: US-Präsident Trump und Russlands Präsident Putin wollen kommende Woche in Alaska über einen möglichen Frieden in der Ukraine verhandeln – ohne die Ukraine selbst und ohne Europa. Sicherheitsexperte Fredrik Steiger erklärt, warum dieses Setting Moskau in jeder Hinsicht bevorzuge: Das Treffen allein werte Putin auf, das inzwischen verstrichene US-Ultimatum zur sofortigen Kriegsbeendigung sei stillschweigend vom Tisch, und die Ukraine sowie ihre europäischen Unterstützer blieben draußen. Die möglichen Verhandlungsinhalte – etwa ein «Gebietsaustausch» – deuteten darauf hin, dass Russland große eroberte Gebiete behalten dürfe. Im schlimmsten Fall könne Trump nach dem Gipfel einseitig Druck auf Kiew ausüben, was einem «Ausverkauf der Ukraine» gleichkomme.
Weitere Themen: In Washington unterzeichneten Armenien und Aserbaidschan unter US-Ägide eine Friedensvereinbarung, die vor allem Trump einen möglichen Friedensnobelpreis einbringen könnte – auch wenn viele strittige Punkte offen blieben. Altbundesrat Alain Berset, heute Generalsekretär des Europarats, erinnert sich im Gespräch mit SRF, dass Trupp-Zölle schon während dessen erster Amtszeit Thema gewesen seien; er warnt zugleich vor einer Spaltung Europas, sieht aber auch Chancen für engeren Schulterschluss. In Großbritannien gründet Ex-Labour-Chef Jeremy Corbyn mit Zahra Sultana eine neue Linkspartei, die vor allem enttäuschte Labour-Wähler:innen und palästina-solidarische Protestbewegungen ansprechen will. Die Forschung berichtet über ein europäisches Projekt, das verkohlte Papyrusrollen aus Herculaneum mit KI und Mikro-CT scannen will, um antike Texte wieder lesbar zu machen.
### 1. Putin profitiere von jedem Szenario des geplanten Gipfels
Steiger: "Für ihn ist es bereits eine Aufwertung, dass der Gipfel überhaupt stattfindet … Im schlechtesten Fall wiederum akzeptiert Trump weitgehend die russischen Maximalforderungen."
### 2. Friedensnobelpreis als möglicher Trump-Gewinn im Südkaukasus
McKenzie: "Beide schlugen ihn für den Friedensnobelpreis vor, eine Auszeichnung, die Trump seit Langem fordert."
### 3. Schweizer Wirtschaft unter Druck – Berset sieht Chance für europäische Solidarität
Berset: "Diese letzten Jahre haben gezeigt, dass es wirklich eine starke Kohärenz und eine starke europäische Solidarität gibt. Und die Schweiz gehört dazu."
### 4. Corbyn und Sultana wollen politisches Vakuum links von Labour füllen
Stoiber: "Die neue Partei ist bereits auf sehr viel Resonanz gestoßen … das Bedürfnis nach einer solchen linken Alternative ist durchaus da."
### 5. KI macht 2000 Jahre alte Bibliothek wieder lesbar
Fleischer: "Letztlich in einem Umfang, der die Funde auch in Ägypten … zur klassischen Literatur in den Schatten stellt."
## Einordnung
Die Sendung liefert klassischen Qualitätsjournalismus: knappe Einordnungen, klare Zuordnung von Aussagen und keine heiklen Faktenbehauptungen ohne Quellen. Besonders bemerkenswert ist, wie sachlich und nüchtern über Trumps Außenpolitik berichtet wird – ohne Polemik, aber mit deutlicher Analyse der Machtverhältnisse. Die Auswahl der Themen spiegelt dabei die westeuropische Perspektive: Die Ukraine als unschuldiges Opfer, Russland als Aggressor und die USA als unberechenbarer Faktor. Andere Akteure – etwa China oder der globale Süden – bleiben unsichtbar. Gleichzeitig gelingt es der Redaktion, komplexe geopolitische Prozesse in verständliche Narrative zu übersetzen, ohne dabei zu vereinfachen. Die Mischung aus harter Politik, Wirtschaft und kulturellen Kuriositäten (Papyrus-Projekt) macht die Sendung trotz der schweren Themen erstaunlich rund. Wer fundierte Hintergrundinformationen sucht, bekommt hier keine einfachen Antworten, aber eine klare Orientierung.