O Assunto: Israel e a nova ofensiva sobre Gaza

Guga Chacra im Gespräch über Israels Gaza-Pläne, ethnische Säuberung und das Ende der Zwei-Staaten-Lösung.

O Assunto
30 min read1863 min audio
Der brasilianische Nachrichten-Podcast "O Assunto" widmet sich in dieser Folge der angekündigten israelischen Offensive zur vollständigen Eroberung der Stadt Gaza. Moderator Victor Boyadjian spricht mit dem erfahrenen Nahost-Korrespondenten Guga Chacra (Globo, GloboNews, O Globo). ### 1. Israel kontrolliere bereits "alles" in Gaza Chacra betont, Israel beherrsche bereits alle Zugänge, den Luftraum und die Küste der Gaza-Streifen; die nun beschlossene Bodenoffensive sei lediglich eine Eskalation der Rhetorik und der Truppenpräsenz: „Israel controla toda a Faixa de Gaza [...] não tem nada que não seja controlado por Israel.“ ### 2. Militär und Reservisten seien erschöpft Mehrere israelische Sicherheitsexpert:innen und Militärs hätten sich gegen die Offensive ausgesprochen. Die Begründung liege in der Erschöpfung der Truppen und den wirtschaftlichen Folgen der Massenmobilisierung von Reservisten: „você tem que mobilizar essas dezenas de milhares de reservistas [...] Muitos desses reservistas irão morrer.“ ### 3. Die Zwei-Staaten-Lösung werde systematisch untergraben Netanyahu und seine Koalition sabotierten seit 2009 gezielt die Palästinensische Autorität, während Siedlerparteien eine Annexion der Westbank vorantrieben. Ohne eigenen palästinensischen Staat blieben nur unattraktive Alternativen: „você não tem como ser democrático“ bei gleichzeitiger Kontrolle über alle Gebiete. ### 4. Völkerrechtswidrige Politik der "ethnischen Säuberung" Die israelische Regierung plane, Palästinenser:innen freiwillige Auswanderung anzubieten – nach Südsudan oder Somaliland. Chacra nennt das, was Netanyahu vorschlägt, „limpeza étnica“: „é literalmente isso, a remoção de uma população.“ ### 5. Internationale Isolation Israels wachse Selbst traditionelle Partner wie Deutschland, das Waffenexporte stoppte, die EU und das Vereinigte Könignis hätten die Pläne scharf kritisiert. Die einzige Macht, die Netanyahu noch bremsen könnte, sei US-Präsident Trump, so die Familien der Geiseln. ### 6. Frieden sei „sehr, sehr fern“ Trotz wachsender internationaler Anerkennung Palästinas (inzwischen 146 von 193 UN-Mitgliedstaaten) sei eine Verhandlungslösung kaum noch vorstellbar. Chacra schließt pessimistisch: „nunca imaginei que fosse estar tão distante como agora.“ ## Einordnung Der Podcast liefert journalistisch anspruchsvolle, gut recherchierte Hintergrundinformationen aus brasilianischer Perspektive. Die Moderation bleibt sachlich, stellt klare Nachfragen und lässt dem Experten ausreichend Raum für differenzierte Einschätzungen. Besonders bemerkenswert ist die klare Benennung völkerrechtswidriger Praktiken wie „ethnische Säuberung“ und die differenzierte Darstellung israelischer Debatten – etwa die Kritik von Militärs und Geiselnfamilien. Die Perspektive palästinensischer Zivilist:innen bleibt zwar indirekt durch Zahlen und Berichte präsent, könnte stärker vertreten sein. Insgesamt bietet die Folge eine informative, kritische Analyse ohne Verschwörungstheorien oder menschenfeindliche Positionen. Hörempfehlung: Wer eine fundierte, südamerikanische Sicht auf den Gaza-Konflikt sucht, erhält hier 30 Minuten kompaktes Expertenwissen ohne Polemik.