Der Deutschlandfunk-Podcast „Der Tag“ vom 8. September 2025 widmet sich zwei Themen: der politischen Blockade in Frankreich und dem lukrativen illegalen Müllhandel von Deutschland nach Osteuropa. Hauptgesprächspartner:innen sind die Moderatorin Josefine Schulz, der Frankreich-Korrespondent Kai Riker und der Kreislaufwirtschaftsexperte Henning Wilz. Sie analysieren, warum Premierminister François Bayrou die Vertrauensfrage stellt, obwohl er sie voraussichtlich verliert, und wie illegale Müllexporte mit kriminellen Netzwerken funktionieren. ### Frankreichs Schuldenkrise zwingt zu unpopulären Sparmaßnahmen Bayrou habe einen Haushalt mit harten Sparvorgaben vorgelegt, weil Frankreich mit 114 % Verschuldungsquote (Deutschland: 64 %) laut Kai Riker „auf Pump lebt“. Er zitiert Bayrou: „Die jüngeren Generationen sind die, die die Zeche zahlen.“ ### Parlamentarische Blockade erschwert Regierungsbildung Seit Macrons Auflösung der Nationalversammlung 2024 blockieren sich laut Riker drei Lager: das bürgerliche Zentrum, die Linke und die Rechtsextremen. Eine Mehrheit sei „nicht in Sicht“, Koalitionsverhandlungen gäbe es in Frankreich kaum. ### Illegale Mülldeponien in Osteuropa – deutsche Herkunft Henning Wilz erklärt, deutscher Sondermüll (z. B. Windkraftflügel) werde oft als „Hausmüll“ deklariert und in Tschechien oder Polen abgeladen. Die Profite seien „fast so hoch wie im Drogenhandel“, die Entsorgung koste in Deutschland bis zu 10.000 € pro Tonne. ### Kontrollmängel und Scheinfirmen ermöglichen Straftaten Das Risiko, erwischt zu werden, sei gering, da an den Grenzen kaum Fachpersonal stehe. Täter:innen nutzen laut Wilz „Scheinfirmen, die für eine Transaktion gegründet werden“ und nach dem Auffliegen in Insolvenz gehen, sodass der deutsche Steuerzahler für Rückholung und Sanierung zahle. ### Digitale Produktpässe sollen Transparenz erhöhen Wilz fordert bessere Rückverfolgbarkeit: „Digitale Produktpässe“ könnten künftig verpflichtend werden, damit sich „diejenigen verantwortlich fühlen, die das Produkt auf den Markt gebracht haben“. ## Einordnung Der Podcast liefert journalistisch solide recherchierte Hintergrundinfos und lässt Expert:innen zu Wort kommen. Die Moderation bleibt sachlich, ohne Polemik. Positiv: komplexe Zusammenhänge (Parlamentsmechanismen, Kreislaufwirtschaft) werden verständlich aufgeschlüsselt; kritische Perspektiven auf Macron’s Strategie und die EU-Müllpolitik werden eingenommen. Weniger durchdacht: es fehlen Stimmen aus der französischen Opposition oder Betroffenen vor Ort; die These, Rechtsextreme profitierten automatisch von Neuwahlen, bleibt unausgeführt. Insgesamt ein informativer, kein unterhaltsamer Podcast – empfehlenswert für Hörer:innen, die politische und ökologische Krisen jenseits deutscher Schlagzeilen verstehen wollen.