Politics Weekly UK: Will the UK ever rejoin the EU?
Guardian-Podcast mit Nick Thomas-Symonds über EU-Reset, Brexit-Folgen und Labours Strategie gegen Reform UK – kritisch, aber ohne harte Nachfragen.
Politics Weekly UK
37 min read1643 min audioDer Guardian-Podcast „Politics Weekly UK“ spricht mit Nick Thomas-Symonds, Minister für EU-Beziehungen, über die neue EU-Vereinbarung, Brexit-Folgen und Labours Strategie gegenüber Reform UK. Thomas-Symonds betont, dass die „Common Understanding“ mit der EU binnen zehn Monaten dank vertrauensvoller Verhandlungen zustande gekommen sei. Er rechtfertigt dynamische Angleichung an EU-Standards als souveräne, wirtschaftliche Entscheidung, die Jobs sichere und Kosten senke. Die Briten wollten keine Rückkehr in den Binnenmarkt oder die Zollunion; ein EU-Beitritt komme für ihn nicht in Frage. Thomas-Symonds fordert Reform und Konservative heraus, offen zu sagen, warum sie die Vereinbarung kippen wollen, was zu höheren Rechnungen und weniger Sicherheit führe. Die Interviewer:innen hinterfragen, warum Labour bisher so vorsichtig auftrete und ob man die wirtschaftlichen Nachteile des Brexts offener benennen solle. Zum Sturz des französischen Premierministers meint er, die Abkommen zur Grenzsicherheit blieben bestehen. Auf die Frage nach Labours schlechten Umfragewerten in Wales und dem möglichen Wahlsieg von Reform erklärt Thomas-Symonds, dass noch keine Stimme abgegeben sei und man vor allem den Erhalt der NHS in Wales thematisieren werde. Er verteidigt Kier Starmer als erfahrenen, dienstbeflissenen Premierminister, dessen niedrige Zustimmungswerte auf schwierige finanzielle Rahmenbedingungen zurückzuführen seien. Die Interviewer:innen werfen vor, dass Regierungs-Slogans wie „Change“ bei Wählenden nicht ankommen und fragen, ob Starmer die Legislaturperiode überstehen werde – was Thomas-Symonds bejaht.
### 1. Verhandlungserfolg durch Beziehungsarbeit
Thomas-Symonds erklärt, die Einigung mit der EU sei innerhalb von zehn Monaten möglich gewesen, weil er in der Opposition bereits Beziehungen aufgebaut habe: „The secret is about the relationships.“ Direkte Gespräche statt Medien-Diplomatie hätten Vertrauen geschaffen.
### 2. Dynamische Angleichung als souveräne Wirtschaftsmaßnahme
Die Regierung wähle bewusst Anpassung an EU-Standards, weil das Unternehmen Kosten spare und neue Exportmöglichkeiten eröffne: „We are not interested in a race to the bottom on standards.“ Exportzertifikate über 200 Pfund pro Sendung würden entfallen.
### 3. Keine Rückkehr in EU-Hauptstrukturen
Ein Beitritt zum Binnenmarkt, zur Zollunion oder zur Freizügigkeit schließe er aus: „We've pledged not to rejoin … and that remains.“ Man werde nur an Einzelprogrammen wie Horizon oder möglicherweise Erasmus teilnehmen, sofern sie value for money bieten.
### 4. Offensivere Kommunikation der Brexit-Folgen gefordert
Interviewer:innen kritisieren, Labour spreche zu selten über wirtschaftliche Kosten des Brexits. Thomas-Symonds räumt ein, das vorherige Abkommen sei „not … as economically beneficial“, verweist aber auf den Wahlauftrag von 2024 und die Notwendigkeit, nach vorn zu blicken.
### 5. Reform-Strategie: Angreifen statt Verteidigen
Thomas-Symonds fordert Konservative und Reform heraus, offen zu sagen, warum sie die EU-Vereinbarung kippen wollen: „You are saying you're happy with upward pressure on bills … happy to put jobs at risk.“ Nigel Farage habe das Thema in seiner Rede kaum erwähnt.
### 6. Starmer bleibt Parteikandidat tief im Umfragetief
Trotz Minus 41 Prozent Zustimmung glaubt Thomas-Symonds, dass Starmer die Legislaturperiode überstehen und die Wahl führen wird: „Absolutely, yes.“ Die schlechten Werte führt er auf die 22-Milliarden-Pfund-Finanzlücke der Vorgängerregierung zurück.
## Einordnung
Die Journalist:innen führen einen klassischen Accountability-Interview-Stil: Sie stellen offene, teils unbequeme Fragen, lassen Antworten aber weitgehend stehen, ohne harte Nachfragen oder Faktenchecks. Die Diskussion bleibt damit auf der Ebene politischer Selbstbeschreibung statt analytischer Durchleuchtung. Besonders auffällig: Trotz wiederholter Nachfragen zur wirtschaftlichen Bilanz des Brexts verlässt Thomas-Symonds die Antwortebene und weicht auf Regierungs-Slogans („Fixing the foundations“, „Phase des Deliverns“) aus. Die Interviewer:innen thematisieren diese Leere, lassen ihn aber gewähren. Auch die Gefahr eines Reform-Siegels in Wales wird eher oberflächlich behandelt; konkrete Strategien oder soziologische Gründe für Labours Schwäche bleiben unerörtert. Der Podcast liefert damit zwar Einblick in die aktuelle Downing-Street-Rhetorik, verzichtet aber auf kritische Kontextualisierung oder Gegenrechnung. Wer eine analytische Auseinandersetzung mit den Brexit-Folgen oder Labours Umfragekrise erwartet, wird enttäuscht; wer Downing-Street-Talkingpoints unkommentiert hören will, ist hier genau richtig.