Der NDR-Podcast „Streitkräfte und Strategien“ beleuchtet an Tag 1314 des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zwei Schwerpunkte: den von Trump vorgelegten Gaza-Friedensplan und europäische Drohnenabwehr. Hauptgesprächspartner sind Moderator Stefan Niemann sowie die ARD-Korrespondenten Torsten Teichmann (Nahost/USA) und Kai Küstner (Politik). Teichmann sieht Trumps dreistufigen Plan – Waffenstillstand, Geiselaustausch, Rückzug Israels und Wiederaufbau unter neuer palästinensischer Verwaltung – skeptisch: „Das eine ist das Papier, das andere ist die Praxis.“ Die Hamas habe sich noch nicht geäußert, ohne deren Zustimmung werde der Krieg fortbestehen. Küstner erklärt, dass Bundeswehrkräfte Dänemark gegen Drohnenstörungen unterstützen; gleichzeitig diskutiert der EU-Gipfel einen „Drohnenwall“. Hinweise aus Washington lassen erwägen, die Ukraine könnte über Europa mit Tomahawk-Marschflugkörpern beliefert werden – eine Eskalationsstufe mit Reichweite tief ins russische Hinterland. ### 1. Gaza-Plan als US-Wahlkalkulation Teichmann vermutet, Trumps Eile erkläre sich durch den Wunsch nach einem diplomatischen Erfolg vor November. Die Initiative sei „eine US-amerikanische Idee“, weil Washington enttäuscht über die Dauer der israelischen Militäroperation sei. ### 2. Hamas-Zustimmung gilt als unwahrscheinlich Ohne direkte Berichterstattung aus dem Gazastreifen bleibe unklar, wie die Bevölkerung reagiert. Teichmann: „Ich glaube nicht, dass die Hamas sich darauf einlässt … der Krieg wird weitergehen.“ ### 3. Europäischer „Drohnenwall“ noch vage Von der Leyens Vorschlag sieht ein gemeinsames Luftverteidigungssystem gegen Drohnen vor, Details stehen offen. Bundeswehr hilft bereits bei der Identifikation und Abwehr in Dänemark. ### 4. Tomahawk-Lieferung wäre strategische Wende Bisher lehnten die USA Waffen mit tiefen Schlagradius ab. Kai Küstner zitiert die Washington Post: Intern werde über Cruise Missiles diskutiert, „ein ziemlich drastischer Schritt“, der russische Energie-Infrastruktur treffen könnte. ### 5. Drohnen als Schlüsseltechnologie beider Konflikte Ob defensive europäische Luftraumüberwachung oder offensive ukrainische Fernschläge – Drohnen und Marschflugkörper prägen Kriegsführung und Diplomatie gleichermaßen. ## Einordnung Die 16-minütige Folge wirkt wie ein typisches Radio-Update für Hörer mit Grundinteresse an Sicherheitspolitik. Die Journalisten bleiben auf professionellem Terrain: Fakten werden korrekt zugeordnet, Expertenmeinungen deutlich als solche gekennzeichnet. Besonders der Hinweis, dass deutsche Medien keinen Zugang zum Gazastreifen haben, relativiert die Einschätzung der Hamas-Stimmung – ein selbstkritischer Ton, der in vielen Nahost-Debatten fehlt. Gleichwohl bleiben zentrale Perspektiven unausgeschöpft: Palästinensische Stimmen außerhalb der Hamas, zivile Opfer und humanitäre Organisationen kommen nicht vor; der israelische Siedlungsbau im Westjordanland bleibt unerwähnt. Die Diskussion über Tomahawk-Lieferungen spiegelt vor allem westliche Sicherheitsinteressen wider; mögliche Eskalationsrisiken für die europäische Öffentlichkeit werden nur angerissen. Insgesamt bietet der Podcast eine kompakte, aber begrenzte Betrachtung geopolitischer Drohnen- und Waffenthemen – journalistisch solide, doch diskursiv eher konservativ und eurozentriert.