Hard Fork: Age-Gating the Internet + Cloudflare Takes On A.I. Scrapers + HatGPT

Hard Fork über die britische Altersverifikationspflicht und Cloudflares neuen Marktplatz gegen KI-Scraping.

Hard Fork
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Die aktuelle Hard-Fork-Folge widmet sich der britischen Online-Safety-Act, die seit dem 25. Juli 2025 landesweite Altersverifikation verlangt. Casey Newton erklärt, dass Erwachsene inzwischen auf Pornhub, Reddit-Subs wie r/stop_smoking oder sogar Wikipedia Ausweise hochladen müssten, wobei mehr als 400 000 Brit:innen eine Rücknahme fordern. Als Workaround nutzten viele VPNs oder täuschten die KI-basierte Gesichtserkennung mit Selfies aus dem Videospiel „Death Stranding“. In den USA seien bereits 24 Staaten mit ähnlichen Gesetzen aktiv, weshalb Newton Apples kommende On-Device-Lösung bevorzuge, die keine zentralen Datenbanken erfordere. Cloudflare-CEO Matthew Prince stellt im zweiten Teil vor, wie sein Unternehmen seit dem 1. Juli standardmäßig KI-Crawler blockiert, um Verlage vor unentgeltlichem Scraping zu schützen. Prince rechtfertigt die Maßnahhe damit, dass Google zehn Jahre zuvor noch zehnmal mehr Traffic generiert habe als heute, während OpenAI laut Cloudflare 750-mal und Anthropic 30 000-mal weniger Besucher:innen weiterleite. Er kündigt ein Marktplatz-Modell an, bei dem auch kleine Publisher anonymisiert Lizenzgebühren erhalten könnten, wobei Cloudflare 20–30 % Provision verlange. Die Diskussion bleibt vorsichtig optimistisch, dass sich ein fairer Kompromiss zwischen Datenschutz, Jugendschutz und fairen Vergütungen finden lässt. ### Altersverifikation erzwinge britische Internet-Spaltung Die britische Online-Safety-Act verlange seit dem 25. Juli 2025 auf praktisch allen Websites mit potenziell „schädlichem“ Inhalt eine „hochwertige Altersprüfung“. Newton berichtet: „Es betrifft nicht nur Pornhub, sondern auch Subreddits wie r/stop_smoking oder r/cider – also Seiten, die Jugendlichen helfen könnten.“ Wikipedia erwäge, den britischen Markt ganz zu sperren, weil die Plattform keine Ausweise speichern wolle. ### Massenproteste und kreative Umgehungen Mehr als 400 000 Menschen hätten eine Petition gegen das Gesetz unterschrieben. Gleichzeitig hätten Nutzer:innen „relativ einfache Workarounds“ gefunden: VPNs, die den Standort vortäuschen, oder Selfies aus dem Videospiel „Death Stranding“, die die KI-gestützte Gesichtserkennung austricksen würden. Newton zitiert die britische Medienaufsicht Ofcom, die einräume, das Gesetz sei „keine Silberkugel“, halte aber an der Maßnahme fest. ### US-Bundesstaaten ziehen nach In den USA hätten bereits 24 Staaten ähnliche Gesetze verabschiedet; der Supreme Court habe im Juni 2025 ein texanisches Gesetz bestätigt, das Altersnachweise für Porno-Websites fordere. Newton plädiere für Apples kommende On-Device-Lösung: „Apple kann das Alter anonymisieren und als Token an Entwickler weitergeben – ohne dass Erwachsene Ausweise hochladen müssen.“ Meta und Google lobbyierten jedoch, die Haftung auf die App-Stores abzuwälzen. ### Cloudflare blockiert KI-Crawler standardmäßig Matthew Prince erklärt, Cloudflare habe am 1. Juli 2025 standardmäßig alle KI-Crawler blockiert, „es sei denn, sie entschädigen die Content-Ersteller“. Er rechtfertigt die Maßnahme mit Zahlen: „Vor zehn Jahren war es zehnmal leichter, Traffic zu bekommen; bei OpenAI ist es 750-mal, bei Anthropic 30 000-mal schwerer.“ Die Lösung nutze Cloudflares Cybersicherheits-Technik, um schlecht verhaltende Bots zu identifizieren und zu blockieren. ### Neue Marktplätze für Content-Lizenzen Prince kündigt ein System an, bei dem auch kleine Publisher anonymisiert Gebühren erhalten könnten: „Wir stellen den Marktplatz, wir nehmen 20–30 % Provision – ähnlich wie Spotify.“ Google, das bisher „alles umsonst“ kopiere, müsse neu verhandeln. Die KI-Branche reagiere überwiegend positiv, solange ein „level playing field“ gewährleistet sei. ## Einordnung Die Episode zeigt zwei Journalist:innen, die komplexe Tech-Regulierung unterhaltsam, aber mit klarer Haltung vermitteln. Newton und Roose stellen die britische Altersprüfung nicht als notwendigen Schutz, sondern als Datenschutz-Desaster dar – ohne dabei pädagogische Bedenken zu ignorieren. Besonders bemerkenswert ist, wie sie internationale Entwicklungen verknüpfen und konkrete Alternativen (Apples On-Device-Lösung) benennen. Im zweiten Teil wird Cloudflares Machtfülle – 20 % des Webs fließen durch ihre Server – offen angesprochen, ohne sie zu romantisieren. Prince nutzt seine Gatekeeper-Position, um einen neuen Markt zu eröffnen; die Moderator:innen hinterfragen, ob das eine gerechte Lösung oder ein neues Monopol wird. Insgesamt ein informatives, gut recherchiertes Format, das komplexe Zusammenhänge ohne Panikmache erklärt. Hörempfehlung für alle, die wissen wollen, wie Jugendschutz und KI-Regulierung 2025 wirklich funktionieren – oder eben nicht.