Kanal Schnellroda: Seitenwechsel? Jetzt! Susanne Dagen und Götz Kubitschek
Ein zwangloses, aber einseitiges Promo-Gespräch für die rechte Buchmesse "Seitenwechsel" in Halle – ohne journalistische Distanz.
Kanal Schnellroda
34 min read2173 min audioDer Podcast "Schnellroder diskutiert" ist ein Gesprächsformat des Verlags Antaios, das sich selbst nicht als professioneller Journalismus versteht. In der Folge "Alle nach Halle!" sprechen Götz Kubitschek und Susanne Dagen über die von Dagen initiierte „Seitenwechsel“-Buchmesse in Halle (Saale), die als Gegenveranstaltung zur Frankfurter Buchmesse konzipiert ist. Dagen berichtet von ihrer Absage aus einem Kulturfest in Landau, weil dort angeblich Sicherheitsbedenken bestünden. Sie positioniert ihre Messe als „geistige Notwehr“ gegen die „einseitige Ödnis“ etablierter Buchmessen und als Raum für „alternative“ Verlage, die sich rechts der Mitte verorten. Die Messe finde am 8. und 9. November statt, biete 65 Ausstellern und rund 70 Veranstaltungen auf fünf Bühnen Platz und verstehe sich als „Opposition" im Kulturbetrieb. Teilnehmer sind laut Dagen u.a. „Tichys Einblick", „Kontrafunk" und "Junge Freiheit", aber auch Verlage wie "Meiner". Kubitschek und Dagen konstruieren eine Opferidentität: Sie behaupten, etablierte Messen würden „konservative" Stimmen systematisch ausschließen, während ihre eigene Veranstaltung als offene Plattform gelte – allerdings mit strengen Medienregeln: Nur akkreditierte Journalist:innen dürfen filmen oder fotografieren, um „gezielt inszenierte" Bilder zu verhindern. Kritische Journalist:innen hätten laut Dagen bislang keine Akkreditierung erhalten, was sie damit begründet, dass sie „keinen unermesslichen Pool" an freien Tickets habe.
## Einordnung
Das Gespräch ist kein Interview, sondern ein gemeinsames Positionspapier: Die Interviewer:in übernimmt durchgehend die Perspektive der Interviewten, stellt keine kritischen Nachfragen und wiederholt deren Behauptungen ungeprüft. So entsteht ein geschlossener Diskurs, in dem die „Mainstream-Medien" pauschal als feindlich, die eigenen Projekte dagegen als freiheitsliebend und unterdrückt dargestellt werden. Die Argumentation basiert auf der Verschwörungserzählung, kulturelle „Räume" würden „linken Aktivist:nnen" durchgesetzt, weshalb man sich nun „eigene Räume" schaffe. Dabei wird der Begriff „Freiheit" umgedreht: Er meint nicht Diskursvielfalt, sondern die Abschottung gegenüber als links oder systemkonform Etikettierten. Die Behauptung, nur so könne man „geglaubte Bilder" verhindern, entlarvt die angebliche Offenheit als selektive Inszenierung. Wer kritische Fragen stellen könnte, wird ausgegrenzt – unter dem Vorwand, „Sicherheit" und „Qualität" zu wahren. So reproduziert der Podcast exakt das, was er bei etablierten Messen moniert: Er schafft einen abgeschlossenen Safe-Space, in dem rechte Positionen normalisiert und als Alternativkultur gefeiert werden. Die fehlende journalistische Distanz macht die Folge zu einem propagandistischen Werbeformat, nicht zu einem Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung.