c’t uplink - der IT-Podcast aus Nerdistan: Photovoltaik an originellen und ungenutzten Stellen aufbauen | c’t uplink

Kreative Solar-Platzierungstechniken und praktische Tipps für Balkonkraftwerke abseits des Balkons.

c’t uplink - der IT-Podcast aus Nerdistan
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Der c't-uplink-Folge "Alles wird solar" widmet sich ganz der Frage, wie man Balkonkraftwerke kreativ platzieren kann, wenn der klassische Balkon fehlt oder zu klein ist. Die Redakteur:innen Sven Hansen und Jörg Wirtgen erklären gemeinsam mit Moderator Christian Wölbert technische Grundlagen wie bifaziale Glas-Glas-Module, lichtdurchlässige Panels und rahmenlose Bauformen und diskutieren praktische Lösungen für Zäune, Garagentore, Terrassendächer oder sogar Gartentische mit integrierten Solarpanels. ### 1. Bifaziale Module nutzen beide Seiten und liefern mehr Ertrag Bifaziale Glas-Glas-Module könnten deutlich mehr Strom liefern, weil sie von beiden Seiten Licht nutzen. Jörg Wirtgen erklärt: "Das heißt, das Ding funktioniert von der Vorderseite auch wie von der Rückseite." Besonders interessant sei das bei Zäunen oder freistehenden Konstruktionen, wo morgens und abends jeweils eine Seite beschienen werde. ### 2. Lichtdurchlässige Panels als Kompromiss zwischen Strom und Tageslicht Es gebe spezielle lichtdurchlässige Module, bei denen bewusst Abstände zwischen den Zellen gelassen würden. "Man kann den Kompromiss wählen", so Wirtgen, und erhalte so etwa 70 % der möglichen Leistung bei gleichzeitigem Lichteinfall – ideal für Carports oder Terrassenüberdachungen. ### 3. Normen und Kompatibilität: MC4-Stecker passen, Größen variieren stark Die Steckverbindungen seien zwar genormt (MC4), doch bei Größe und Leistung gebe es kaum Standards. Sven Hansen rät: "Es gibt keine richtigen Standards... aber Module, die in Massen gefertigt werden", etwa 450-Watt-Typen mit rund 1 × 2 m. Sets aus Panel und Wechselrichter seien daher oft die einfachste Lösung. ### 4. Genehmigungs- und Nachbarschaftsfragen entscheiden über Erfolg oder Scheitern Zäune und Carports unterlägen Baurecht und Nachbarschaftsrecht. "Immer die wichtige Regel... mit Nachbarn zu sprechen", mahnt Hansen. Sobald mehr als 2 kW Peak oder 800 W Einspeisung erreicht würden, gelte die Anlage nicht mehr als Balkonkraftwerk – dann seien volle PV-Meldung und Netzbetreiber-Abstimmung nötig. ### 5. Dach-"Balkonkraftwerk" als Hack: mehr Leistung, aber mit Hürden Jörg Wirtgen berichtet von seiner eigenen Lösung: zwei 500-W-Module auf dem Staffeldach, Kabel zur Balkon-Steckdose. "Ich habe eigentlich einen viel besseren Erlös, weil ich die Panels besser positionieren kann." Probleme: Zustimmung der Eigentümergemeinschaft, Kabel-Durchführung, Akku-Standort und WLAN-Versorgung. ### 6. Akkus halten länger, wenn sie nicht im prallen Sonnenlicht stehen Die teuerste Komponente sei der Speicher. "Idealerweise... einen temperaturmäßig ruhigeren Ort" wählen, rät Wirtgen. Viele Outdoor-Akkus seien zwar zertifiziert, doch Hitze und Frost würden Lebensdauer messbar reduzieren. Bessere Alternative: Wechselstrom-Akku im Haus, auch wenn zusätzliche Wandlungsverluste entstünden. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als technisch fundierter Ratgeber mit deutlichem DIY-Fokus. Die drei Redakteur:innen bleiben sachlich, liefern konkrete Zahlen und warnen an den richtigen Stellen vor Überforderung. Besonders gelungen: die nüchterne Einordnung, wann sich ein Projekt lohnt und wann nicht. Kritisch anzumerken ist, dass soziale und bürokratische Aspekte – Vermieter, Eigentümergemeinschaft, Baurecht – zwar erwähnt, aber nicht vertieft werden; diese Fragen entscheiden jedoch oft über Erfolg oder Scheitern. Die Perspektive bleibt klar norddeutsch-urban, alternative Wohnformen oder Mietverhältnisse fehlen. Insgesamt liefert der Podcast eine solide Entscheidungsgrundlage für Bastler:innen mit Haus oder großem Balkon, weniger für Mieter:innen in Mehrfamilienhäusern. Hörempfehlung: Wer konkret plant, Balkonkraftwerke kreativ zu platzieren oder einfach nur technisch tiefere Einblicke sucht, bekommt hier einen unterhaltsamen und informativen Überblick. Für reine Grundlagen-Fragen reicht jedoch auch die Lektüre des c't-Artikels.