Carl-Auer Sounds of Science: S2 #2 Der Mensch ist mehr als seine Krankheit | „Obdachlos mit Meldeadresse“
Kurzer Einblick in systemische Soziale Arbeit im Krankenhaus anhand eines Falls eines obdachlosen Patienten mit Meldeadresse.
Carl-Auer Sounds of Science
1041 min audioUrsula Pabsch, Systemische Therapeutin und Buchautorin, diskutiert im Carl-Auer Podcast "Sounds of Science" einen komplexen Fall aus der Krankenhaussozialen Arbeit: einen obdachlosen Patienten mit Meldeadresse. Dieser kurze Beitrag veranschaulicht systemische Grundsätze und Herangehensweisen in der sozialen Arbeit.
### Paradoxe Situation "obdachlos mit Meldeadresse"
Pabsch beschreibt einen Fall, in dem ein Patient sowohl obdachlos als auch mit Meldeadresse registriert sei. Sie erklärt, wie diese scheinbar widersprüchliche Situation entstehe und betont die Notwendigkeit, "das bisherige System, ihre Regeln und Dissonanzen kennenzulernen".
### Systemische Fragetechniken als Orientierungshilfe
Die Expertin stellt verschiedene systemische Fragen vor, die helfen sollen, Verständnis für die Situation des Patienten zu entwickeln: "Gibt es etwas, was Sie mir aus Ihrem Leben erzählen möchten?" oder "Was hat Sie bewogen, Ihre Wohnung zu verlassen?". Diese Fragen zielten darauf ab, die Perspektive des Betroffenen zu verstehen.
### Herausforderungen institutioneller Zusammenarbeit
Pabsch kritisiert die mangelnde Kooperationsbereitschaft und das Desinteresse von Betreuern: "Die Interessenlosigkeit war für mich deutlich spürbar. So nach dem Motto, noch ein Obdachloser, der sich eh nicht helfen lassen will."
### Datenschutz als Hindernis für Kontinuität
Die Therapeutin bedauert, dass sie aufgrund des Datenschutzes keine Auskunft über den weiteren Verlauf des Falls erhalten habe: "Die Kolleginnen dürften mir keine Auskunft geben."
## Einordnung
Dieser kurze Podcast-Beitrag dient primär als Praxisbeispiel für systemische Soziale Arbeit im Krankenhaus. Pabsch demonstriert anhand eines konkreten Falls, wie systemische Grundsätze - nicht-wissende Haltung, Neutralität und offene Neugier - in der Praxis angewendet werden können. Die Darstellung bleibt jedoch sehr oberflächlich und wirkt eher wie eine Fallskizze denn wie eine tiefgreifende Analyse. Problematisch ist, dass die strukturellen Ursachen von Obdachlosigkeit und die systemischen Barrieren im Hilfesystem nur am Rande angesprochen werden. Die Kritik an der "Interessenlosigkeit" von Betreuern bleibt ebenfalls ohne weitere Kontextualisierung oder Lösungsansätze. Als Einführung in systemische Denkweisen mag der Beitrag geeignet sein, für eine fundierte Auseinandersetzung mit sozialer Arbeit bei Obdachlosigkeit fehlen jedoch wichtige Perspektiven der Betroffenen selbst sowie strukturelle Analysen.