Input: Weihnachtsgeschenke: Geste der Liebe oder übertriebener Konsum?
** Warum schenken wir? Eine Reportage über Leidenschaft, Konsumkritik und die Suche nach dem Sinn hinter Weihnachtsgeschenken.
Input
20 min read1618 min audioWeihnachtsgeschenke polarisieren: Für die einen sind sie Ausdruck von Liebe und Verbundenheit, für andere überflüssiger Konsum oder sogar Verschwendung. Die Episode des SRF-Podcasts „Input“ nähert sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven und fragt, was Schenken eigentlich bedeutet. Dabei wird deutlich, dass die Haltung zu Geschenken oft mit persönlichen Erfahrungen verknüpft ist – etwa mit Kindheitserinnerungen oder der eigenen Lebenssituation. Unhinterfragt bleibt jedoch die Annahme, dass Schenken an sich ein positiver Akt sei, der Beziehungen stärke. Kritische Stimmen hinterfragen zwar den materiellen Aufwand, nicht aber die gesellschaftliche Erwartung, überhaupt schenken zu müssen.
### Zentrale Punkte
**Leidenschaftliches Schenken als Familienritual**
Karin Longobardi und ihre drei Töchter würden das Schenken als zentralen Bestandteil ihres Weihnachtsfests beschreiben. Sie fertigten jedes Jahr etwa 20 Adventskalender mit je 24 kleinen Geschenken an, zusätzlich zu Weihnachtspräsenten für Familie, Freund:innen und Bedürftige. Für sie stehe die Freude im Vordergrund, anderen mit kleinen Aufmerksamkeiten eine Freude zu bereiten – selbst wenn sie selbst weniger gut im Beschenktwerden seien.
**Geschenke als Verschwendung und emotionale Belastung**
Stefanie, eine Tierärztin aus der Region Bern, lehne Geschenke hingegen ab. Sie empfinde das Schenken als sinnlose Verschwendung, da die meisten Geschenke schnell vergessen würden. Ihre ablehnende Haltung hänge auch mit negativen Kindheitserinnerungen zusammen, in denen Weihnachten trotz vieler Geschenke nicht glücklich gewesen sei. Erst im Gefängnis, wo Weihnachten bescheiden gefeiert worden sei, habe sie ein friedliches Fest erlebt.
**Philosophische Reflexion über den Sinn des Schenkens**
Die Philosoph:innen Barbara Bleisch und Yves Bossart würden das Schenken als komplexen sozialen Akt beschreiben. Sie diskutierten etwa die Frage, warum Geschenke verpackt werden – ursprünglich, um den Wettbewerb um die wertvollsten Gaben zu kaschieren. Auch die Ambivalenz von Geschenken käme zur Sprache: Manche Geschenke würden als unangenehm empfunden, weil sie erzieherischen Charakter hätten (z. B. ein Fitness-Abo) oder weil unklar sei, für wen sie eigentlich bestimmt seien (z. B. Reizwäsche).
**Statistiken und gesellschaftliche Erwartungen**
Der Podcast verweise auf eine Umfrage des Schweizer Detailhändlerverbands, wonach Schweizer:innen durchschnittlich 341 Franken für Weihnachtsgeschenke ausgeben würden. Männer würden dabei mehr Geld ausgeben als Frauen. Diese Zahlen würden jedoch nicht hinterfragt, sondern als gegeben präsentiert – ebenso wie die Annahme, dass Schenken ein fester Bestandteil von Weihnachten sei.
### Einordnung
Die Episode besticht durch ihre lebensnahe und vielfältige Perspektivensammlung: Von der leidenschaftlichen Schenkerin bis zur Konsumkritikerin kommen sehr unterschiedliche Stimmen zu Wort, die das Thema aus persönlicher, philosophischer und statistischer Sicht beleuchten. Besonders gelungen ist die Einbindung der philosophischen Reflexion, die dem Thema eine tiefere Dimension verleiht. Allerdings bleibt die Episode an einigen Stellen oberflächlich: So wird etwa die Umfrage zu den Ausgaben für Weihnachtsgeschenke nicht kritisch eingeordnet, und auch die Frage, warum Schenken überhaupt gesellschaftlich erwartet wird, bleibt unbeantwortet. Zudem fehlt eine Auseinandersetzung mit den ökologischen und sozialen Folgen des Konsums, der mit Weihnachtsgeschenken einhergeht.
**Hörempfehlung**: Für alle, die sich für die emotionalen und sozialen Aspekte des Schenkens interessieren – besonders, wenn sie selbst zwischen Leidenschaft und Skepsis schwanken.
### Sprecher:innen
* **Michael Bolliger** – Autor und Moderator der Episode
* **Karin Longobardi** – Kindergärtnerin und leidenschaftliche Schenkerin
* **Stefanie** – Tierärztin und Kritikerin von Weihnachtsgeschenken
* **Barbara Bleisch & Yves Bossart** – Philosoph:innen (Ausschnitt aus einem anderen Podcast)