Cicero Podcasts: MdB A. Jung und BEE-Präsidentin S. Peter: „Klimaziele erreichen und den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken"
Eine technokratische Debatte über die Energiewende mit viel Expertise, aber wenig Bürger:innenbeteiligung.
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50 min read2760 min audioIm Podcast "Mission Energiewende – die Weichen richtig stellen" diskutieren Simone Peter (Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energien) und Andreas Jung (CDU, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion) über die Zukunft der deutschen Energiepolitik. Das Gespräch wird moderiert von Alexander Marguier, Chefredakteur von Cicero, und fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Berlin Lunch Talks“ der BMW Foundation Herbert Quandt statt.
### 1. Deutschland sei auf dem richtigen Weg bei der Energiewende
Simone Peter betonte, dass Deutschland seit 25 Jahren konsequent auf Erneuerbare Energien setze und langfristig günstigere Strompreise als die USA mit fossilen Energien erreichen werde. Sie verwies darauf, dass die Kosten für Solar- und Windenergie deutlich gesunken seien – auf teils unter 5 Cent pro Kilowattstunde.
### 2. Neue Weichenstellungen seien nötig – auch mit Gaskraftwerken
Andreas Jung forderte, dass die Energiewende erfolgreich nur mit verlässlichen Partnern wie Gaskraftwerken gelingen könne. Diese sollten übergangsweise als Backup dienen und später auf Wasserstoff oder CO₂-Abscheidung umgestellt werden.
### 3. Die Effizienz der Energiewende werde neu bewertet
Beide Diskutierende räumten ein, dass die Energiewende effizienter gestaltet werden müsse. Peter verwies auf Effizienzsteigerungen durch Elektrifizierung, Jung kritisierte, dass bisherige Kapazitäten nicht optimal genutzt worden seien und Korrekturen nötig seien.
### 4. Die Zukunft der Atomkraft bleibe offen
Jung betonte, dass Deutschland die Tür für neue Kernkrafttechnologien nicht verschließen dürfe – insbesondere für Forschung an Generation-IV-Reaktoren und Kernfusion. Der Ausstieg aus der Atomkraft gelte zwar, aber neue Technologien sollten nicht vom Vorherein ausgeschlossen werden.
### 5. Die Akzeptanz der Energiewende sinke
Beide Gäste räumten ein, dass die Akzeptanz für die Energiewende in der Bevölkerung gesunken sei. Gründe seien zu hohe Energiepreise, Fehlplanungen bei der Wärmepumpe und mangelnde Beteiligung der Bürger:innen.
## Einordnung
Das Gespräch zeigt: Die Energiewende ist in Deutschland zwar auf gutem Weg, aber umstritten – und das nicht nur zwischen den Lagern, sondern auch innerhalb der etablierten Parteien. Besonders auffällig ist, wie sehr sich die Diskussion auf technische Machbarkeit und wirtschaftliche Effizienz konzentriert, während soziale Aspekte wie Beteiligung, Gerechtigkeit oder Energiearmut kaum eine Rolle spielen. Die Expertise der Gäste ist hoch, aber die Perspektive bleibt technokratisch-elitär – Bürger:innen werden eher als Verbraucher:innen oder Akzeptanzproblem gesehen als als Mitgestaltende. Auffällig ist auch, wie schnell Grüne und CDU gemeinsame Nenner finden, etwa bei der Notwendigkeit von Gaskraftwerken oder der Forderung nach mehr Offenheit für neue Technologien. Dabei bleibt unklar, wie mit den realen Widersprüchen umgegangen wird: etwa zwischen ambitionierten Klimazielen und steigendem Strombedarf, oder zwischen Marktlogik und staatlicher Steuerung. Der Anspruch, Ökonomie und Ökologie zusammenzubringen, bleibt zwar rhetorisch präsent – ob er aber ohne klare Kursweichen und ohne Konfliktbewältigung gelingen kann, bleibt offen.