Masters of Scale: From Colbert to Trump’s WSJ lawsuit, Axios’ Sara Fischer on media turmoil
Eine Medienexpertin analysiert Trumps Klage gegen das Wall Street Journal, die Einstellung von Colberts Show und die Kürzungen bei NPR - und erklärt die ökonomischen und politischen Kräfte dahinter.
Masters of Scale
33 min read1710 min audioIn der Episode "Media Mayhem: From Colbert's Cancellation to Trump's $10 Billion Wall Street Journal Lawsuit" (dt. Medienchaos: Von Colberts Absetzung bis zu Trumps 10-Milliarden-Dollar-Klage gegen das Wall Street Journal) analysiert Host Bob Safian gemeinsam mit Axios-Medienkorrespondentin Sara Fischer eine der folgenreichsten Wochen der Medienbranche. Fischer ordnet als CNN-Analystin die jüngsten Entwicklungen ein, von Trumps Klage gegen das Wall Street Journal wegen eines Artikels über eine angebliche Geburtstagsnachricht an Jeffrey Epstein bis zur Einstellung von Stephen Colberts Late Show.
### Trump würde nicht klagen, wenn er etwas zu verbergen hätte
Fischer argumentiert, Trumps 10-Milliarden-Dollar-Klage gegen das Wall Street Journal sei rechtlich schwach, aber strategisch bedeutsam: "Ich glaube nicht, dass Donald Trump eine Klage anstrengen würde, wenn er sehr besorgt darüber wäre, was im Beweisverfahren herauskommen könnte, falls es vor Gericht ginge." Die Klage unterscheide sich von früheren Fällen mit CBS und ABC, die Trump jeweils mit 15 und 16 Millionen Dollar beilegen konnte.
### CBS-Entscheidung zu Colbert sei politisch motiviert
Zur Einstellung von Stephen Colberts Show erklärt Fischer: "Ich denke, dass diese Show Geld verloren hat, weil die meisten Late-Night-Shows Geld verlieren." Dennoch vermutet sie politische Motive: Die Ankündigung erfolgte zwei Tage nach einem Treffen zwischen CBS-Käufer Skydance Media und der FCC. "Sie wollen der FCC zeigen, dass sie sich ernsthaft um guten öffentlichen Service bemühen."
### Kürzungen bei PBS und NPR treffen hauptsächlich ländliche Gebiete
Die Streichung von über einer Milliarde Dollar für öffentliche Medien würde vor allem lokale Sender in ländlichen, oft republikanischen Gebieten treffen, so Fischer: "Einige dieser ländlichen Sender sind für bis zu 50% ihres Budgets auf staatliche Förderung angewiesen." NPR National erhalte nur etwa 1% seiner Finanzierung von der Bundesregierung.
### Vertrauen verschiebt sich von Institutionen zu Individuen
Substacks Bewertung von über einer Milliarde Dollar reflektiere einen Trend: "Immer mehr Menschen verlagern ihr Vertrauen von Institutionen zu Individuen, zu denen sie eine Beziehung haben." Paradoxerweise seien aber lokale Medien nach wie vor am vertrauenswürdigsten, während die Investitionen in nationale Plattformen fließen würden.
## Einordnung
Fischers Analyse bietet eine nüchterne Einschätzung der aktuellen Medienumbrüche, die sie primär durch ökonomische Zwänge und politische Opportunität erklärt. Ihre Argumentation zu Colberts Absetzung - eine ohnehin geplante Kostensenkung, die politisch günstig getimed wurde - ist bemerkenswert zynisch, aber durchaus plausibel. Problematisch wird es, wenn Fischer Trumps aggressive Klagestrategie als kalkulierten Schachzug rationalisiert, ohne die dahinterliegenden Machtstrukturen kritisch zu hinterfragen. Die systematische Einschüchterung von Medienunternehmen durch kostspielige Prozesse wird als normale Geschäftspraxis dargestellt. Auch bei der Diskussion über Vertrauensverluste in Medieninstitutionen fehlt eine tiefere Analyse der zugrundeliegenden demokratischen Implikationen. Stattdessen werden Marktlogik und politische Taktik als unvermeidliche Realitäten akzeptiert, ohne alternative Ansätze oder strukturelle Reformen zu diskutieren.