Im Gespräch mit Historiker Laurent Dubois geht es um ein 1782 entstandenes Gemälde in Versailles, das afroamerikanische Soldaten in französischen Uniformen während der Belagerung von Yorktown zeigt. Dubois erklärt, dass es sich um freie Afro-Französ:innen aus Saint-Domingue (heute Haiti) und um entflohene versklavte Männer aus Virginia handelte, die sich der französischen Armee anschlossen. Viele von ihnen kämpften in der Einheit „Chasseurs-Volontaires de Saint-Domingue“ u. a. in Savannah 1779. Ihre Motive reichten von Loyalität gegenüber Frankreich bis zur eigenen Befreiung; nach dem Krieg zogen einige nach Haiti, wo sie später in der dortigen Revolution Führungsrollen übernahmen. Die Episode betont, dass der amerikanische Unabhängigkeitskrieg global vernetzt war und afroamerikanische Akteur:innen bisher unzureichend gewürdigt werden. ### Tausende afroamerikanische Soldaten dienten an der Seite Frankreichs Dubois zufolge seien „Hunderte, vielleicht Tausende“ afroamerikanische Männer in französischen Einheiten in Nordamerika aktiv gewesen. Viele stammten aus der reichen Kolonie Saint-Domingue und wollten Bürgerrechte unterstreichen oder sich selbst aus der Sklaverei befreien. Das Gemälde in Versailles belege, dass sie offiziell als Soldaten anerkannt worden seien: „It shows that they were active participants, and some were even recognized as soldiers by the French.“ ### Freie Afro-Französ:innen lieferten entscheidende Militärleistungen Die Chasseurs-Volontaires de Saint-Domingue galten nach Dubois als diszipliniert und erfahren. In der Niederlage von Savannah 1779 hätten sie während des Rückzugs unter heftigem Feuer gehalten und so zahlreichen amerikanischen sowie französischen Kameraden das Leben gerettet. Ihr Einsatz sei von befreundeten Offizieren gelobt worden. ### Versklavte Männer nutzten den Krieg als Fluchtweg Viele in Virginia Versklavte wären zu den Französ:innen durchgebrochen, weil Frankreich ihnen Freiheit gegen Militärdienst anbot. Dubois betont, dass ihre Motivation primär individuelle Freiheit war: „For many of these African American soldiers, their primary motivation was their own freedom and the freedom of their families.“ ### Erfahrungen aus dem Unabhängigkeitskrieg prägten die spätere haitianische Revolution Die ehemaligen Soldaten kehrten mit militärischer Erfahrung und dem Wissen, dass auch Großmächte gestürzt werden könnten, in die Karibik zurück. Einige übernahmen laut Dubois Führungspositionen in der Haitianischen Revolution, etwa Toussaint Louverture, der selbst zeitweise in französischen Einheiten gedient habe. Die Episode zeigt, wie stark die beiden Revolutionen miteinander verflochten waren. ## Einordnung Die Folge ist ein klassisches journalistisches Erklärformat: ein klarer roter Faden, ein einziger Experte als Gesprächspartner und eine leicht verdauliche Narrative. Die Moderation bleibt neutral, stellt offene Fragen und wiederholt wichtige Punkte zur Orientierung. Die Machart ist informativ, ohne aufkommende Kontroversen auszuloten; Quellen oder Gegenstimmen fehlen. Positiv hervorzuheben ist die bewusste Dekonstruktion traditioneller Geschichtsbilder, die weiße Kolonisten in den Mittelpunkt stellen. Gleichwohl bleibt der Fokus fast ausschließlich auf militärischen Beiträgen; strukturelle Aspekte wie Rassismus in den französischen Kolonialtruppen oder die Perspektive der versklavten Frauen bleiben unerwähnt. Die Episode eignet sich als Einstieg in ein komplexes Thema, wer tiefere Auseinandersetzung sucht, muss weiterführende Literatur zur haitianischen und afroamerikanischen Geschichte konsultieren.