Weltspiegel Podcast: Wie China Geschichte als Waffe nutzt
Der Weltspiegel-Podcast zeigt, wie China und Japan den 80. Jahrestag des Pazifikkriegsendes für aktuelle Machtspielchen instrumentalisieren.
Weltspiegel Podcast
38 min read1849 min audioDer Weltspiegel-Podcast beleuchtet den 80. Jahrestag des Kriegsendes im Pazifik aus konkurrierenden Perspektiven. Philipp Abresch führt durch das Format und spricht mit ARD-Korrespondent:innen Jörg Endriss in Peking und Johannes Edelhoff, der sich in Hiroshima aufhält. Das zentrale Thema: Wie China, Japan und die USA die Geschichte des Zweiten Weltkriegs heute für aktuelle Machtpolitik instrumentalisieren.
### 1. China umschreibe die Geschichte zugunsten der Kommunistischen Partei
Endriss berichtet, dass in China "nachgespielt wird, als wären die kommunistischen Truppen tatsächlich die Sieger und Befreier gewesen", obwohl die nationalistischen Kräfte unter Chiang Kai-shek damals die Hauptlast des Krieges getragen hätten. Diese Darstellung diene der Legitimation der aktuellen Machtstruktur.
### 2. Japan sehe sich selbst als ultimatives Opfer und blende eigene Kriegsverbrechen aus
Edelhoff beschreibt, dass in Japan "sich das Land selbst als großes Opfer sieht und die eigene Schuld besonders dann sehr stark ausblendet". Diese Perspektive präge das kollektive Gedächtnis und erschwere eine kritische Auseinandersetzung mit japanischen Kriegsverbrechen.
### 3. Militärparaden und Aufrüstung als Reaktion auf historische Traumata
Während in China "eine pompöse Militärparade" mit "Panzer, Raketen, Flugzeuge" stattfinde, um die eigene Stärke zu demonstrieren, stehe Japan vor dem Dilemma, seine pazifistische Verfassung zu überwinden und das Verteidigungsbudget von 1 % auf 2 % des BIP zu erhöhen.
### 4. Geschichtsrevisionismus als politisches Werkzeug
Der Film "Dead to the Rights" werde in China massiv gefördert und diene der Botschaft: "Wir brauchen jetzt ein starkes Land und das gibt's nach Lesart von Jinping natürlich nur mit der kommunistischen Partei", während gleichzeitig in staatlichen Museen Mao Tse-tung als zentrale Kriegsfigur glorifiziert werde.
### 5. Fehlende Versöhnung in Ostasien im Gegensatz zu Europa
Die Gesprächspartner:innen stellen fest, dass es im Gegensatz zur europäischen Nachkriegsversöhnung "nie eine echte Versöhnung zwischen China und Japan" gegeben habe. Diese fehlende Aufarbeitung ermögliche, dass historische Konflikte heute wieder politisch instrumentalisiert würden.
## Einordnung
Der Weltspiegel-Podcast präsentiert sich als professionelles journalistisches Format mit klarer Struktur und sorgfältiger Recherche. Die Moderation durch Philipp Abresch führt souverän durch das komplexe Thema, wobei die ARD-Korrespondent:innen als kompetente Experten fungieren. Besonders bemerkenswert ist die differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Geschichtsauffassungen ohne einseitige Wertung. Die Analyse bleibt auf der Ebene der Beobachtung, wie die verschiedenen Länder mit ihrer Geschichte umgehen, ohne die politischen Inhalte selbst zu bewerten. Die Perspektiven sind zwar klar auf die drei Hauptakteure China, Japan und USA fokussiert, doch die Einordnung erfolgt stets im Kontext der aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Die produktionsseitige Qualität ist hoch, mit passenden Soundeinspielungen und einer klaren narrativen Struktur, die dem Hörer ein umfassendes Bild vermittelt.