Sinica Podcast: Chinese and U.S. AI Applications in Public Administration: Lessons and Implications for Ukraine

Ein nüchternes Expertengespräch über KI in der öffentlichen Verwaltung – mit praktischen Beispielen aus China und den USA sowie klaren geopolitischen Warnungen für die Ukraine.

Sinica Podcast
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Die Sinica-Podcast-Folge "Chinese and US AI applications in public administration, lessons and implications for Ukraine" vom 14. August 2025 beleuchtet, wie KI in China und den USA Behörden effizienter macht und was die Ukraine daraus lernen könnte. Moderiert von Kaiser Kuo diskutieren Dmytro Yefremov (ukrainischer Sinologe), Wang Guan (CEO Learnable.ai) und Carmen Lucero (Yale Law School) konkrete Einsatzfelder, regulatorische Rahmenbedingungen und geopolitische Risiken. ### Ukraine plant eigenen KI-Fahrplan Die ukrainische Regierung habe laut Yefremov bereits einen "bottom-up"-Ansatz gewählt: junge Teams im Digital-Ministerium erarbeiten eine Roadmap, testen Anwendungen in Bildung, Gesundheit und Verwaltung und wollen dabei flexibler als die EU regulieren, um "first-mover"-Vorteile zu nutzen. Gleichzeitig gebe es kaum Kontrolle, was Behörden und Unternehmen bereits ohne offizielle Regeln einsetzen. ### Chinas Skalierung als Vorbild Wang Guan berichtet, dass in China KI-gestützte Hotlines wie 12345 Anfragen automatisch routen und 90 % der Fälle schneller lösen. Auch die automatisierte Bewertung von 1–2 Milliarden Prüfungsaufgaben pro Jahr spare Zeit und Geld. Die Akzeptanz sei erst nach umfangreichen Tests und Vergleichen mit menschlichen Gutachter:innen entstanden. ### USA: Doge als abschreckendes Beispiel Lucero nennt das Trump-Projekt Doge, bei dem tausende Mitarbeitende entlassen und durch KI ersetzt wurden. Die Folge sei weniger Effizienz, sondern "null Kosteneinsparungen und deutlich weniger staatliche Leistungsfähigkeit". Auch ein Fall in Michigan zeige, wie fehlerhafte KI-Fraud-Algorithmen zu teuren Klagen führten. ### Geopolitische Zwickmühle Yefremov räumt ein, dass chinesische Angebote zwar günstig und leistungsfähig seien, aber Datensouveränität, ideologische Filter und die wahrgenommene Unterstützung Russlands durch China stünden einer Zusammenarbeit entgegen. Die Ukraine werde sich wohl an EU-Standards halten müssen. ## Einordnung Die Diskussion wirkt wie ein sorgfältig moderiertes Webinar mit klarem Experten-Fokus: Fakten werden benannt, Beispiele belegt und Risiken offen angesprochen. Kuo gelingt es, konträre Positionen zuzulassen, ohne sie zu vereinfachen – etwa wenn Yefremov militärische KI-Autonomie anspricht oder Lucero US-Politik kritisiert. Auffällig ist, dass chinesische Praktiken zwar als effizient gelobt, aber nicht unkritisch übernommen werden; gleichzeitig bleibt die Frage nach Menschenrechten und Transparenz in Kriegszeiten eher implizit. Die Perspektive ukrainischer Bürger:innen oder zivilgesellschaftlicher Akteur:innen fehlt gänzlich. Wer eine nüchterne Bestandsaufnahme sucht, erhält hier solide Einsichten; wer tiefergehende Macht- und Gerechtigkeitsfragen erwartet, wird sie kaum finden. Hörempfehlung für Tech- und Politik-Interessierte mit klarer Warnung: militärische KI-Autonomie wird nur oberflächlich ethisch hinterfragt.