Foro de Teresina: A família &%#£¥, a Magnitsky e o nó ambiental
Investigative brasilianische Politik-Analyse über Bolsonaros Asylpläne, US-Sanktionen und die drohende Logistik-Panne der COP 30.
Foro de Teresina
80 min read3887 min audioDer Podcast "Foro de Teresina" behandelt in dieser Folge den Indizierungserlass gegen Jair und Eduardo Bolsonaro wegen Behinderung der Justiz, die brasilianische Reaktion auf US-Sanktionen nach der Magnitsky-Liste und die Vorbereitungen zur COP 30 in Belém. Die Journalist:innen Fernando de Barros e Silva und Marina Dias sowie der Soziologe Celso Rocha de Barros analysieren auf der Grundlage von 170 Seiten Polizeiakten, darunter wiederhergestellte Chat- und Audioaufnahmen, die offenbar zeigen, dass Bolsonaro Asyl in Argentinien erwogen und Silas Malafaia als Strippenzieher fungiert habe. Im zweiten Block diskutieren sie die Entscheidung von Justizminister Flávio Dino, ausländische Gerichtsentscheidungen ohne völkerrechtliche Grundlage in Brasilien zu blockieren – ein Schritt, der US-Sanktionen gegen den Richter Alexandre de Moraes infrage stellt. Im dritten Teil beleuchtet Reporter Bernardo Esteves die chaotische Logistik der COP 30: Hotelpreise sollen sich verzehnfacht haben, zwei Kreuzfahrtschiffe sollen 6.000 Gäste aufnehmen, die 25 km vom Veranstaltungsort liegen. Hinzu kommt, dass die Umweltpolitik der Regierung Lula zwischen ambitionierten Klimazielen und der Förderung von Öl in der Amazonasmündung schwankt.
### Bolsonaro habe einen Asylantrag an Argentinien vorbereitet
Laut dem Polizeibericht habe Bolsonaro eine 33-seitige Bittschrift an den argentinischen Präsidenten Milei entworfen, in der er politisches Asyl beantrage – obwohl er in Interviews stets betont habe, das Land nie verlassen zu wollen.
### Silas Malafaia als politischer Strippenzieher
Der evangelikale Pastor trete in den abgehörten Audios als "großer psychologischer Kontrolleur" Bolsonaros auf, schreie ihn an und nenne dessen Sohn Eduardo einen "Babaca" und "größeren Maracá-Trottel".
### Familienkrach zwischen Jair und Eduardo Bolsonaro
In den geleakten Nachrichten beschimpfe Eduardo seinen Vater als "undankbares Arschloch", weil dieser Tarcísio de Freitas in die US-Verhandlungen einbezogen habe, und wirft ihm vor, zwei Millionen für einen Disney-Trip erhalten zu haben.
### US-Sanktionen und brasilianische Souveränität
Die Entscheidung von Flávio Dino, ausländische Gerichtsurteile ohne Vertragsgrundlage nicht anzuerkennen, stelle Banken vor ein Dilemma: Sie müssten wählen, ob sie US-Sanktionen gegen Richter:innen oder brasilianisches Recht befolgen wollen.
### COP 30 kurz vor dem Scheitern?
Die Logistik für die Klimakonferenz in Belém sei "ein Chaos": Hotelpreise sollen sich verzehnfachen, zwei Kreuzfahrtschiffe sollen 6.000 Teilnehmende 25 km vom Ort aufnehmen, und mehrere Staaten erwägen, ihre Delegationen zu verkleinern.
### Lulas grüne Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand
Trotz Lulas Klimarhetorik zeichne sich eine "ambivalente" Linie ab: Er habe Teile des Umweltgesetzes vetieren, aber die Ölförderung in der Amazonasmündung und den Ausbau der umstrittenen BR-319-Straße weiter vorantreiben lassen.
## Einordnung
Die Machart des Podcasts erinnert an ein investigatives Nachrichtengespräch unter Freund:innen: Mit schnellen Pointen, Polemik und deutlich linker Haltung wird komplexe Politik vereinfacht, aber anschaulich. Die Sprecher:innen bedienen sich durchaus journalistischer Methoden (Zitate aus 170 Seiten Akten, Insider-Infos aus Washington), verlieren sich jedoch oft in persönlichen Abrechnungen und Spekulationen – etwa wenn sie ohne Belege fragen, „wer Bannon finanziert“. Die Perspektive ist klar: pro-Lula, anti-Bolsonaro, skeptisch gegenüber US-Interventionen. Fehlende Stimmen sind etwa Vertreter:innen der Wirtschaft oder konservative Jurist:innen. Die Folge liefert tiefe Einblicke, bleibt aber eine Meinungs- statt eine ausgewogene Berichterstattung. Hörwarnung: Wer nüchterne Analyse statt pointierter Polemik sucht, sollte sich der einseitigen Tonlage bewusst sein.