Der RND-Podcast "Ach, komm!" lädt Sexologin Julia Sparmann ein, um über praktische Wege aus Lustlosigkeit zu sprechen. Gastgeberin Ann-Marlene Henning, selbst promovierte Sexualtherapeutin, lotet mit ihr auf, warum viele Frauen beim Sex unter ihren Möglichkeiten bleiben. ### 1. Frauen kennen ihren Körper oft nicht Sparmann stellt fest, viele Frauen wüssten "gar nicht, was sie mögen" und könnten deshalb Bedürfnisse weder sich selbst noch Partner:innen mitteilen. Als Ausweg empfiehlt sie eine "Zehn-Minuten-Regel", um "eine Verbindung zum eigenen Körper herzustellen". ### 2. Mentale Blockaden behindern Lust stärker als körperliche Probleme "Diese Vorstellungen, wie Sex zu sein hat" – ständig wild, immer geil, Orgasmus garantiert – würden zu Frustration führen und das Gefühl erzeugen, "mit mir stimmt was nicht", sagt Sparmann. ### 3. Achtsame Selbstberührung ohne Leistungsdruck Die "Berührungsreise" fordert dazu auf, den ganzen Körper zu erkunden, auch "Stellen, die man vielleicht nicht so gerde mag", um "Landkarte des eigenen Körpers" zu zeichnen, ohne dass es sofort sexuell werden müsse. ### 4. Lust braucht Zeit und Regelmäßigkeit Sparmann vergleicht Lust mit einem "zarten Pflänzchen, das man gießen muss". Werde Selbstbefriedigung erst später wirksam, wenn Frauen "welche Berührungen tun mir gut?" routiniert erforscht hätten. ## Einordnung Das Gespräch ist kein Journalismus im klassischen Sinn, sondern ein moderiertes Selfhelp-Gespräch mit professionellem Anspruch. Die Expertise der Gesprächspartnerinnen ist glaubwürdig, bleibt aber auf Erfahrungswissen beschränkt; Studien, Zahlen oder widerstreitende Forschung fehlen. Vorteilhaft ist der klare Fokus auf Empowerment statt Pathologie: Es geht darum, Scham abzubauen und Frauen praktische Übungen an die Hand zu geben. Kritisch: Die Verallgemeinerung „Frauen kennen ihren Körper nicht" ignoriert soziale Unterschiede und die Dringlichkeit medizinischer Probleme (Schmerzen, Hormonstörungen), die nur kurz gestreift wird. Die Botschaft „Lust kommt von alleine" kann bei sexueller Aversion oder Traumata kontraproduktiv sein; auf professionelle Hilfe wird kaum verwiesen. Der Ton ist aufgeschlossen, die Perspektive klar weiblich-zentriert; männliche oder nicht-binäre Erfahrungen bleiben außen vor. Insgesamt ein unterhaltsamer, lehrreicher Dialog, der Lust auf Selbstexperimente macht – wer tiefergehende Informationen oder differenzierte Medizin sucht, sollte zusätzliche Quellen konsultieren.