Echo der Zeit: EU-Gipfel im Zeichen der Wettbewerbsfähigkeit
Kurzberichte zur EU-Deregulierung, US-Völkerrechtsbruch auf See, Schweizer Teilzeitrentenlücke und weiteren Themen – journalistisch sauber, aber ohne Tiefe.
Echo der Zeit
42 min read2481 min audioEcho der Zeit vom 23. Oktober 2025: Die EU-Wirtschaft stagniert, Deutschland pocht auf schnelle Deregulierung – ohne Klima-Pläne offen zu hinterfragen. Merz wirbt für "Omnibus"-Reformen, das EU-Parlament blockiert vorerst. Die USA versenken mutmaßliche Drogenschmuggler auf hoher See – Juristin Anna Petrik hält das für völkerrechtswidrig, da Kriegsrecht nicht greift. Schweizer Mütter unterschätzen laut Studie die langfristigen Rentenlücken beim Wechsel in Teilzeit; bessere Information könnte Pensionen um 15 % erhöhen. Die SNB publiziert erste Protokoll-Zusammenfassung – Analyst:innen finden kaum neue Einblicke. Kantone bauen ungleich Schutz für Betroffene häuslicher Gewalt aus; Zürich fordert nationale Standards. Alterswohnungen fehlen massiv, wegen hoher Baukosten und emotionaler Umzugshürden. Papst Leo und König Charles beten gemeinsam in der Sixtinischen Kapelle – historisches Ökumene-Signal.
### Omnibus-Reformpaket könnte Lieferkettengesetz entschärfen
Charles Lieper zufolge plant die EU-Kommission, die Berichtspflicht zum Sozialstandard auf wenige Großkonzerne zu beschränken. Merz nennt die Parlamentsablehnung "fatale Fehlentscheidung".
### US-Seizure von Drogenbooten ist laut Völkerrecht nicht gedeckt
Anna Petrik: "Es ist ein unrechtmässiges Vorgehen." Die Tötungen in internationalen Gewässern würden dem Friedensrecht unterliegen, nicht dem Seekriegsrecht.
### Teilzeitarbeit verkleinert Frauenpensionen deutlich
Michaela Slotwinski: "Sechs von zehn Befragten seien zu optimistisch." Ein halber Tag mehr pro Woche könne Rentenlücke um 20 % verringern.
### SNB-Protokoll bleibt vage – Einzelmeinungen unsichtbar
Sven Zaugg: "Die Ausführungen sind nicht kontrovers und lassen kaum Raum für Spekulationen." Andere Zentralbanken zeigen interne Abstimmungsverhältnisse.
### Notruf 142 startet kantonsweise – nationale Lücke bis Mai
Jacqueline Fehr fordert: "Es geht wirklich jetzt drum, dass es in der ganzen Schweiz einen Ruck gibt." Viele Kantone bieten noch kein 24-Stunden-Opferhilfeangebot.
### Alterswohnungsbedarf steigt – Investoren zögerlich
Robert Weinert: "Wir haben auf der einen Seite höhere Baukosten ... auf der anderen Seite ... tiefe Einkommen." Hindernisfreies Bauen sei teurer, Mieter:innen blieben aber langfristig.
## Einordnung
Die 37-minütige Magazin-Sendung liefert journalistisch solide, aber oberflächliche Schnittmengen: Die EU-Wirtschaftsdebatte bleibt an der Forderungsebene, widersprüchliche Ziele (Wachstum vs. Klima) werden benannt, aber nicht analysiert. Merz’ Deregulierungsrhetorik wird durch Korrespondent:innen kommentiert, nicht hinterfragt; Kritik von Parlament oder Umweltverbänden fehlt. Beim US-Drogenkriegskonzept ist die juristische Gegenposition klar – doch geopolitische Folgen oder europäische Reaktionen bleiben ausgespart. Gleiches gilt für die Schweizer Themen: Rentenlücken, Opferschutz und Alterswohnungen werden als verwaltungstechnische Probleme präsentiert; strukturelle Fragen wie Lohnstruktur, Finanzierungsmodelle oder kantonale Autonomie werden angerissen, aber nicht durchdekliniert. Die SNB-Kritik bleibt deskriptiv, interne Machtverhältnisse oder Alternativen zur bestehenden Geldpolitik werden nicht sichtbar. Insgesamt herrscht ein Muster der Status-quo-Berichterstattung: Expert:innen bestätigen Defizite, Politiker:innen fordern "Handlungsbedarf" – wer Macht und Ressourcen verteilt oder welche Interessenkonflikte dahinterstehen, bleibt im Nebel. Für Hörer:innen, die schnell einen Überblick brauchen, ist die Sendung trotzdem nützlich; wer Tiefenanalyse oder kontroverse Perspektiven sucht, wird kaum bedient.