Der Podcast "O Assunto" behandelt in dieser Folge die aktuelle Krise des argentinischen Präsidenten Javier Milei. Moderatorin Natuza Nery spricht mit dem Buenos-Aires-Korrespondenten Ariel Palacios über einen Korruptionsskandal, der Mileis Schwester Karina betrifft. Die beiden erläutern die besondere Beziehung zwischen den Geschwistern und analysieren die politischen Folgen. ### 1. Karina Milei kontrolliere praktisch die gesamte Präsidentschaft Palacios beschreibt eine "nabelschnurähnliche" Beziehung: "Karina Milei war der Beschützer ihres Bruders... sie wurde drei Jahre später geboren als ihr Bruder". Heute kontrolliere sie Terminkalender, Prioritäten und Zugang zum Präsidenten. Milei habe sie sogar gegenüber Trump als "El Jefe" ("Der Chef") vorgestellt. ### 2. Es gebe konkrete Korruptionsvorwürfe über Medikamentendeals Laut veröffentlichten Tonaufnahmen des ehemaligen Behördenchefs Diego Spagnuolo würden Pharmafirmen 8% Bestechungsgelder zahlen, davon 3% direkt an Karina Milei. Spagnuolo habe gesagt: "Im Januar habe ich drei Millionen kassiert... ich habe dich drei Millionen kosten lassen". ### 3. Die Wirtschaftsdaten würden Mileis Versprechen widersprechen Trotz Mileis Kampagne gegen die Inflation sei die Teuerung nach anfänglichem Rückgang wieder gestiegen. Palacios konstatiert: "Die große Flagge, dass er die Inflation beenden würde, funktioniert nicht so". Die Wachstumsprognosen seien von 5,5% auf 4,5% gesunken. ### 4. Mileis Anti-Korruptions-Image sei beschädigt Der Korrespondent analysiert: "Milei sagte, er sei eine Erneuerung gegen die Kaste... jetzt sehen wir, dass Milei der Kaste, die er kritisierte, ziemlich ähnlich sieht". Dies treffe besonders hart, da Milei als politischer Außenseiter mit "makelloser" Reputation angetreten sei. ### 5. Die anstehenden Wahlen könnten alles entscheiden Am 7. September wähle Buenos Aires, die wirtschaftlich mächtigste Provinz mit 38% des BIP. Die "Midterms" im Oktober könnten Mileis Minderheitsposition im Parlament verbessern oder weiter schwächen. Palacios erklärt: "Diese Wahlen werden sehr symbolträchtig sein". ### 6. Die politische Opposition sei zu fragmentiert für klare Alternativen Obwohl Mileis Zustimmungswerte auf 39,9% gefallen seien, fehle es der Opposition an führenden Figuren. Die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner sei unter Hausarrest und "im Niedergang begriffen". Das zersplitterte Peronismus-Lager biete keine überzeugende Alternative. ## Einordnung Diese Folge von "O Assunto" zeigt journalistische Professionalität: Natuza Nery führt strukturiert durch das komplexe Thema und lässt ihrem Gast Raum für differenzierte Analysen. Die Berichterstattung bleibt sachlich, ohne parteipolitische Wertungen - bemerkenswert bei einem brasilianischen Medium über argentinische Innenpolitik. Palacios liefert wichtige Kontexte zur psychologischen Dynamik zwischen den Milei-Geschwistern und zur wirtschaftlichen Lage, ohne in Spekulationen zu verfallen. Die Perspektive bleibt klar auf die politischen Prozesse fokussiert, während gesellschaftliche Auswirkungen wie die Proteste gegen Karina Milei nur am Rande erwähnt werden. Die journalistische Stärke liegt in der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge verständlich zu vermitteln, ohne zu vereinfachen. Die Folge demonstriert, wie seriöse politische Berichterstattung funktioniert: faktenbasiert, kontextualisiert und mit Blick auf die demokratischen Institutionen.