In der Jubiläumsausgabe seines Newsletters "The Media Copilot" argumentiert der Autor, dass KI-gestützte Textgenerierung in Redaktionen zur Realität geworden ist. Er untermauert diese These mit Beispielen von Medienhäusern wie ESPN, CoinDesk und Complex, die KI bereits zur Erstellung von Artikeln einsetzen. Diese Entwicklung wird als legitime Strategie zur Effizienzsteigerung dargestellt und von minderwertigem "AI slop" abgegrenzt. Der Autor kündigt an, dass auch sein eigenes Medium nun mit einem benutzerdefinierten Werkzeug namens "The Copilot" KI-generierte Nachrichtenentwürfe erstellen wird, die anschließend von einem menschlichen Redakteur überarbeitet werden. Dabei wird eine klare Trennlinie gezogen: KI sei vor allem für "funktionale" Inhalte wie faktenbasierte Nachrichten geeignet. Analytische und meinungsstarke Formate, wie die Kolumnen des Autors, sollen hingegen menschlich bleiben. Er begründet dies mit drei Punkten: der qualitativen Überlegenheit menschlichen Schreibens, der Notwendigkeit des Schreibens als Denkprozess und dem Vertrauen des Publikums. Der Autor prognostiziert, dass KI-generierte Inhalte zur Norm werden, möglicherweise sogar primär für andere KIs geschrieben, was das Medienökosystem zugunsten schlanker, agiler Publikationen verändern könnte. ## Einordnung Der Newsletter vertritt eine klar technikoptimistische und pragmatische Perspektive aus der Sicht eines Medienmanagers. Die Argumentation ist darauf ausgerichtet, den Einsatz von KI als unausweichliche und nützliche Entwicklung zu framen. Kritische Stimmen, etwa von Journalist:innen, die um Arbeitsplätze oder die Qualität ihrer Arbeit fürchten, werden nur am Rande als "Widerstand" erwähnt, aber nicht ernsthaft erörtert. Die zentrale, implizite Annahme ist, dass sich journalistische Arbeit sauber in "funktionale" und "analytische" Tätigkeiten trennen lässt – eine Vereinfachung, die die Komplexität von Nachrichtenrecherche und -darstellung unterschlägt. Das Framing von KI als "Copilot" oder "Praktikant" verharmlost die disruptiven Potenziale der Technologie und dient dazu, die Akzeptanz zu erhöhen. Die Agenda des Autors ist dabei transparent: Er bewirbt nicht nur einen eigenen KI-Kurs für Journalist:innen, sondern positioniert seine Publikation als Vorreiterin, was dem Text einen stark werblichen Charakter verleiht. Die Argumentation normalisiert eine neoliberale Logik, in der Effizienz und Anpassungsfähigkeit an ein "schwindendes SEO-Ökosystem" die journalistischen Werte überlagern. Der Text ist für Leser:innen interessant, die einen praxisnahen Einblick in die Adaptionsstrategien von Medienunternehmen im KI-Zeitalter suchen. Er bietet eine klare und verständliche Darstellung der vorherrschenden Management-Perspektive. Wer jedoch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den ethischen Risiken, der journalistischen Verantwortung oder den gesellschaftlichen Folgen dieser Entwicklung erwartet, wird hier nicht fündig. Länge des Newsletters: 9135