IndieWire's Filmmaker Toolkit: 'The Naked Gun' Director Akiva Schaffer
Regisseur Akiva Schaffer erklärt, wie er mit Liam Neeson und einem sprechenden Schneemann eine Komödie erschafft, die sich wie ein Actionthriller anfühlt – und trotzdem lacht.
IndieWire's Filmmaker Toolkit
38 min read2177 min audioAkiva Schaffer, Mitglied von The Lonely Island und Regisseur des neuen "Naked Gun"-Reboots, erklärt im Gespräch mit Chris O'Falt, warum er zunächst ablehnend reagierte, als Paramount ihn für die Neuverfilmung kontaktierte. Er habe erst zugesagt, als klar war, dass Liam Neeson die Hauptrolle übernehmen würde – dessen ernste Ausstrahlung er als Kontrast zur absurden Komödie nutzt. Gemeinsam mit zwei Co-Autoren schrieb er innerhalb weniger Monate ein 115-Seiten-Skript, das absichtlich auf 85 Minuten geschnitten wurde, um die hohe Witzdichte der Originalfilme zu erreichen. Besonders kontrovers war die Idee einer romantischen Montage mit einem sprechenden Schneemann, die im Film bleiben durfte, nachdem sie in Testvorführungen gut ankam. Schaffer betont, dass er bewusst keine Parodien einzelner Szenen einbauen wollte, sondern stattdessen die Ästhetik von 90er-Jahre-Actionfilmen wie "Mission: Impossible" oder "Tomorrow Never Dies" adaptierte, um das Publikum zunächst zu täuschen – bevor die absurden Wendungen eintreten.
### Liam Neeson als Frank Drebin Jr. – nicht als Ersatz für Leslie Nielsen
Schaffer entschied sich dafür, Neeson nicht als neuen Frank Drebin, sondern als dessen Sohn zu inszenieren. Dies ermögliche es, die Ikone Leslie Nielsen nicht zu imitieren und gleichzeitig Neesons spezifische Stärke – seine ernste, fast humorlose Art – für die Komödie zu nutzen: „Er spielt es nicht geradeaus, sondern real.“
### Die hohe Witzdichte als Kernversprechen
Die Drehbuchautoren hätten sich bewusst für eine extrem hohe Gagfrequenz entschieden – im Gegensatz zu vielen modernen Komödien. Das Skript sei 115 Seiten lang, der fertige Film nur 85 Minuten: „Wenn du weißt, was Naked Gun ist, dann weißt du, was du bekommst.“
### Die Montage mit dem sprechenden Schneemann
Eine romantische Montage mit einem animierten Schneemann, der sich in einen heißen Körper verwandelt, sei zunächst polarisiert, dann aber zum Publikumsliebling geworden. Schaffer habe sogar mit Rücktritt gedroht, um die Szene zu retten: „Es war die Nummer-eins-Szene im Testscreening.“
### Die Ästhetik der 90er als Hommage
Kameraführung, Farbgebung und Musik orientierten sich an Filmen wie "Top Gun", "True Romance" oder "Tomorrow Never Dies", um eine Mischung aus nostalgischem Action-Look und absurder Komödie zu schaffen.
### Die Logik des Films – Luftdicht bis zur Absurdität
Trotz aller Verrücktheit sei darauf geachtet worden, dass die Geschichte in sich logisch bleibt: „Wenn das Publikum verwirrt ist, lacht es nicht mehr.“
### Die Vulnerability von Liam Neeson
Ein besonders gelungener Running Gag sei die Szene, in der Neeson als tougher Cop mit einem verdauten Chili-Dog im Auto kämpft – eine bewusste Entmystifizierung seiner sonst so unnahbaren Figur: „Wenn der Lehrer furzt, ist es umso lustiger."
## Einordnung
Der Podcast bietet einen seltenen Einblick in die handwerkliche Präzision hinter einer Komödie, die sich selbst nicht als Parodie versteht, sondern als eigenständiger Film mit klaren Regeln. Schaffer reflektiert offen über Ängste, Kompromisse und kreative Freiheiten – etwa die Entscheidung, Liam Neeson nicht zu imitieren, sondern dessen Aura bewusst zu brechen. Besonders interessant ist, wie sehr die Ästhetik des Films Teil des Gags ist: Die Inszenierung als ernsthafter Actionthriller macht die absurden Momente erst so wirksam. Der Moderator bleibt stets respektvoll und führt das Gespräch geschickt durch handwerkliche Details, ohne in oberflächliche Promofläche abzugleiten. Wer sich für die Frage interessiert, wie man eine Komödie mit Action-Blockbuster-Mitteln inszeniert, bekommt hier eine klare, unterhaltsame Antwort.
Hörempfehlung: Ein lohnenswertes Gespräch für alle, die wissen wollen, wie man eine Ikone neu erfindet – ohne sie zu kopieren.