Sternstunde Philosophie: Juli Zeh, woran krankt die Demokratie?
Juli Zeh über Demokratiekrise, elitäre Überheblichkeit und ihre kontroversen Positionen zu Ukraine-Hilfen.
Sternstunde Philosophie
3513 min audioBarbara Bleisch führt ein Gespräch mit der Bestseller-Autorin und Verfassungsrichterin Juli Zeh über die aktuellen Herausforderungen westlicher Demokratien. Zeh, die in einem brandenburgischen Dorf lebt, kritisiert dabei sowohl die urbane Bildungselite als auch populistische Tendenzen.
### Die Demokratie stehe unter enormem Druck durch Populismus
Zeh diagnostiziert eine tiefgreifende Krise der westlichen Demokratien. "Wir erleben eine Zeit, in der die demokratischen Institutionen unter enormem Druck stehen", erklärt sie. Der Populismus bedrohe die Grundfesten des demokratischen Diskurses durch Vereinfachung komplexer Sachverhalte.
### Urbane Eliten würden AfD-Wähler:innen pauschal verunglimpfen
Besonders scharf kritisiert Zeh die Überheblichkeit der städtischen Bildungsschicht. Diese würde AfD-Wähler:innen als "unbelehrbare Dumpfbacken" abstempeln, anstatt deren Sorgen ernst zu nehmen. "Diese Arroganz ist Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", betont die Autorin.
### Waffenlieferungen an die Ukraine seien problematisch
Zeh positioniert sich kritisch zu weiteren Waffenlieferungen in die Ukraine. Sie argumentiert, dass militärische Eskalation nicht der richtige Weg sei und diplomatische Lösungen stärker forciert werden müssten.
### Das Leben auf dem Land biete wichtige Perspektiven
Als Städterin, die nach Brandenburg gezogen ist, beschreibt Zeh, wie das Landleben ihren Blick auf gesellschaftliche Realitäten verändert habe. "Hier sieht man Probleme, die in urbanen Blasen oft übersehen werden", erklärt sie.
## Einordnung
Das Gespräch folgt dem klassischen Format der "Sternstunde Philosophie" - ein vertiefendes Interview mit einer intellektuellen Persönlichkeit zu gesellschaftspolitischen Fragen. Bleisch führt das Gespräch kompetent und lässt Zeh ihre kontroversen Positionen ausführlich darlegen, ohne diese unkritisch stehen zu lassen. Zehs Argumentation bewegt sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen berechtigter Kritik an elitären Blasen und problematischen Verharmlosungen. Ihre Warnung vor der Arroganz urbaner Milieus gegenüber AfD-Wähler:innen trifft durchaus einen neuralgischen Punkt der deutschen Demokratiedebatte. Gleichzeitig bleibt ihre Position zu Waffenlieferungen oberflächlich und ihre Darstellung ländlicher Perspektiven romantisierend. Das Format erlaubt es, komplexe Themen anzureißen, ohne sie vollständig zu durchdringen - was typisch für diese Art philosophischer Gespräche ist.