Das SRF-Politikmagazin beleuchtet die geplante Einschränkung des Schutzstatus S für Ukrainer:innen ab 1. November 2025. Neu sollen nur Geflüchtete aus besetzten oder umkämpften Regionen Asyl erhalten; rund 10 % der bisherigen Schutzberechtigten stammen aus den betroffenen sieben westlichen Oblasten. Bundeshausredaktor Dominik Meier erläutert, dass die Schweiz damit europäische Spitzenreiterin bei restriktiver Aufnahme wird – nur Norwegen kenne ähnliche Regelungen, die dort jedoch kaum abschreckend wirkten. Die Ukraine-Korrespondentin Judith Huber betont, dass auch im Westen der Ukraine Raketenangriffe auf Wohngebiete und Infrastruktur stattfänden; «Sicherheit» gebe es nirgends. Die Diskussion zeigt logische Widersprüche: Die administrativ-postulierte «Zumutbarkeit» von Rückkehr steht im Kontrast zur fortwährenden Gefährdung durch Luftschläge. Die Sendung arbeitet zudem internationale Parallelen heraus (USA-Shutdown, Tory-Krise, Hisbollah-Schwäche) und würdigt die mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichneten «Metal-Organic Frameworks» als möglichen Beitrag gegen Klimaschäden. ### 1. Die Schweiz teilt künftig ukrainische Geflüchtete in «sicher» und «nicht sicher» ein Die Regelung folgt dem Willen des Parlaments; Asylbehörden prüfen künftig im Einzelfall, ob eine Rückkehr in die sieben westlichen Oblasten zumutbar ist. Betroffene können weiterhin ein ordentliches Asylverfahren beantragen. Die praktische Auswirkung bleibe jedoch offen, da sich eine Rechtsprechung erst entwickeln müsse. ### 2. Die humanitäre Begründung steht im Spannungsfeld zur realen Gefährdung Judith Huber berichtet von mehreren hundert Drohnen und Raketen pro Nacht, die auf Städte wie Lwiw abgefeuert würden. «Existenziell bedrohlich und furchterregend» sei das für die Zivilbevölkerung; ein Einfamilienhaus sei vollständig zerstört worden. Die administrative Annahme, Westukraine sei «sicher», ignoriere die russische Strategie gezielter Luftangriffe auf Energie- und Wohninfrastruktur. ### 3. Die Schweiz isoliert sich mit der Massnahme innerhalb Europas Laut Meier halten nur die Schweiz und Norwegen regionale Beschränkungen ein; in der EU gibt es keine vergleichbaren Regelungen. Die norwegischen Zahlen sanken nur leicht, was Zweifel an der Abschreckungswirkung nähre. Die Folge könnte sein, dass Betroffene stattdessen in EU-Staaten Schutz suchen. ### 4. Die Entscheidung wird in der Ukraine als «Rückfahrung der Solidarität» wahrgenommen Huber konstatiert, dass die Schweiz ihre humanitäre Glaubwürdigkeit untergraben; die Ukraine erinnern zudem daran, dass Schweizer Komponenten in russischen Drohnen gefunden wurden. Gleichzeitig würden Sanktionen nicht vollständig umgesetzt. ## Einordnung Die 38-minütige Sendung präsentiert sich als klassisches Radio-Infosetting: schnelle Abfolge, hohe Themenvielfalt, klar strukturierte Beiträge. Die Moderation bleibt zurückhaltend, Expert:innen kommen zu Wort, journalistische Kommentare sind zurückgehalten. Bei der Ukraine-Thematik fällt auf, dass die Argumente der Bundesbehörden (Zumutbarkeit, regionale Differenzierung) ohne Gegenrede übernommen werden; erst die Korrespondentin vor Ort relativiert die Behauptung «sicher» mit aktuellen Bombardements. Die Sendung vermeidet bewusst Wertungen, spiegelt aber durch Gegenüberstellung von Behördenlogik und Feldbefunden die Brüchigkeit der neuen Regelung wider. Es bleibt eine offene Frage, warum nicht zusätzlich Jurist:innen oder Menschenrechtler:innen zur Vereinbarkeit mit Völker- und Asylrecht befragt wurden. Insgesamt liefert der Beitrag eine knappe, aber brauchbare Entscheidungsgrundlage für Hörer:innen, sich über Sinn und ethische Tragfähigkeit der Massnahme ein eigenes Bild zu machen.