Table Today: Was bringt der Alaska-Gipfel?

Analyse des Trump-Putin-Gipfels in Alaska durch Sicherheitsexpert:innen - mit nüchterner Bewertung der Chancen und Risiken für die Ukraine.

Table Today
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Der Sonderpodcast "Table Today" analysiert das historische Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin in Anchorage. Michael Bröcker führt zwei renommierte Sicherheitsexpert:innen: Wolfgang Ischinger, langjähriger Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, und Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. Das zentrale Thema ist die Frage, ob das Gipfeltreffen trotz fehlender konkreter Vereinbarungen erste Schritte zu einem Friedensprozess in der Ukraine darstellen könnte. ### 1. Putin habe den diplomatischen Prozess kontrolliert Ischinger erkennt einen "1:0-Sieg" für Putin: "Die angekündigten massiven Sanktionen gegen Russland [seien] schon mal auf längere Sicht wohl nicht mehr die Rede." Die rote Teppich-Inszenierung ohne vorherige Gegenleistung sei "hochriskant" gewesen. ### 2. Trump habe seine Position zum Waffenstillstand geändert Masala stellt fest: "Trump [sei] aus der Linie [...] wieder ausgeschert und [sei] zurückgekehrt zu seiner Position vom Februar 25." Statt zuerst Waffenstillstand und dann Verhandlungen zu fordern, bevorzuge Trump nun ein schnelles Friedensabkommen. ### 3. Ein "Diktatfrieden" für die Ukraine drohe Beide Experten warnen vor einem Frieden auf Putins Bedingungen. Masala: "Das könne nur letzten Endes in einer quasi Kapitulation der Ukraine enden." Putin bestehe weiterhin auf seinen Maximalforderungen. ### 4. Europa müsse eigenständig handeln Masala fordert: "Europa als Akteur [müsse] eine eigenständige Position entwickeln", statt nur im Schlepptau der USA zu agieren. Ischinger lobt die Bundesregierung für die Einbindung vor dem Gipfel. ### 5. Sicherheitsgarantien ohne NATO-Beitritt Die Experten diskutieren alternative Sicherheitsmodelle: massive Aufrüstung der ukrainischen Armee durch den Westen kombiniert mit europäischen Luftwaffengarantien als Abschreckung gegen erneute russische Angriffe. ## Einordnung Die Sendung zeigt journalistische Professionalität: Bröcker stellt kritische Nachfragen und lässt beide Experten ihre Einschätzungen ausführlich entwickeln. Die Expert:innen differenzieren klar zwischen diplomatischem Prozess und möglichen Ergebnissen, vermeiden einfache Schuldzuweisungen. Besonders bemerkenswert ist die selbstkritische europäische Perspektive: Statt nur die USA zu kritisieren, wird Europas eigene Verantwortung für eine eigenständige Strategie betont. Die Analyse bleibt sachlich und vermeidet sensationelle Kriegsbegeisterung oder Verharmlosung. Die Expert:innen machen transparent, wie komplex Friedensverhandlungen sind und warum schnelle Lösungen gefährlich sein könnten. Die Sendung liefert keine einfachen Antworten, sondern zeigt die wahren diplomatischen Herausforderungen auf.