Der portugiesische Journalist António Freitas de Sousa spricht mit dem ehemaligen Diplomaten Francisco Seixas da Costa über die politische Krise in Frankreich, den Gaza-Konflikt und die zweite Amtszeit von Donald Trump. Seixas da Costa beschreibt Frankreich als von einer "Regierungskrise" gezeichnet, weil Präsident Emmanuel Macron seit der letzten Parlamentswahl keine Mehrheit mehr findet und sich weigert, die Realität anzuerkennen. Er sieht eine mögliche Regierungsbildung durch die extreme Rechte oder eine Neuwahl 2027 voraus. Zum Nahostkonflikt erwartet er, dass Israel nach der Rückkehr der Geiseln die Offensive in Gaza fortsetzen wird. Trump bezeichnet er als systematisch autoritär: Er unterwandere Gewaltenteilung, verfolge Gegner und entlasse unliebsame Militärs. Die US-amerikanische Demokratie stehe vor dem Zerfall, sollte Trump bei den Kongresswahlen 2026 bestätigt werden. ### 1. Frankreich vor dem Zusammenbruch des Macronismus Frankreich befinde sich laut Seixas da Costa in einer "Crise des Regimes". Macron habe mit seiner Weigerung, nach der verlorenen Parlamentsmehrheit linke oder rechte Koalitionen einzugehen, das Macron-Lager gespalten; selbst frühere Vertraute wie Gabriel Attal machten ihn für das Chaos verantwortlich. Ohne Neuwahl drohe eine Regierung der extremen Rechten. ### 2. Keine echte Gaza-Waffenruhrückkehr in Sicht Ein von Trump angekündigter Friedensplan werde höchstens eine kurze Atempause bringen. Sobald die Geiseln zurück seien, werde Israel "das, was es will", tun und vermutlich Gaza weiter bombardieren, um den Hamas "vollständig zu entmachten". Die Zivilopfer würden die von Hiroshima bald erreichen. ### 3. Trump entlarvt als autoritärer Systemumbauer Im zweiten Amtsamt baue Trump das amerikanische checks-and-balances-System ab: Er nutze Justiz- und Militärapparat zur gezielten Verfolgung von Gegnern, entlasse kritische Generäle und besetze unabhängige Institutionen mit loyalen MAGA-Anhängern. Die traditionelle Rolle der USA als "Leuchtturm der Demokratie" löse sich auf. ### 4. Drohender Rechtsruck in Europa und USA Sowohl in Frankreich als auch in den USA zeichne sich ein Sieg rechter Kräfte ab: In Frankreich könne 2027 Marine Le Pen Präsidentin werden, in den USA drohe bei erfolgreichen Kongresswahlen 2026 eine autoritäre Wende, die die liberale Demokratie nur noch "in Geschichtsbüchern" stehen lasse. ### 5. Europäische Außenpolitik hilflos Portugal werde bei Fragen wie der US-Militärtransitstation auf den Azoren externen Druck nicht mehr durchhalten können. Die Aktion gegen eine zivile Hilfsflotte vor Gaza sei völkerrechtswidrig gewesen, doch die EU vermöge Israel kaum zu bremsen, solange die USA weiter Waffen lieferten. ### 6. Polarisierung als politisches Kalkül Die Spaltung in westlichen Demokratien nutze Macron und Trump jeweils strategisch: Macron zöge mit einer möglichen erneuten Parlamentsauflösung die Zeit, um die extreme Rechte zu schwächen; Trump mobilisiere seine Basis, indem er Demokraten in „Blue States" mit Bundesarmee einschüchtere. ## Einordnung Der Podcast arbeitet auf professionellem Niveau: Der erfahrene Diplomat Seixas da Costa analysiert komplexe internationale Vorgänge präzise, belegt seine Thesen mit Zahlen und historischen Vergleichen und lässt sich nicht zu einfachen Schwarz-Weiß-Malerei hinreißen. Moderator António Freitas de Sousa stellt klare Nachfragen, ohne die Gesprächspartner zu übertönen. Das Format lebt von der Expertise und der klaren Sprache des Gastes; es gelingt ihm, Zusammenhänge zwischen französischer Innenpolitik, Nahost-Konflikt und US-Autoritarismus herzustellen, ohne dabei verschwörungstheoretische oder menschenverachtende Positionen zu bedienen. Kritisch bleibt, dass kaum alternative Perspektiven (etwa von französischen Linken oder palästinensischen Stimmen) zu Wort kommen; die Sendung ist klar durch die Sichtweise eines portugiesischen Ex-Diplomaten geprägt. Dennoch bietet sie für Hörer:innen, die sich fundiert über aktuelle Machtverschiebungen in westlichen Demokratien informieren wollen, einen informativen, sorgfältig recherchierten Diskurs ohne rechte oder pseudowissenschaftliche Entgleisungen. Hörempfehlung: Wer eine kompakte, kenntnisreiche Einordnung zur politischen Krise in Frankreich, zu Trumps Machtstrategien und zum Nahostkonflikt sucht, bekommt hier anspruchsvolle Analysen ohne Polemik.