So bin ich eben! Stefanie Stahls Psychologie-Podcast für alle "Normalgestörten": Zu: 5 psychologische Tipps, die das Selbstwertgefühl von Kindern fördern
So bin ich eben! Stefanie Stahls Psychologie-Podcast für alle "Normalgestörten"
57 min read# "Wie Eltern das Selbstwertgefühl ihrer Kinder fördern können"
In diesem Psychologie-Podcast "So bin ich eben" diskutieren Stephanie Stahl, bekannte Psychotherapeutin und Autorin, und Lukas Klaschinski darüber, wie Eltern das Selbstwertgefühl ihrer Kinder stärken können. Die Moderator:innen teilen dabei sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch persönliche Erfahrungen – Lukas als Vater einer siebenjährigen Tochter und Stephanie aus ihrer psychotherapeutischen Praxis.
### 1. Sichere Bindung als Grundlage für Selbstwert
Eine sichere Bindung sei die wichtigste Grundlage für ein gesundes Selbstwertgefühl. Die Moderator:innen wenden sich entschieden gegen die früher verbreitete Erziehungspraxis, Kinder "durchschreien" zu lassen: "Ich finde, das ist das Katastrophalste, was man machen kann, sein Kind durchschreien lassen, wenn es alleine schläft. Ganz, ganz falsches Signal für das kleine Wesen. Und es fühlt sich ausgeliefert, es fühlt sich nicht angebunden und es kann auch dazu führen, dass sich bestimmte neuronale Strukturen im Gehirn gar nicht entwickeln können."
### 2. Balance zwischen Autonomie und Bindung
Kinder sollten laut Stahl und Klaschinski altersgerecht in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Dadurch lernten sie, dass sie Beziehungen mitgestalten können: "Autonomie heißt ja auch, dass das Kind einfach mal einen eigenen Willen haben darf und mit dem Gefühl aufwächst, Beziehung ist etwas, was ich mitgestalten kann und nicht etwas, was ich irgendwie einfach über mich ergehen lassen muss."
### 3. Selbstreflexion der Eltern als Schlüssel
Ein zentraler Punkt sei die Selbstreflexion der Eltern über ihre eigenen Prägungen und Muster. Lukas Klaschinski berichtet: "Ich habe immer gedacht, meine Tochter muss arbeiten, was erleben. Und es muss immer ganz viel passieren, damit sie ein gutes Leben hat. Und irgendwann habe ich realisiert, dass das gar nicht ihren Bedürfnissen entspricht, sondern dass das meiner Prägung entspricht."
### 4. Positive Fehlerkultur fördern
Eine gesunde Fehlerkultur würde Kindern helfen, Misserfolge als temporär zu betrachten: "Das Kind merkt ja dann auch wieder beruhigt werden. Also was weiß ich, das Kind schreit, also dann werden die Stresshormone ausgeschüttet, wird beruhigt, werden wieder die Beruhigungshormone ausgeschüttet. Und wenn das wiederholt, wiederholt passiert, entsteht so ein Stressberuhigungskreislauf im Kopf."
### 5. Auf Stärken fokussieren statt übermäßig loben
Die Moderator:innen empfehlen, echte Stärken der Kinder zu erkennen und zu fördern, anstatt übertriebenes und undifferenziertes Lob auszusprechen: "Sinnlos loben, das haben wir jetzt noch gar nicht gesagt, schwächt ja lieber eher das Selbstwertgefühl eines Kindes. Aber wenn Eltern zu viel loben und für vergleichsweise banale Geschichten, dann schwächt das eher das Selbstwertgefühl, weil das Kind sich irgendwie nicht ganz ernst genommen fühlt."
## Einordnung
Der Podcast bietet eine zugängliche, wissenschaftlich fundierte Diskussion über Erziehungspraktiken zur Förderung des kindlichen Selbstwertgefühls. Besonders wertvoll ist die Verbindung theoretischer Erkenntnisse mit praktischen Beispielen aus dem Alltag beider Moderator:innen. Die klare Positionierung gegen autoritäre Erziehungsmethoden wie das "Durchschreien-Lassen" und die historische Einordnung solcher Praktiken im Kontext nationalsozialistischer Erziehungsideologie bietet eine wichtige Perspektive auf die Entwicklung von Erziehungskonzepten.
Die Balance zwischen psychologischem Fachwissen und persönlichen Anekdoten macht komplexe Themen leicht verständlich. Bemerkenswert ist die Selbstreflexion der Moderator:innen über eigene Erziehungsfehler und -unsicherheiten, die eine realistische, nicht-perfektionistische Herangehensweise an Elternschaft fördert. Der Podcast vermeidet simplifizierende "Rezepte" und betont stattdessen die Bedeutung individueller Bedürfnisse und Temperamente der Kinder.
Die Diskussion hätte von mehr Vielfalt profitieren können, etwa durch Perspektiven aus unterschiedlichen sozioökonomischen Realitäten oder von Eltern mit besonderen Herausforderungen. Dennoch bietet der Podcast wertvolle Denkanstöße für Eltern und alle, die mit Kindern arbeiten.
Hörempfehlung: Eine informative und empathische Folge für alle, die Kinder besser verstehen und in ihrer Entwicklung unterstützen möchten.