Betreutes Fühlen: Was uns prägt - woher kommen unsere Entscheidungen
Comedy trifft Hirnforschung: In "Betreutes Fühlen" diskutieren Atze Schröder und Leon Windscheid Determinismus, Kindheitsprägung und den Zustand des freien Willens – mit viel Anekdote, wenig Tiefe.
Betreutes Fühlen
10 min read4617 min audioAtze Schröder und Leon Windscheid diskutieren in der Podcast-Folge "Hat der Mensch einen freien Willen?" die Frage, ob unser Handeln wirklich selbstbestimmt ist. Sie streifen neurobiologische Forschung, prägende Kindheitserfahrungen und kulturelle Faktoren. Dabei springen sie zwischen Filmkritik, persönlichen Krankheitsgeschichten und philosophischen Betrachtungen.
### 1. Determinismus als Faszinosum
Windscheid berichtet, Forschung zeige, dass schon kleine Unterschiede in Genen oder der frühen Umgebung das spätere Leben massiv beeinflussen könnten. Er zitiert ein vermeintliches Langzeitexperiment: „Guck dir die an und jetzt sollst du vorher sagen, wer es ist.“ Schröder kontert mit der Alltagserfahrung, dass viele Menschen sich selbst überraschen: „Der wird impulsiv, der wird asozial, bis hin zu kriminellem Verhalten.“
### 2. Die Macht der Kindheit
Beide einigen sich darauf, dass Kindheitserfahrungen Spuren hinterlassen. Windscheid erwähnt Studien, denen zufolge Kinder aus bildungsfernen Haushalten bis zu vier Millionen Wörter weniger hören. Schröder ergänzt, dass viele Erwachsene sich erst spät fragen: „Wieso schämst du dich so sehr dafür zu sein, wie du bist?“
### 3. Verantwortung trotz Vorhersage?
Trotz aller Determinismus-Forschung bleibt bei beiden der Wunsch, Verantwortung nicht vollständig abzuschieben. Windscheid formuliert: „Das Wesen wird erst durch das Leben selbst geschaffen.“ Schröder pflichtet bei: „Du bist auch für den Sinn deines Lebens selbst verantwortlich.“
### 4. Popkultur als Erklärungsmuster
Statt tief in Studien einzusteigen, bedienen sich die beiden Filmen und Anekdoten. Windscheid schwärmt vom neuen Paul-Thomas-Anderson-Film, Schröder erzählt vom Oktoberfest-Besuch. Die Pointe: Solche Geschichten sollen veranschaulichen, wie sehr Vorlieben und Urteile bereits geprägt sein könnten.
### 5. Der freie Wille als Trostpreis
Am Ende verhandeln sie einen Kompromiss: Vielleicht sei der freie Wille keine binäre Frage, sondern ein Gradmesser. Schröder: „Nicht jeder hat eine Schmiede.“ Windscheid ergänzt, dass Menschen zumindest lernen könnten, mit den eigenen Begrenzungen umzugehen.
## Einordnung
Die Folge wirkt wie ein lockeres Gespräch unter Freunden, das zwischen Comedy und Wissenschaft changiert. Die beiden bleiben weitgehend oberflächlich: Studien werden nur in Schlagworten zitiert, wissenschaftliche Quellen dienen ehr als stimmungsvolle Anekdoten denn als belegte Argumente. Kritische Perspektiven – etwa, dass viele Determinismus-Experimente nur Korrelationen zeigen oder dass soziale Strukturen veränderbar sind – fehlen. Stattdessen wird der Eindruck erweckt, Menschen seien in erster Linie Spielbälle ihrer Gene und Kindheit. Die Folge vermittelt keine gesundheitsgefährdenden Ratschläge, enthält aber auch keine wirkliche journalistische Tiefe. Sie ist Unterhaltung mit einem Hauch Wissenschaft, nicht umgekehrt.