Pioneers of AI: Does OpenAI’s new model deliver on the hype? Inside GPT-5 with Jeremy Kahn

Eine nüchterne Tech-Analyse, die den Hype um GPT-5 entzaubert und die heiklen Fragen zur Nutzung als Therapeut-Ersatz offen anspricht.

Pioneers of AI
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In der Bonusfolge "GPT-5: Revolution oder Evolution?" diskutieren Moderatorin Rana el Kaliouby und Fortune-AI-Redakteur Jeremy Kahn über OpenAIs neuestes Modell. Kahn beschreibt GPT-5 als "sehr gutes Modell", das aber keine Quantensprung darstelle. Die größte Neuerung sei das automatische Routing zwischen verschiedenen Modell-Varianten je nach Anfrage – eine Funktion, die Konkurrenten wie Google und Anthropic bereits integriert hätten. Kahn betont, dass die Verbesserungen bei Coding-Aufgaben und Halluzinationsraten zwar vorhanden, aber moderat seien: "Es sei etwa 8-10 % besser" und die Halluzinationsrate liege weiterhin bei 10 %. Besonders kritisch äußert sich Kahn zu OpenAIs Doppelmoral bei Gesundheitsanwendungen: Einerseits würde das Unternehmen warnen, ChatGPT sei kein Ersatz für Ärzt:innen oder Therapeut:innen, andererseits würde es gezielt die verbesserten Gesundheitsfunktionen bewerben. Die Episode endet mit der Einschätzung, dass GPT-5 eher eine evolutionäre als revolutionäre Weiterentwicklung darstelle. ### GPT-5 sei kein Quantensprung Richtung AGI Kahn relativiert die von OpenAI verbreitete Hype-Kampagne: "Es sei ein sehr gutes Modell, aber keine AGI-Moment." Die Verbesserungen seien messbar, aber keineswegs von der Größenordnung eines Sprungs von der Pre-Smartphone-Ära zum iPhone. ### Automatisches Routing als Hauptneuerung Erstmals entscheide GPT-5 selbstständig, ob eine Anfrage schnelle Antworten oder aufwendiges "Reasoning" erfordere. Dies sei jedoch keine bahnbrechende Innovation, da Konkurrenten diese Funktion bereits implementiert hätten. ### Moderate Leistungssteigerungen bei Coding und Faktenprüfung Die Coding-Fähigkeiten seien um 8-10 % verbessert, wobei unklar bleibe, ob GPT-5 Google oder Anthropic überholt habe. Die Halluzinationsrate liege weiterhin bei 10 %, im "Thinking Mode" bei knapp 5 %. ### OpenAIs Doppelmoral bei Gesundheitsanwendungen Kahn kritisiert scharf, dass OpenAI einerseits vor der Nutzung als Therapeut warne, andererseits gezielt die verbesserten Gesundheitsfunktionen bewerbe: "Es sei ein bisschen Doppelmoral." ### Strategische Personalhaltung durch Aktienverkäufe Die 500-Milliarden-Dollar-Bewertung bei gleichzeitigem Aktienverkauf werde genutzt, um Mitarbeiter:innen vor Abwerbungen durch Meta zu schützen, die angeblich 100-Millionen-Boni zahle. ## Einordnung Die Episode zeigt ein professionell produziertes Tech-Journalismus-Format, das sich bemüht, zwischen Hype und nüchterner Analyse zu vermitteln. Kahn agiert als kompetenter Experte, der die Marketing-Aussagen von OpenAI kritisch hinterfragt. Besonders bemerkenswert ist die klare Benennung der Doppelmoral bei Gesundheitsanwendungen – ein mutiger Punkt in einem US-Medienkontext. Die Diskussion bleibt jedoch weitgehend im Silicon-Valley-Mikrokosmos verhaftet: Perspektiven von Patient:innen, Therapeut:innen oder Datenschützer:innen fehlen vollständig. Die Annahme, dass "mehr Rechenpower = besseres Modell" wird nicht hinterfragt, ebenso wie die gesellschaftlichen Implikationen der zunehmenden Verbreitung von KI-Therapeut:innen-Surrogaten. Die Episode liefert eine solide technische Einschätzung, bleibt aber bei gesellschaftlich relevanten Fragen oberflächlich. Hörempfehlung für Tech-Interessierte, die eine realistische Einschätzung jenseits des Marketing-Hypes suchen.