Echo der Zeit: Echo der Zeit

SRF behandelt Kopftuch-Debatte in Schweizer Schulen, japanische Fremdenfeindlichkeit trotz Fachkräftemangels und NATO-Reaktionen auf Ostsee-Sabotage.

Echo der Zeit
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Die Sendung «Echo der Zeit» vom 19. Juli behandelt die Kontroverse um religiöse Symbole im Schulzimmer nach einem Vorfall in der St. Galler Gemeinde Eschenbach. Dachverbände der Lehrkräfte fordern religiöse Neutralität, während das SVP-nahe Egerkinger-Komitee eine Volksinitiative gegen Kopftücher plant. Weitere Themen sind die Oberhauswahl in Japan mit rechter Stimmungsmache gegen Migration trotz Fachkräftemangels, NATO-Maßnahmen gegen Sabotage in der Ostsee sowie ein Bericht über 600 Jahre Roma-Geschichte in Spanien. ### Kopftuchverbot: Lehrerverbände fordern religiöse Neutralität im Schulzimmer Nach dem Vorfall in Eschenbach, wo eine muslimische Lehrerin aufgrund ihres Kopftuchs nicht angestellt wurde, positionieren sich die Lehrerverbände eindeutig für religiöse Neutralität. Christian Hugy vom Dachverband der Schweizer Lehrer argumentiert: "Lehrpersonen haben hier eine neutrale Haltung zu haben, um die Schülerinnen und Schüler nicht unstatthaft zu beeinflussen." Das Verbot solle alle religiösen Symbole umfassen – auch christliche Kreuze oder jüdische Kippas. Thomas Minder vom Schulleiterverband beklagt jedoch die uneinheitliche Rechtslage zwischen den Kantonen. ### Rechte Parteien in Japan nutzen Migrationsdebatte trotz Fachkräftemangel Trotz nur drei Prozent Ausländeranteil mache die rechte Sunset-Partei mit dem Slogan "Japaner zuerst" Stimmung gegen Migration. Journalist Martin Fritz berichtet: "Sie behauptet, Japan sei bedroht von geheimnisvollen Globalisten, von Ausländern, die sich nicht um die Gesetze scheren." Paradoxerweise sei die überalterte Gesellschaft aber dringend auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen: "An den Kassen von vielen Minisupermärkten zum Beispiel, auf vielen Baustellen läuft ohne ausländische Arbeitskräfte gar nichts mehr." ### NATO verstärkt Überwachung gegen russische Sabotage in der Ostsee NATO-Generalsekretär Mark Rutte zeigt sich besorgt über häufige Sabotageakte an Pipelines und Internetkabeln, bei denen die Spuren nach Moskau führten. Die NATO setze nun auf künstliche Intelligenz und Drohnenflotten: "Man werde in naher Zukunft sehr solide Informationen haben, um Sabotageversuche zu vereiteln." Die Ostsee werde zur Kampfzone, wobei Angreifer strukturell im Vorteil blieben. ### Spaniens Roma blicken auf 600 Jahre Geschichte der Unterdrückung zurück Trotz anfänglicher Willkommenskultur 1425 folgten jahrhundertelange Verfolgung und Völkermordversuche. Raúl Quinto beschreibt: "Seit 1499 wurden rund 250 Gesetze erlassen, mit denen ihre Sprache ausgelöscht werden sollte." Heute lebten 86 Prozent der Roma an der Armutsgrenze, während der Flamenco als ihre kulturelle Ausdrucksform internationale Anerkennung gefunden habe. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als klassisches öffentlich-rechtliches Nachrichtenformat mit professionellem journalistischem Anspruch, arbeitet aber unterschiedlich differenziert. Beim Kopftuch-Thema werden ausschließlich Verbandsvertreter zitiert, die eine restriktive Haltung vertreten – kritische Stimmen oder verfassungsrechtliche Perspektiven zu Religionsfreiheit fehlen völlig. Die Berichterstattung reproduziert den Frame der "religiösen Neutralität" unreflektiert, ohne zu hinterfragen, ob völlige Unsichtbarkeit von Religiosität tatsächlich Neutralität bedeutet oder ob nicht vielmehr eine christlich-säkulare Norm als vermeintlich neutral durchgesetzt wird. Beim Japan-Bericht zeigt sich dagegen journalistische Qualität: Die wirtschaftlichen Widersprüche zwischen rechter Rhetorik und Arbeitskräftebedarf werden klar benannt, Fritz ordnet die Fremdenfeindlichkeit als "Fake News" ein. Problematisch bleibt jedoch die unkritische Übernahme von Begriffen wie "Überalterung" als gesellschaftliches Problem, ohne alternative demografische Deutungsmuster zu erwähnen. Insgesamt dominiert eine westlich-liberale Perspektive, die Migration primär als ökonomische Notwendigkeit rahmt, weniger als Menschenrecht.