Das Wissen | SWR: Beton neu denken – Wie wird der Baustoff nachhaltig?
SWR-Podcast erklärt, warum Beton so klimaschädlich ist und welche alternativen Materialien den CO₂-Ausstoß senken könnten.
Das Wissen | SWR
32 min read1805 min audioDer SWR-Podcast „Das Wissen“ widmet sich in der Folge „Beton neu denken: Wie wird der Baustoff nachhaltig?“ (30 min) der Klimabilanz von Beton. Julia Nestlen spricht mit Danielle Waldmann Diederich, Professorin für Massivbau an der TU Darmstadt, über Alternativen zu Zement, Sand und Stahl sowie über Recycling und neue Bewehrungsmaterialien.
### 1. Zement ist das größte Klimaproblem
Etwa zwei Drittel der CO₂-Emissionen entstünden demnach nicht der Energie, sondern der chemischen Entkalkung („Klinker“). Waldmann Diederich: „Bei dem Brennvorgang selber wird Kalkstein chemisch entsäuert und damit wird CO₂ freigesetzt.“
### 2. Sandknappheit ist eine unterschätzte Ressourcenkrise
Zwei Drittel des weltweit abgebauten Sands fließen in Beton. Wüstensand sei dafür ungeeignet: „Er ist zu fein und zu glatt, wir kriegen hier nicht den nötigen Zusammenhalt.“
### 3. Flugasche und Hüttensand sind kurzfristig nutzbar, aber begrenzt
Beide Stoffe könnten Zement ersetzen, seien jedoch Industrie-Abfälle: „Die Mengen, die wir weltweit brauchen … können dadurch nicht generiert werden.“
### 4. Bio- und Carbonbeton sind vielversprechend, aber teuer
Karottenfasern, Bakterien mit Urin oder Carbonmatten seien laborreif, doch „im Moment ist kein Wundermittel in Sicht“. Carbonbeton sei „sehr teuer“ und brauche Zeit für Marktreife.
### 5. Bauen muss von vornherein Wiederverwendung planen
Die Expertin fordert ein Umdenken: „Wir dürfen nicht alles miteinander verkleben. Wir müssen demontierbar bauen mit lösbaren Verbindungen“ und digitale Daten über Lebensdauer und Zustand speichern.
## Einordnung
Der Beitrag erklärt sachlich und didaktisch geschickt, warum Beton trotz seiner Klimabilanz weltweit unverzichtbar bleibt. Die Gesprächsführung bleibt auf Technik und Materialforschung fokussiert; politische oder gesellschaftliche Konflikte um Ressourcenabbau, Landrechte oder globale Gerechtigkeit fehlen. Die Sendung verzichtet auf Faktenchecks oder Gegenstimmen außerhalb des Ingenieur-Labors – etwa zu Arbeitsbedingungen in Zementwerken, Transportemissionen oder dem realen Einsparpotenzial durch Verzicht auf Großprojekte. Stattdessen wird die Notwendigkeit „besserer“ Betonsorten zwar deutlich, doch Alternativen wie konsequentes Holzbauen, Wohnraumreduktion oder Mobilitätswandel werden nicht erwogen. Die Expertin beansprucht Deutungshoheit („wir sprechen nicht vom Beton, sondern vom Stahlbeton“), ohne dass kritische Perspektiven zum Tragen kommen. Insgesamt liefert der Podcast eine klar strukturierte, seriöse wissenschaftliche Statusmeldung, bleibt aber innerhalb eines techno-optimistischen Frames, der auf Anpassung statt Umkehr setzt. Wer konkrete Klimaschutzstrategien im Bauwesen sucht, erhält hier einen Überblick über Materialforschung, aber keine breitere Debatte über Suffizienz oder politische Rahmensetzungen.
Hörempfehlung: Solide Einführung in aktuelle Forschungsansätze zur CO₂-Reduktion im Betonbau – mit klarem technischen Fokus und ohne verschwörerische oder rechte Inhalte.