Der Deutschlandfunk-Kultur-Podcast "Breitband" diskutiert in dieser Folge drei aktuelle digitale Themen: Der neue Supercomputer "Jupiter" in Jülich soll Deutschlands Rolle in der KI-Forschung stärken, doch trotz seiner Leistungsfähigkeit reicht die Kapazität längst nicht aus, um den Bedarf zu decken. Zudem ist fraglich, ob Deutschland im internationalen Wettbewerb mithalten kann. Ein geplanter Gesetzentwurf des Digitalministeriums sieht vor, die Aufsicht über grundrechtsrelevante KI-Systeme nicht mehr den Datenschutzbehörden, sondern der Bundesnetzagentur zu übertragen – was auf Kritik von Datenschützer:innen und dem ehemaligen Bundesdatenschützer Peter Schaar trifft, da dies die Unabhängigkeit der Aufsicht gefährden könnte. Schließlich geht es um die neue Top-Level-Domain ".med", die nun für jeden zugänglich ist – was ihre Glaubwürdigkeit als Quelle vertrauenswürdiger medizinischer Informationen untergräbt. ### Jupiter: Deutschlands Supercomputer zwischen Anspruch und Wirklichkeit Der Supercomputer Jupiter in Jülich gilt als viertschnellster der Welt und soll KI-Modelle trainieren helfen. Doch seine Kapazitäten sind bereits mehrfach überbucht, und im Vergleich zu US-Rechenzentren wie dem von Elon Musk bleibt er technologisch hinterher. Trotzdem verteidigt Projektleiter Thomas Lippert den Ansatz, dass Jupiter für komplexe Simulationen wie Klimamodelle besonders geeignet sei – nicht nur für KI-Training. ### Machtkampf um KI-Aufsicht: Datenschutz vs. Bundesnetzagentur Die geplante Umstrukturierung der KI-Aufsicht durch das Digitalministerium wird kontrovers diskutiert. Peter Schaar kritisiert, dass die Bundesnetzagentur politisch abhängiger sei als unabhängige Datenschutzbehörden. Zudem drohen Doppelzuständigkeiten, da die Datenschutzgrundverordnung weiterhin gilt – was zu konflikthaften Entscheidungen führen könnte. ### .med-Domain: Vertrauen ohne Kontrolle? Die Top-Level-Domain ".med" war ursprünglich für medizinische Fachkreise gedacht, ist nun aber für jeden käuflich. Kritiker:innen warnen vor dem Potenzial für medizinische Desinformation, da keine inhaltliche Kontrolle erfolgt. Die Domain ist teuer, was zwar Missbrauch etwas einschränkt, aber vor allem kommerzielle Interessen fördert. ### Fazit: Technologiepolitik zwischen Anspruch und Realität Die Episode zeigt, wie deutsche Technologiepolitik oft mit großen Ankündigungen aufwartet, bei der Umsetzung aber an Komplexität und internationale Wettbewerbsfähigkeit scheitert. Ob Supercomputer, KI-Aufsicht oder vermeintlich vertrauenswürdige Domains – hinter den Versprechen stehen oft unklare Kompetenzen, fehlende Kapazitäten oder unzureichende Kontrollmechanismen. ## Einordnung Die journalistische Qualität des Podcasts ist hoch: komplexe Themen werden verständlich aufbereitet, verschiedene Perspektiven einbezogen und mit Expert:innen diskutiert. Besonders positiv: Die Moderation hinterfragt selbstkritisch den Nutzen und die Glaubwürdigkeit der vorgestellten Projekte. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die politische Dimension der KI-Aufsichtsdebatte – etwa die Frage, ob Wirtschaftsinteressen über Grundrechtsschutz gestellt werden – nur oberflächlich beleuchtet wird. Auch bleibt offen, ob die Bundesnetzagentur tatsächlich besser für KI-Aufsicht geeignet wäre oder ob hier ein politischer Machtkampf hinter „Effizienz“-Argumenten versteckt wird. Insgesamt liefert die Episode eine informative, wenn auch nicht besonders tiefgehende Analyse aktueller digitalpolitischer Entwicklungen in Deutschland. Hörempfehlung: Ja – wer sich für digitale Technologiepolitik, KI-Entwicklung und Internetregulierung interessiert, bekommt hier einen guten Überblick über aktuelle Debatten in Deutschland.