Jim Hemphill spricht mit Justin Tipping, Regisseur und Co-Autor des Horrorfilms "Him", einer Produktion von Jordan Peeles Monkeypaw. Tipping erzählt, wie er 2017 Peele traf, später das Script aus dem Blacklist erhielt und mit einer Genre-Mischung aus Sport-Drama und psychologischem Horror eine eigenwillige visuelle Sprache fand. Er kombiniert dafür Werbe-Ästhetik von Nike-Spots mit Lynch-artiger Unheimlichkeit und Kubrick-artigen Kameraführungen, um die zunehmende Entfremdung des jungen Quarterbacks in der Trainings-Anlage eines alternden NFL-Stars zu visualisieren. Die Gespräche vertiefen sich auf Casting-Entscheidungen: Für die Rolle des charismatisch-grausamen Mentors wählte er Komiker Marlon Wayans, der sich körperlich und mental extrem auf die Rolle vorbereitete. Tipping erklärt, wie er durch thermografische Kameras Concussions als "sichtbare" Verletzungen darstellte und wie wichtig Peeles Rückendeckung war, um im Studio-System ein so experimentelles Projekt durchzusetzen. Die Postproduktion sei ein ständiges Kalibrieren zwischen Sport-Atmosphäre und Horror gewesen, wobei Peele als kreatives Schutzschild fungierte. ### Him nutzt Sport-Ästhetik, um Horror zu erzeugen Tipping wollte das "subliminale" Gefühl eines Nike-Werbespots mit lynchoider Unheimlichkeit verbinden. "We have this, we had the path and I think we were just trying to come as close as we could to that mark", beschreibt er die Balance zwischen Werbe-Handheld-Look und statischen Horror-Bildern. ### Der Protagonist beginnt seine "Höllenfahrt" schon beim Combine Der Regisseur sieht die Eskalatorenbewegung beim Combine als ersten „gate of hell“: „We're going to treat him like a piece of meat going down the conveyor belt“. Die Sets wurden immer brutaler und ohne Zeit- oder Datumsangaben inszeniert, um das Gefühl eines endlosen Kreislaufs zu verstärken. ### Marlon Wayans wurde wegen Requiem for a Dream besetzt Die Wahl fiel auf Wayans, weil Tipping dessen dramatische Performance in „Requiem for a Dream“ kannte. Wayans musste sich einem professionellen Quarterback-Coach unterziehen und durchlief ein „spirituelles" Training, um körperlich wie mental auf die Rolle vorbereitet zu sein. ### Thermografie macht Concussions sichtbar Um die „unsichtbaren" Hirnverletzungen darzustellen, koppelte das Team eine Thermografie- mit einer Arya-Kamera. "We just Jerry rigged the just put it on top of each other" – das Resultat sind Bilder, die Hitze und damit verbundene Schäden sichtbar machen, ohne aufwendige CGI. ### Jordan Peele ermöglichte kreative Freiheit Tipping betont, dass ein so experimentelles Projekt nur mit Peeles Schutz funktionierte. "Without like a Jordan Peele behind it ... I was able to do ... get away with a lot more." Peele fungierte als kreatives Kontrollorgan in der Postproduktion, wenn Studios skeptisch wurden. ## Einordnung Der Podcast bietet ein faszinierendes Beispiel für kreatives Erzählen auf Holo- oder Multimedienebene: Tipping erklärt anschaulich, wie visuelle Referenzen (Nike-Spot, Kubrick, Lynch, post-Vietnam-Filme) in einem Genre-Brücken-Projekt verschmelzen. Hemphill agiert nicht nur als Moderator, sondern als kompetenter Gesprächspartner, der Verbindungen herstellt und Fragen präzise auf den Kern konzentriert. Besonders spannend: Die Auseinandersetzung mit Machtverhältnissen (weiße Studio-Decision-Maker vs. schwarze Kreativität) bleibt unausgesprochen, wird aber durch Tippings Dankbarkeit für Peeles „Schutzschild“ evident. Der Fokus auf die visuelle Gestaltung und technische Umsetzung verdrängt zwar aktuelle Diskurse über CTE (Chronic Traumatic Encephalopathy) oder institutionellen Rassismus im US-Football, liefert aber wertvolle Einblicke in die Ästhetik von Horror und Sport. Für angehende Filmschaffende:Pflicht-Hören; für alle anderen ein kurzweiliger Blick hinter die Kulissen aktueller Genre-Innovation.