Tech Won't Save Us: Palantir is Thriving Under Trump w/ Caroline Haskins
Investigative Einordnung zu Palantirs wachsender Macht als Lieferant von Überwachungssoftware für US-Behörden und Großkonzerne.
Tech Won't Save Us
67 min read2992 min audioDie Tech-Podcast-Folge "Tech Won't Save Us" mit Gastgeber Paris Marx und Wired-Journalistin Caroline Haskins beleuchtet die Millitär- und Geheimdienst-nahe Soft-ware-Firma Palantir. Sie wurde 2003 gegründet, finanziert von der CIA-Tochter InQtel und dem PayPal-Mitgründer Peter Thiel. Das Unternehmen verkauft Plattfor-men wie „Gotham“ für Behörden und „Foundry“ für Konzerne, die unterschied-liche Datenquellen zusammenführen und sofort auswertbare Dashboards liefern. Palantir arbeitet mit US-Armee, FBI, ICE, Zoll, Geheimdiensten und großen Firmen wie Airbus, BP oder Heineken. Die Software kann soziale Netzwerke analysieren, Verdächtige verknüpfen und Betriebsabläufe optimieren. Das Management bedient militärische Rhetorik (z. B. „forward deployed engineers“) und propagiert westliche Werte. CEO Alex Karp erklärt, die Firma stehe für die „Verteidigung des Westens“ und profitiere vom Trump-Kurs. Mitarbeiter berichten von Angst und Loyalität; 13 Ex-Angestellte warnten 2025 in einem offenen Brief vor Beihilfe zu Massenverhaftungen und Drohnenangriffen. Kritiker:innen sehen Gefahren für Bürgerrechte, da sensible Daten ohne große gesetzliche Kontrolle zusammengeführt würden; Palantir weist Journalist:innen deswegen von Konferenzen. Die Sendung liefert keine Beweise für einzelne Rechts-brüche, zeigt aber, wie durch die Plattform bestehende Machtgefälle verstärkt würden.
### 1. Palantir sei eine Art universelle IT-Plattform, die Behörden und Konzerne bei der Datenanalyse unterstütze
Caroline Haskins erklärt, Palantir biete eine Art „Daten-Platzhalter“: „You can essentially just put this on top, plug everything in and then sort of if you picture just plugging in a light system or something, it’s able to get the outcomes that the customer actually needs“. Die Software verbinde alte und neue Datenquellen innerhalb weniger Tage und ersetze teure Eigenentwicklungen.
### 2. Die Nutzung durch US-Sicherheitsbehörden habe unter Trump drastisch zugenommen
Die Firma erhalte seit 2025 deutlich mehr Regierungsaufträge, darunter der bisher größte Einzelauftrag von 30 Mio. USD für ICE zur Überwachung von selbst-abgeschobenen Migrant:innen. Palantir baue außerdem eine Schnittstelle, mit der Steuerdaten des IRS mit Wählerregistern verknüpft würden, um Migrant:innen aufzuspü-ren.
### 3. Palantir operiere international und beliefern unter anderem den israelischen Militärapparat
Ein Gesprächsteilnehmer vermutet, dass die Software in europäischen Microsoft-Rechenzentren Daten für israelische Drohnenziele halte: „Israel is storing data in Microsoft data centers in Europe that are enabling the genocide“. Palantir-CEO Alex Karp bezeichnete studentische Palästina-Solidarität als „pagan“.
### 4. Die Unternehmenskultur bediene militärische Symbolik und autoritäre Rhetorik
Intern würden Militärränge („Delta“, „forward deployed“) und Begriffe wie „bottom line up front“ verwendet. Karp habe sich auf Börsentelefonen „giggling and smiling“ gezeigt, weil sich dessen Vorstellung von Tech-Militär-Allianz nun durchsetze.
### 5. Mitarbeiter:innen würden durch NDA und Drohkulissen zum Schweigen gebracht
Ein ehemaliger Ingenieur berichtet, 13 Ex-Kolleg:innen hätten sich 2025 trotz NDA in einem öffentlichen Brief gegen die Nutzung der Software für Massen-inhaftierung und Drohneneinsätze gewandt. Palantir habe Journalistin Haskins auf einer Konferenz mit Polizeiruf aus dem Ausstellungsbereich verwiesen.
### 6. Die Marketingstrategie baue auf Mythen und Halbwahrheiten auf
Der Name Palantir verweise auf Tolkiens „seeing-stones“, die in die Zukunft blicken. Das Management nutze dieses Bild, um einen „magischen“ Anspruch zu erzeugen, obwohl die Software lediglich vorhandene, lückenhafte Daten aggregiere: „You could think that you’re getting someone’s whole life story … but the reality is you’re not.“
## Einordnung
Die Sendung ist investigative Tech-Kritik statt Unterhaltung. Marx und Haskins liefern keine Enthüllungsdokumente, sondern analysieren öffentlich zugängliche Verträge, Börse-Meldungen und interne Kommunikation. Die Argumentation bleibt dicht: Es werden konkrete Aufträge, Personenverknüpfungen und zivile Kontrollmechanismen benannt. Besonders auffällig ist das Spannungsfeld zwischen dem Anspruch, „pro-West“ und „pro-Democracy“ zu sein, und der gleichzeitigen Bereitschaft, mit autoritären Politiken und Geheimdiensten zu koope-rieren, ohne klare rechtliche Absicherung. Die militante Rhetorik der Führungs-figuren und die Verweigerung von Transparenz (Ausweisung von Journalist:innen) verstärken den Eindruck, dass Palantir Machtkonzentration als Geschäftsmodell betreibt. Der Podcast zeigt, wie weit entfernt Tech-Optimismus von demokratischer Kontrolle sein kann – ohne dabei in diffuse Verschwörungs-theorien abzudriften. Die Einordnung bleibt sachlich, macht aber deutlich, dass hier ein privat finanziertes Tool entsteht, das staatliche Repression effizienter macht und dabei von Steuergeldern lebt.