The 404 Media Podcast: Spotify Is Publishing AI Tracks of Dead Artists
Investigative Enthüllungen über KI-gefälschte Musik auf Spotify und den systematischen Verkauf von Hacker-Daten an Schuldeneintreiber.
The 404 Media Podcast
39 min read2683 min audioDer Podcast von 404 Media behandelt diese Woche drei brisante Geschichten über die Schattenseiten der Digitalisierung. Emmanuel Mayberg berichtet über Spotify-Profile verstorbener Künstler:innen wie Blaze Foley, auf denen KI-generierte Songs erschienen - ohne Erlaubnis der Rechteinhaber:innen. Die Tracks wurden über TikToks Vertriebsplattform SoundOn hochgeladen und stammten von einer mysteriösen Firma namens "Syntax Error". Besonders perfide: Die Songs waren mit KI-generierten Künstlerbildern versehen, die nichts mit den echten Musiker:innen zu tun hatten.
### KI-Songs würden die Authentizität verstorbener Künstler:innen verletzen
Craig McDonald von Lost Art Records, der Blaze Foleys Musik posthum veröffentlichte, sei "entsetzt" gewesen. Er habe die Musik auf Spotify gestellt, "nicht wegen eines genialen Geschäftsmodells", da Künstler:innen dort ohnehin wenig verdienten, sondern damit "mehr Menschen die Musik dieses Typen entdecken können, den ich liebe". Die KI-generierten Tracks würden den Künstler völlig falsch repräsentieren - Foley sei ein rustikaler Country-Sänger gewesen, nicht der moderne Pop-Country-Sound der Fälschungen.
### Hacker-Daten würden systematisch an Inkassounternehmen verkauft
Joseph Cox deckte auf, wie das Unternehmen Farnsworth Intelligence Daten von über 50 Millionen gehackten Computern sammle und an "Skip Tracer" (Schuldeneintreiber:innen) verkaufe. Diese sogenannten "InfoStealer"-Daten stammten häufig aus Malware, die mit raubkopierter Software gebündelt werde. Ein Experte von EPIC bezeichnete dies als "wirklich unethisch" - die Menschen seien bereits Opfer eines Hacks gewesen und würden nun "re-viktimisiert".
### Spotify entfernte die gefälschten Songs nach Medienanfragen
Nach Emmanuel Maybergs Recherchen habe Spotify alle gemeldeten KI-Songs entfernt und erklärt, die Inhalte hätten gegen ihre "Deceptive Content Policy" verstoßen. Das Problem liege im Vertriebssystem: Jemand habe offenbar ein betrügerisches SoundOn-Profil erstellt und darüber Musik auf echte Künstler:innenprofile hochgeladen, ohne dass die Verifizierungssysteme dies erkannt hätten.
### Rechteinhaber:innen könnten sich kaum gegen KI-Missbrauch wehren
Die Universal Music Group und andere große Labels würden ihre Klagen gegen KI-Musikplattformen wie Suno wahrscheinlich beilegen und stattdessen Lizenzdeals abschließen. Jason Koebler warnte, dies könne zu "noch viel mehr KI-generierter Musik auf jeder Plattform überall" führen, da Labels die Möglichkeit sähen, "Musik ohne Künstler:innen zu generieren" und dabei "sehr günstig viele Versuche zu unternehmen".
### Gehackte Daten würden für Scheidungsverfahren und Konkurrenzspionage genutzt
Farnsworth Intelligence biete die Hacker-Daten nicht nur Inkassounternehmen an, sondern auch Anwält:innen in Scheidungsverfahren und Unternehmen für "Competitive Intelligence". Eine Datenschutzexpertin verwies auf einen Fall um Ashley Madison, wo ein Richter entschied, dass auch öffentlich geleakte Daten nicht vor Gericht verwendet werden dürften, da sie "immer noch illegal beschafft" seien.
## Einordnung
Die drei Geschichten offenbaren ein beunruhigendes Muster: Wie etablierte digitale Infrastrukturen für illegitime Zwecke ausgenutzt werden, während die Verantwortung zwischen Plattformen, Vertriebspartnern und Drittanbietern diffundiert. Besonders problematisch ist die Normalisierung: Sowohl KI-generierte Musik als auch der Handel mit Hacker-Daten werden als "Startup-Gelegenheiten" behandelt, obwohl sie fundamentale Rechte verletzen. Die Diskussion bleibt stark auf technische Lösungsansätze fokussiert, während strukturelle Machtasymmetrien - etwa zwischen Rechteinhaber:innen und Tech-Konzernen oder zwischen Hack-Opfern und Datensammler:innen - kaum thematisiert werden. Spotify und TikTok erscheinen als passive Akteure, deren Systeme "ausgenutzt" werden, obwohl ihre Geschäftsmodelle auf maximaler Inhaltsverteilung basieren. Die journalistische Aufarbeitung ist gründlich recherchiert und deckt wichtige Missstände auf, verzichtet aber weitgehend auf eine Einordnung der gesellschaftspolitischen Dimension: Wie diese Praktiken Kreativität, Privatsphäre und digitale Selbstbestimmung untergraben. Die Hörerschaft erhält wertvolle Einblicke in aktuelle Entwicklungen der digitalen Überwachungsökonomie.