Übermedien: Holger ruft an ... wegen Medien und Kampagnen

Ingrid Brodnig analysiert, wie rechte Desinformationskampagnen etablierte Medien manipulieren und demokratische Institutionen unter Druck setzen.

Übermedien
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Holger Klein diskutiert mit der Journalistin Ingrid Brodnig über den Fall der Juraprofessorin Frauke Rostalski, die zur Bundesverfassungsrichterin gewählt werden sollte, aber durch eine rechte Kampagne unter Druck geriet. Brodnig erläutere, wie digitale Desinformation funktioniere und warum seriöse Medien anfällig für die Verbreitung von Falschinformationen seien. ### Rechtspopulistische Kampagne gegen Verfassungsrichterin-Kandidatin Brodnig beschreibt, wie gegen Frauke Rostalski eine systematische Kampagne gestartet worden sei, nachdem sie als Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht vorgeschlagen wurde. "Es gab eine ganze Industrie, die darauf abzielte, sie zu diskreditieren", erklärt sie. Die Kampagne habe verschiedene Ebenen umfasst - von der Verbreitung von Falschinformationen bis hin zu persönlichen Angriffen. ### Medien als unfreiwillige Verstärker von Desinformation Ein zentrales Problem sei, dass etablierte Medien oft ungewollt als Verstärker von Desinformation fungieren würden. "Journalisten wollen ausgewogen berichten, aber sie werden manipuliert", so Brodnig. Rechte Akteure würden bewusst Narrative schaffen, die dann von seriösen Medien aufgegriffen werden, weil diese alle Seiten darstellen wollten. ### Systematische Verzerrung durch selektive Berichterstattung Brodnig warnt vor einer systematischen Verzerrung der öffentlichen Debatte. Rechte Gruppen würden gezielt Themen setzen und Narrative prägen, die dann den Diskurs dominierten. "Sie schaffen es, dass über ihre Themen gesprochen wird, auch wenn diese marginal sind", erklärt sie. Dies führe zu einer Verzerrung der Wahrnehmung gesellschaftlicher Prioritäten. ### Strukturelle Schwächen des deutschen Mediensystems Die Expertin identifiziert strukturelle Probleme im deutschen Mediensystem. Personalmangel und Zeitdruck würden dazu führen, dass Redaktionen anfälliger für Manipulation seien. "Wenn man wenig Zeit hat, greift man zu den verfügbaren Quellen", so Brodnig. Rechte Akteure würden diese Schwächen systematisch ausnutzen. ## Einordnung Das Gespräch bietet eine sachliche Analyse der Mechanismen digitaler Desinformation und deren Auswirkungen auf den demokratischen Diskurs. Brodnig argumentiert strukturell und belegt ihre Thesen mit konkreten Beispielen. Besonders wertvoll ist ihre Analyse der unbeabsichtigten Rolle etablierter Medien bei der Verbreitung rechter Narrative. Die Diskussion bleibt durchweg auf einer analytischen Ebene und vermeidet sowohl Alarmismus als auch Verharmlosung. Allerdings konzentriert sich das Gespräch stark auf die Medienperspektive, während die Verantwortung der Plattformen und regulatorische Ansätze nur am Rande thematisiert werden. Die Lösungsvorschläge bleiben eher allgemein. Dennoch liefert die Episode wichtige Einblicke in die Funktionsweise moderner Desinformationskampagnen und deren demokratiegefährdende Wirkung. Eine hörenswerte Analyse für alle, die verstehen wollen, wie rechte Akteure den Mediendiskurs manipulieren.