The Lawfare Podcast: Lawfare Daily: ‘Big Tech in Taiwan’ with Sam Bresnick

Eine nüchterne Analyse der wirtschaftlichen Verflechtungen US-amerikanischer Techfirmen mit Taiwan und deren Risiken bei einem möglichen Konflikt mit China.

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Der Lawfare-Podcast diskutiert mit Sam Bresnick, Research Fellow am Georgetown Center for Security and Emerging Technology, dessen neuen Report "Big Tech in Taiwan: Beyond Semiconductors". Die Episode analysiert, wie 17 führende US-Techfirmen wirtschaftlich und operativ mit Taiwan verflochten sind und welche Risiken sich daraus bei einem möglichen Konflikt mit China ergeben. Die Diskussion konzentriert sich auf Greenfield-FDI, R&D-Zentren, Rechenzentren, Lieferketten und Personalpräsenz. ### US-Techfirmen seien deutlich stärker mit Taiwan verflochten als mit Russland Bresnick betont, dass die Firmen vor der russischen Invasion 2022 kaum wirtschaftliche Abhängigkeiten von Russland gehabt hätten. Im Gegensatz dazu seien viele der analysierten Unternehmen – insbesondere Apple, Google, Microsoft und Amazon – stark in Taiwan engagiert. Diese Tiefe der Verflechtung erschwere eine mögliche Unterstützung Taiwans im Falle eines Konflikts erheblich. ### Lieferketten als größtes Risiko für US-Techfirmen Die Studie identifiziere Lieferketten als das mit Abstand größte Risiko. Apple produziere demnach etwa 25 % seiner Zulieferungen in Taiwan, bei Microsoft seien rund ein Drittel der Top-100-Lieferanten taiwanische Unternehmen. Diese Abhängigkeit könne im Falle eines Konflikts schnell zu massiven Produktionsausfällen führen, da sich komplexe Lieferketten nicht kurzfristig umstrukturieren ließen. ### Google habe die höchsten FDI-Ausgaben in Taiwan Google habe mit rund 1,4 Milliarden US-Dollar die höchsten Greenfield-FDI in Taiwan getätigt, wobei diese Zahl laut Bresnick wahrscheinlich überschätzt sei, da zwei geplante Rechenzentren nicht realisiert wurden. Apple folge mit etwa 400 Millionen US-Dollar, während Amazon und Microsoft im mittleren bis oberen 200-Millionen-Bereich lägen. ### Taiwan als wichtiger Hardware-Forschungsstandort Taiwan gelte für Unternehmen wie Apple und Google als zweitwichtigster Hardware-Forschungsstandort außerhalb der USA. Apple arbeite etwa mit TSMC an der Entwicklung von Displaytechnologien. Diese R&D-Aktivitäten seien zwar wichtig, stellten aber im Vergleich zu Lieferketten ein geringeres Risiko dar. ### US-Regierung solle Unternehmen besser auf Konfliktszenarien vorbereiten Bresnick empfiehlt der US-Regierung, im Vorfeld möglicher Konflikte Szenarien mit Unternehmen zu besprechen und deren Rolle klar zu definieren. Klare Regierungsverträge könnten Unsicherheiten reduzieren und eine unkoordinierte Selbstinitiative der Unternehmen vermeiden helfen – ein Problem, das es zu Kriegsbeginn in der Ukraine gegeben habe. ## Einordnung Die Episode bietet eine sachliche, faktenbasierte Analyse komplexer geopolitischer Risiken für US-Techfirmen. Die Argumentation ist stringent und differenziert, ohne apokalyptische Töne. Besonders bemerkenswert ist die klare Hierarchisierung der Risiken: Während FDI und Rechenzentren als relativ geringfügig eingestuft werden, wird die Abhängigkeit von taiwanischen Lieferketten als potenziell existenzbedrohend herausgestellt. Die Diskussion bleibt dabei stets auf der Ebiel der Machart: Es geht um wirtschaftliche Kalküle, nicht um politische Wertungen. Die Perspektive ist eindeutig US-zentriert, was angesichts des Formats und der Zielgruppe erwartbar ist. Die fehlende Einbeziehung taiwanischer oder chinesischer Stimmen ist zwar bedauerlich, aber für ein Fachpodcast mit klarem Fokus auf US-National Security nachvollziehbar. Insgesamt liefert die Folge eine informative, nüchterne Bestandsaufnahme ohne Verschwörungstheorien oder rechte Narrative. Hörempfehlung: Wer sich für die Schnittstelle von Technologie, Geopolitik und Wirtschaft interessiert, erhält hier eine fundierte, sachliche Analyse ohne Alarmismus.