Die 11KM-Folge „Im Visier der Grauen Wölfe“ begleitet den Aussteiger Erol Ünal, der als Kind in Deutschland in der rechtsextremen türkisch-nationalistischen Szene der „Grauen Wölfe“ sozialisiert wurde. Reporterin Annkathrin Weis zeichnet nach, wie über Vereine systematisch Mädchen und Jungen indoktriniert, Geschichte umgeschrieben und Gewalt verharmlost wird – trotz langjähriger Verfassungsschutzberichte. ### 1. Indoktrination beginnt im Kindergartenalter Kinder lernen spielerisch den Wolfsgruß, malen Fahnen und neue „Fakten“, etwa dass es den Völkermord an den Armenier:innen „nicht gegeben“ habe. „Mir wurde beigebracht, dass es beispielsweise den Genozid an den Armeniern nicht gab“, berichtet Erol. Historisches Lernen wird so zur politischen Rekrutierung. ### 2. Vereinsstrukturen dienen der Tarnung Die Organisationen nennen sich „Kultur-“ oder „Freundschaftsvereine“, um staatliche Aufmerksamkeit zu vermehren. Die größte Gruppierung, die „Türkische Föderation“, agiert dezentral und verschleiert ihre rechtsextreme Agenda gezielt nach außen. ### 3. Führer- und Gewaltkult aus Faschismus und NS-Ideologie Die Bewegung übernahm laut Politikwissenschaftler Ismail Küpeli Elemente des Führerkults und rassistische Großreich-Phantasien („Turan“). Gründer Alpaslan Türkeş sympathisierte offen mit Hitler. Die Hierarchie ist strikt: „Neben der einen Führungsfigur gibt es eigentlich kein Mitspracherecht.“ ### 4. Straftaten werden kaum aufgeklärt Seit den 1970er-Jahren zählen die Grauen Wölfe zu den gewaltaktivsten rechtsextremen Gruppen in Deutschland; es gab Todesfälle, Mord- und Totschlag-Verurteilungen. Viele Fälle seien nie vollständig aufgearbeitet, viele Drohungen blieben unerfasst, heißt es. ### 5. Politik reagiert trotz Warnungen schwach Obwohl Verfassungsschutz und Wissenschaft die Gefahr dokumentieren, fehlen wirksame staatliche Maßnahmen. Die Reporter werfen Behörden und Politik eine „erstaunlich wenig“ durchgreifende Haltung vor. ## Einordnung Die ARD-Produktion arbeitet aufwandig recherchiert, bietet Betroffenen Raum und stützt sich auf Expertise. Besonders stark: der Fokus auf langfristige Kindheitsindoktrination statt nur auf Straftaten. Dass die Redaktion rechtsextreme Netzwerke benennt, ohne pauschal alle Türk:stämmigen Menschen zu verdächtigen, zeigt journalistische Präzision. Kritisch bleibt, warum erst 2025 eine so breite Öffentlichkeitsarbeit zu einem seit Jahrzehnten bekannten Problem entsteht – und warum politische Konsequenzen weiter ausbleiben. Der Podcast liefert wichtige Hinweise zur Gefahr durch organisierte Rechtsextremismus-Strukturen in Deutschland.