Public Notice: You cannot trust the federal government
Eine kritische Analyse, wie die Trump-Regierung eine Schießerei in Dallas für ihre politische Agenda instrumentalisiert und Fakten verdreht.
Public Notice
13 min readDer Newsletter „Public Notice“ analysiert die Reaktion der US-Regierung unter Donald Trump auf eine Schießerei in einer Einrichtung der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) in Dallas. Unmittelbar nach dem Vorfall stellten hochrangige Regierungsmitglieder, darunter die Ministerin für Innere Sicherheit Kristi Noem, den Angriff als gezielte Attacke eines „linksextremen Radikalen“ auf Bundesbeamte dar. Der Newsletter stellt dieser Darstellung jedoch Fakten gegenüber: Die Opfer waren drei inhaftierte Migranten, von denen einer starb, während kein:e einzige:r Strafverfolgungsbeamt:in zu Schaden kam.
Der Text arbeitet die zahlreichen Widersprüche in den offiziellen Stellungnahmen heraus. Während Vizepräsident JD Vance und ICE-Direktor Todd Lyons am Narrativ des Angriffs auf die Strafverfolgung festhielten, räumte eine ICE-Sprecherin ein, dass der Schütze gezielt auf die Inhaftierten geschossen habe. Der Newsletter argumentiert, dass das FBI unter Direktor Patel selektiv Beweise veröffentlicht – wie ein Foto einer Patrone mit der Aufschrift „ANTI-ICE“ –, während andere Hinweise, die auf eine komplexere oder unpolitische Motivation des Schützen hindeuten (etwa eine Karte zu Atomwaffentests in seinem Auto), ignoriert werden. Die zentrale These lautet: „Einfach ausgedrückt: Man kann der Bundesregierung nicht mehr trauen, und die Trump-Regierung hat sich das selbst zuzuschreiben.“
Diese Schießerei wird als exemplarisches Beispiel für ein größeres Muster der Desinformation und politischen Instrumentalisierung von Bundesbehörden unter Trump dargestellt. Der Autor listet eine Reihe weiterer Fälle auf, in denen die Regierung die Wahrheit verdreht oder gelogen haben soll: erfundene Angriffe auf Einwanderungsbeamt:innen in Kalifornien, die Entlassung des Leiters des Bureau of Labor Statistics wegen unliebsamer Wirtschaftszahlen, die Verbreitung von Falschinformationen zu Wahlen durch das Justizministerium und Trumps wissenschaftlich unbelegte Behauptungen über die Verbindung von Schmerzmitteln und Autismus. Der Newsletter schließt mit der Feststellung, dass die Regierung nicht mehr dem amerikanischen Volk diene, sondern ausschließlich dem „Dear Leader“.
Länge des Newsletters: 12211
## Einordnung
Der Newsletter vertritt eine unmissverständlich kritische und regierungsfeindliche Perspektive. Er zitiert offizielle Quellen ausschließlich, um sie zu dekonstruieren und als unglaubwürdig darzustellen. Die Analyse basiert auf der impliziten Annahme, dass die Handlungen der Trump-Regierung und ihrer Vertreter:innen von böser Absicht und dem Ziel der politischen Propaganda geleitet sind. Stimmen, die die offizielle Darstellung stützen könnten oder eine alternative Interpretation anbieten, werden nicht berücksichtigt. Das zentrale Framing ist das einer systematischen Untergrabung staatlicher Institutionen, die zu reinen Werkzeugen einer autoritären Agenda verkommen.
Die Argumentation ist schlüssig, aber einseitig. Sie fördert die Agenda von Medien und Organisationen, die vor einem Verfall demokratischer Normen unter Trump warnen. Indem der Text die Motivation des Schützen als nihilistisches „Edgelord-Verhalten“ beschreibt, wird die offizielle Darstellung eines politisch motivierten Täters geschwächt, was jedoch selbst eine Interpretation darstellt. Der Newsletter ist für Leser:innen empfehlenswert, die eine scharfe, investigative Kritik an der Trump-Regierung suchen und die offizielle Darstellung von Ereignissen hinterfragen wollen. Für eine ausgewogene Berichterstattung ist er ungeeignet; er liefert eine pointierte Gegen-Erzählung, keine neutrale Analyse.