Geek Warning: Fancy bottom brackets and adjustable crank lengths
Die Bike-Tech-Experten diskutieren die neuesten Komponenten-Trends und klären, ob teure Tretlager oder modulare Kurbeln wirklich besser sind.
Geek Warning
57 min read2633 min audioDie dreiköpfige Tech-Runde Dave Rome, Ronan Mc Laughlin und Zach Edwards („Boulder Grupetto“) widmet sich im aktuellen „Geek Warning“ den neuesten Spielereien im Radsport: SRMs modularer Kurbelarm „Origin Aero“, CeramicSpeeds generalüberholter Tretlager-Linie „BB Alpha“, dem neuen Specialized Aethos sowie dem noch prototypischen modular-schaltbaren Schaltwerk „Mech“ der Briten von Ratio Technology. Die Gespräche kreisen um Praxistauglichkeit, Preis-Leistung und die Frage, ob High-End-Mechanik in Zeiten von Di2 und AXS noch Zukunft hat.
### 1. SRM Origin Aero – modulare Kurbel mit Einschränkungen
Die Idee eines per austauschbarer Spitzen variabel längbaren Kurbelarms (160–175 mm) kommt laut Ronan „ziemlich teuer und unflexibel“ daher. Für rund 2.000 Euro erhalte man zwar alle sieben Längen auf einmal, doch wer unter 160 mm fahre oder nur eine Größe nutze, zahle für ungenutzte Teile.
### 2. CeramicSpeed BB Alpha – weniger Wahl, mehr Haltbarkeit
Die dänische Premium-Marke strafft ihr Programm auf eine einzige „beste“ Lagerversion pro Standard. Durch neue Dichtungen und Edelstahl-Laufringe könne das Tretlager laut Hersteller „über eine Million Kilometer“ halten – vorausgesetzt, man warte es regelmäßig. Die Jungs einig: Hochwertige Standard-Lager seien für die meisten Fahrer:innen „mehr als ausreichend“.
### 3. Specialized Aethos – mehr Komfort, mehr Reifenfreiheit
Die Neuauflage des Leichtbau-Renners bietet endlich integrierte Zugführung und erhöhte Laufruhe, wodurch frühere Kritik an zu sportiver Geometrie und fehlender Alltagstauglichkeit teilweise entfällt. Gleichzeitig rückt das Bike mit 35-mm-Reifenfreiheit in den Komfort-Bereich und verschiebt laut Zach die Marken-Positionierung des Roubaix.
### 4. Ratio Technology „Mech“ – Dinosaurier träumt von Zukunft
Das modulare 1x-Schaltwerk will mechanische Präzision mit SRAM-UDH-Kompatibilität vereinen. Zach hält das Konzept für „zu nischig“, da fehlende Vertriebswege und Elektronik-Trend die Nachfrage dämpften. Dave will trotzdem testen – „just to prove you wrong“.
### 5. Goldener Mittelweg beim Tretlager-Kauf
Die Diskussion um Preis-Leistung führt zu einem klaren Fazit: Serienlager von Shimano oder SRAM seien langlebig, wartungsarm und für die meisten „komplett ausreichend“. Wer marginalste Wattwerte oder „fancy“-Faktor suche, könne zu Enduro oder CeramicSpeed greifen – müsse aber Service-Bereitschaft mitbringen.
## Einordnung
Die Episode steht exemplarisch für die Stärken und Schwächen des Formats. Stärken: Die drei Gastgeber:innen wissen, wovon sie sprechen – jede technische Neuerung wird mit eigener Werkstatt-Erfahrung hinterfragt und in verständliche Praxis-Tipps übersetzt. Dabei bleibt der Ton locker, die Witze fliegen („Cat-fishing“ per einseitiger Kurbellänge), und Hörer:innen bekommen echte Kaufhilfen statt reiner Marketing-Phrasen. Gleichzeitig offenbart sich das übliche Tech-Podcast-Dilemma: Der Blick bleibt weitgehend auf Nordamerika/Europa, auf Carbon-High-End und auf männliche Hobby-Racer fokussiert. Alternative Lösungen (etwa preisgünstige Marken aus Taiwan) oder soziale Aspekte des Wegwerfs tauchen kaum auf. Auch die Kritik an Specialized bleibt, da kein Pressesprecher zugreift, einseitig. Insgesamt liefert „Geek Warning“ aber eine unterhaltsame und kompetente Auseinandersetzung mit dem aktuellen Tech-Hype – ohne dabei in reaktionäre „Früher-war-alles-besser“-Rhetorik zu verfallen.
Hörempfehlung: Wer sich für die neuesten technischen Spielereien, praktische Wartungstipps und ehrliche Preis-Leistungs-Einschätzungen interessiert, findet hier eine unterhaltsame Fachsimpelei auf hohem Niveau.