The Lawfare Podcast: Lawfare Daily: The End of USAID, with Nicholas Kristof
Kristof berichtet von den tödlichen Folgen der USAID-Kürzungen in Afrika und warnt vor Chinas wachsendem Einfluss.
The Lawfare Podcast
33 min read2251 min audioIn diesem Gespräch zwischen Anna Hickey von Lawfare und dem New York Times-Kolumnisten Nicholas Kristof geht es um die Auswirkungen der Auflösung der US-Entwicklungshilfeagentur USAID unter der Trump-Regierung. Seit dem 20. Januar wurden 84 Prozent der USAID-Verträge gekündigt und 93 Prozent der Mitarbeiter:innen entlassen. Kristof, der auf Reportagereisen nach Liberia, Sierra Leone, Kenia und Südsudan war, berichtet von den konkreten Folgen dieser Kürzungen für die betroffenen Bevölkerungen und die US-Sicherheit.
### Kindern würden sterben, obwohl dies bestritten werde
Kristof widerspricht den Aussagen von Außenminister Marco Rubio und Elon Musk, dass niemand durch die Kürzungen gestorben sei. Er berichtet von einem fünfjährigen AIDS-Waisen namens Evan Anzo in Südsudan, der starb, weil antiretrovirale Medikamente nicht mehr verfügbar waren: "Wie soll ein fünfjähriger Junge in Juba, Südsudan, ARVs selbst finden? Natürlich konnte er das nicht." Kristof führt weitere Beispiele an, darunter Yama Freeman in Liberia, die bei der Geburt starb, weil der US-finanzierte Krankenwagen keinen Treibstoff mehr hatte.
### USAID habe Millionen von Leben gerettet
Trotz Kritik an der Bürokratie betont Kristof die Erfolge der Agentur: "USAID rettete mehr Leben als jede andere Behörde der Bundesregierung. Schätzungen zufolge etwa 3 Millionen Leben pro Jahr mit einem relativ bescheidenen Budget." Er verweist auf drastische Verbesserungen der globalen Lebensbedingungen, bei denen USAID eine zentrale Rolle gespielt habe.
### Medikamente würden ungenutzt in Lagern liegen
Besonders problematisch sei die Verschwendung bereits bezahlter Hilfe. Kristof berichtet von 678.000 Kisten therapeutischer Erdnusspaste gegen Unterernährung, die in US-Lagern lagern, während Kinder verhungern. In Sierra Leone lägen 7,6 Millionen Dosen gespendeter Medikamente gegen Flussblindheit ungenutzt im Lager und näherten sich dem Verfallsdatum.
### China profitiere von amerikanischem Rückzug
Der Kolumnist warnt vor geopolitischen Folgen: "Der Zusammenbruch von USAID ist ein Geschenk an China. Wir konkurrieren jetzt mit China in Afrika um Wohlwollen und seltene Erden. Eine Art, wie wir konkurrieren, ist durch das Retten von Leben." Er sieht darin eine Schwächung der amerikanischen Soft Power, während China seine Präsenz in Afrika ausbaue.
### Gesundheitssicherheit sei bedroht
Kristof argumentiert, dass die Kürzungen auch die US-Gesundheitssicherheit gefährden würden. Überwachungssysteme für Krankheiten seien zusammengebrochen, die früher Ebola-Ausbrüche und andere Epidemien eindämmen konnten, bevor sie sich global ausbreiten: "Wir schützen Amerika mit Flugzeugträgern, aber auch mit Überwachungssystemen zur Erkennung neuer Krankheiten."
### Ehemalige Mitarbeiter:innen würden unbezahlt weiterarbeiten
Trotz Entlassungen würden viele ehemalige USAID-Mitarbeiter:innen in den Dörfern weiterhin unbezahlt Gesundheitsberatung leisten und ihre USAID-Westen tragen. Sie hätten jedoch keine Medikamente mehr zu verteilen, was ihre Arbeit stark einschränke.
## Einordnung
Das Gespräch folgt klassischen journalistischen Standards mit kritischen Nachfragen und Einordnungen, ohne jedoch alternative Perspektiven systematisch zu erkunden. Hickey lässt Kristof weitgehend unwidersprochen seine Kritik an der Trump-Administration vortragen, obwohl sie gelegentlich nach Gegenargumenten fragt. Die Diskussion konzentriert sich stark auf die humanitären Folgen der Kürzungen, während die haushalts- und außenpolitischen Beweggründe der Regierung nur oberflächlich behandelt werden.
Kristofs Argumentation ist emotional aufgeladen und nutzt gezielt einzelne Schicksale, um die Folgen der Politik zu verdeutlichen. Während seine Berichte aus erster Hand wertvoll sind, fehlen systematische Daten oder unabhängige Überprüfungen seiner Behauptungen. Die Gesprächsführung verstärkt eine bereits kritische Haltung gegenüber den Kürzungen, ohne ernsthaft zu hinterfragen, ob die beschriebenen Probleme ausschließlich auf die USAID-Auflösung zurückzuführen sind oder auch andere Ursachen haben könnten.
Die Diskussion über China als geopolitischen Konkurrenten bleibt oberflächlich und reproduziert gängige außenpolitische Frames, ohne deren Prämissen zu hinterfragen. Insgesamt bietet das Gespräch wichtige Einblicke in die Auswirkungen der Kürzungen, hätte aber von einer ausgewogeneren Betrachtung der verschiedenen Perspektiven profitiert. Für Hörer:innen, die sich über die humanitären Folgen der USAID-Auflösung informieren möchten, ist die Episode dennoch aufschlussreich.