In der Deutschlandfunk-Podcast-Episode "Türkei und PKK. Wo der Friedensprozess nach einem Jahr steht" beleuchtet Susanne Güsten den historischen Versuch der türkischen Regierung, den 41-jährigen Konflikt mit der verbotenen PKK zu beenden. Im Zentrum steht der umstrittene Nationalistenchef Devlet Bahçeli, der im Oktober 2024 Abdullah Öcalan zur Auflösung der PKK aufforderte – ein Schritt, der als „absurder Traum“ erscheint, aber vom türkischen Sicherheitsapparat unterstützt wird. Die PKK reagierte mit einem Kongress im Nordirak und der Selbstauflösung sowie der symbolischen Niederlegung der Waffen. Doch der Prozess stockt: Die syrische Kurdenmiliz YPG, eng mit der PKK verbunden, weigert sich, ihre Autonomie aufzugeben. Experten wie Esgi Başaran und Amberin Zaman werfen Präsident Erdoğan vor, den Frieden primär zur Sicherung seiner Macht zu nutzen – etwa für eine mögliche Verfassungsänderung oder vorgezogene Wahlen. Die Berichterstattung bleibt weitgehend deskriptiv, ohne tiefergehende Kritik an Menschenrechtsverletzungen oder der Rolle der Türkei im Syrienkonflikt. Es fehlt an unabhängigen kurdischen Stimmen oder Opferperspektiven. Die Erzählung folgt einem staatszentrierten Frame, der die PKK als Problem und die türkische Regierung als Lösungsmacht darstellt. ### 1. Bahçelis historischer Vorstoß als Wendepunkt Devlet Bahçeli, Chef der ultranationalistischen MHP, forderte öffentlich die Einladung Abdullah Öcalans ins Parlament – ein Tabubruch, da er jahrzehntelang für eine harte Linie gegen die PKK stand. Esgi Başaran bezeichnete dies als „dream after a long night“, da der Sicherheitsapparat hinter dem Schritt stehe. Die Initiative sei strategisch motiviert: „The main instigator is the Turkish security apparatus for which Bahçeli stands.“ ### 2. PKK reagiert mit Selbstauflösung und Waffenniederlegung Die PKK folgte dem Aufruf und beschloss auf einem Kongress im Mai 2025 ihre Auflösung. Kommandantin Bese Hozat erklärte vor laufenden Kameras: „Wir vernichten jetzt unsere Waffen und Sie alle sind Zeugen.“ Dieser Schritt markiert das formelle Ende des bewaffneten Kampfes, wurde aber von der YPG in Nordsyrien nicht mitgetragen. ### 3. Stocken des Prozesses durch YPG-Widerstand Die YPG, ideologisch eng mit der PKK verbunden, weigert sich, ihre Autonomie in Nordsyrien aufzugeben – ein zentraler Punkt für Ankara. Gülgün Töll erklärt: „They don't want to suffer the same fate as the Druze and the Alawites, and they want to stick to their autonomy.“ Dies blockiert Erdoğans Ziel, den Frieden als Sieg verkaufen zu können. ### 4. Erdoğans Machtkalkül als Triebkraft Amberin Zaman wirft Erdoğan vor, den Frieden zu nutzen, um 2028 erneut kandidieren zu können: „Erdoğan wants to forge an alliance with the Kurds to be able to hold snap elections or change the constitution.“ Die Opposition sieht den Prozess daher als Wahlmanöver. ### 5. Außenpolitische Strategie statt innerer Überzeugung? Esgi Başaran widerspricht der reinen Wahltaktik und betont geopolitische Motive: Die Türkei wolle sich im neuen Nahen Osten neu positionieren und die Kurden an ihrer Seite haben. Der Prozess sei daher „Staatsräson“ – nicht nur Machtpolitik. ### 6. Neuer Versuch Bahçelis im Oktober 2025 Ein Jahr nach seinem ersten Aufruf forderte Bahçeli erneut Öcalan auf, die YPG zur Waffenniederlegung aufzufordern. Eine Parlamentardelegation solle die Botschaft überbringen – ein weiterer Schritt, der vor 2024 undenkbar war.