Ghana ist Afrikas größter Goldproduzent, doch die Bevölkerung profitiert kaum: Flüsse sind mit Quecksilber verseucht, Ackerland zerstört, ausländische Firmen kassieren ab. Moderator:innen und Gäste diskutieren, warum illegale Kleinminen („Galamsey“) trotz Militäreinsätzen weiter florieren und ob Korruption, Armut oder globale Rohstoffkonzerne Hauptschuld tragen. ### Trotz Goldboom keine Entwicklungssprünge Die Titelstory widerlege das Narrativ, Rohstoffreichtum führe automatisch zu Wohlstand. Die Journalistin Adwoa Tenkoramaa Domena berichtet, „dass die Gewinne nicht bei den einfachen Ghanaer:innen ankommen“, sondern in Form von vergiftetem Wasser und zerstörten Farmen. Alex Vines ergänzt, dies sei „ein vertrautes Paradox für Afrika“, wo schlechte Verträge und Steuerausfälle die Schuld seien. ### Illegale Minen als Überlebensstrategie Beide Sprecher:innen erklären, warum zehntausende Menschen trotz Umweltzerstörung in die „Galamsey“ einsteigen: Goldpreise auf Höchstständen und „Arbeitslosigkeit, besonders unter Jugendlichen, treiben sie in die illegale Industrie“, so Domena. Die Kombination aus hohem Profit und fehlenden Alternativen mache Kontrollen fast aussichtslos. ### Militärische Repression zeigt kaum Wirkung Seit Jahren setzt Accra auf Razzien („Operation Halt“, „Vanguard“), doch laut Domena würden „die Betreiber vorab informiert“ und Maschinen versteckt. Die Diskussion offenbart ein klassisches Spiralmuster: Repression → Anpassung der Minen → neue Repression, ohne strukturelle Ursachen wie Armut oder steigende Goldnachfrage anzugehen. ### Internationale Wertschöpfungsketten bleibt verschlossen Vines fordert, dass Industrieländer illegales Gold am Einstieg in den Weltmarkt hindern müssten. Ohne saubere Lieferketten-Auditierungen fließe „Galamsey-Gold ungehindert in Schmuck und Bankreserven“, was die Preise hochhalte und illegale Strukturen stärke – ein westliches Problem, das dort kaum thematisiert werde. ### Quecksilber belastet Gesundheit der Gemeinden Ein zentraler, oft vernachlässigter Aspekt: Für die Extraktion werde hochgiftiges Quecksilber verwendet, das Fische und Trinkwasser verseuche. Domena berichtet von Nierenerkrankungen in betroffenen Dörfern. Die Gesundheitsfolgen bleiben jedoch in der globalen Rohstoffdebatte randständig. ## Einordnung Die 10-minütige Debatte ist klassisches Agenda-Setting des deutschen Auslandsrundfunks: knapp, faktenreich, zielgruppenorientiert. Die Redaktion verzichtet auf Emotionsschwülst und lässt Expert:innen aus Ghana und Europa zu Wort kommen, wodurch lokale Perspektive und strukturelle Analyse zusammenfließen. Besonders wertvoll ist die Selbstreflexion, dass westliche Konsument:innen über verschmutzte Lieferketten mitverdienen. Leider bleibt die Sendung auf einer eher oberflächlichen Ebene: Es fehlen Zahlen zu Steuerverlusten, konkrete Firmennamen oder Zitate betroffener Kleinbauer:innen. Die Frage, warum ausländische Konzerne lukrative Lizenzen erhalten, bleibt ungestellt. Insgesamt liefert AfricaLink jedoch einen soliden, zugänglichen Einstieg in komplexe Rohstoffpolitik – mit klarem Fokus auf Umwelt- und Korruptionsthemen statt auf Sicherheitsrhetorik.