Im Podcast "For the Long Run" spricht Moderator Jonathan Levitt mit Randi Zuckerberg – Unternehmerin, Radiomoderatorin, Investorin, Autorin, Mutter und passionierte Läuferin – über deren spätes Comeback zum Laufen und wie Sport, Karriere und Selbstfindung sich verbinden lassen. In lockerem Interviewstil erzählt Zuckerberg, dass sie nach 20 Jahren Laufpause während der Pandemie über eine Laufgruppe und den Reiz von Brunch wieder ins Training stieg und seitdem 16 Marathons und 13 Ultraläufe absolviert hat. Sie sieht Parallelen zwischen Unternehmertum und Ausdauersport: Beides verlange nach unerschütterlichem Selbstvertrauen und der Fähigkeit, sich beim Durchhalten gegenseitig zu pushen. Die Gesprächspartner:innen beschreiben Laufen als Gegenmittel zur digitalen Entfremdung: Auf gemeinsamen Läufen entstünden tiefe, „familiäre" Freundschaften quer über Alters- und Berufsgruppen hinweg. Zuckerberg hebt hervor, dass sie sich durch den Sport erstmals nicht als „Sidekick", sondern als Hauptfigur ihres Lebens erlebe – ein Gefühl, das sie zuvor in ihrer Beratungs- und Tech-Karriere vermisst hatte. Sie fordert zudem, Stereotype über Frauen:innen mittleren Alters zu brechen und betont, dass moderne Sportwissenschaft das Erlebnis deutlich angenehmer mache als vor 20 Jahren. ### 1. Comeback durch Community statt Leistungsdruck Zuckerberg habe nach ihrer Marathon-Premiere 2003 jahrelang pausiert, weil sie ohne Sportwissen hart gescheitert sei. Erst der soziale Aspekt einer lockeren Laufgruppe habe sie wieder motiviert: „I think I hate running, but I love brunch." Innerhalb von zweieinhalb Jahren folgten Dutzende Langstreckenläufe. ### 2. Unternehmertum und Ultralauf verlangen denselben Mindset Die 400-prozentige Selbstüberzeugung, die nötig sei, um 250 Meilen durch die Wüste zu laufen, gleiche dem unerschütterlichen Optimismus, der zum Fundraising und Aufbau nie dagewesener Projekte erforderlich sei. ### 3. Laufen als Gegenentwurf zur oberflächlichen Online-Connectedness Die Gesprächspartner:innen diagnostizieren eine „Einsamkeits-Epidemie": Menschen hätten heute mehr „Freunde" denn je, aber niemanden, der mitten in der Nacht die Katzen füttere. Gemeinsames Laufen schaffe echte Verbindungen, weil sich die Teilnehmer:innen in schwachen Momenten nicht verstellen könnten. ### 4. Sport ermöglicht „Hauptrollen" statt Beifeld Zuckerberg habe sich längst als Beraterin und „Sidekick" verstanden. Beim ersten 10-km-Rennen nach dem Restart sei ihr bewusst geworden: „I am having a main character moment right now", weil der Erfolg allein ihrer eigenen Anstrengung zuzuschreiben sei. ### 5. Technik und Wissen machen Ausdauer leichter Früher habe sie mit Discman und ohne Kohlenhydrate trainiert; heute nutze sie moderne Ernährungs- und Ausrüstungskonzepte. Die Entwicklung erlaube es, Laufen als Genuss statt Martyrium zu erleben. ## Einordnung Die Folge ist ein typisches Beispiel für ein Unterhaltungs-Format, das persönliche Motivation sucht statt kritisch zu hinterfragen. Die Gesprächsführung bleibt oberflächlich, wirkt aber sympathisch. Inhaltlich fällt auf, dass die Sprecher:innen komplexe gesellschaftliche Probleme (Einsamkeit, Work-Life-Balance, Altersbilder) auf individuelle Willenskraft und Sport reduzieren. Soziale Strukturen wie bezahlte Betreuung, finanzielle Spielräume oder gesundheitliche Voraussetzungen, die Zuckerbergs „Portfolio-Leben" möglich machen, bleiben unerwähnt. Die These, Laufen löse die Einsamkeitskrise, wird ohne empirische Belege oder Gegenstimmen präsentiert; fehlende Perspektiven sind etwa die von Menschen mit Behinderungen oder prekären Jobs, die sich weder teure Ultramarathons noch flexible Selbstständigkeit leisten können. Die Episode reproduziert damit eine neoliberalen Topos: Wer sich nur genug anstrengt, kann „Hauptfigur" werden. Kritische Aspekte wie mögliche Übertraining, Kosten des Ausdauersports oder das Scheitern bleiben ausgespart. Für Hörer:innen, die motivierende Stories statt analytischer Tiefe suchen, ist die Sendung unterhaltsam; wer sich für strukturelle Ursachen von Einsamkeit oder Gender-Streotypes interessiert, findet hier keine Antworten.