Kristina Mertens und Jochen Krisch diskutieren, warum chinesische Plattformen wie WeChat, Douyin/TikTok und Temu den Social-Commerce längst auf ein extremes Niveau getrieben haben: Super-Apps integrieren Chat, Payment, Mini-Shops und Live-Streaming in einem Interface, während Millionen:innen „Key-Opinion-Leaders“ stundenlang Produkte in professionellen Studios verkaufen. Krisch betont, dass der Westen dies nicht nur aus kulturellen Gründen nicht kopiert, sondern weil er weder die Infrastruktur (QR-Code-Ökosystem, Same-Day-Delivery) noch die „Verkaufskompetenz“ der Streamer:innen habe. Chinesische Player nutzen niedrigere Personalkosten und staatliche Großkampagnen, um Märkte schnell zu erobern – Beispiel JD, das MediaMarktSaturn übernahm. Beide sehen in China aktuell stärkere AI- und Commerce-Impulse als im Silicon Valley und raten europäischen Händlern, „Marktlücken“ früh zu erkennen, statt nur zu optimieren. ### 1. WeChat sei WhatsApp „on Steroids“: Super-App integriert Chat, Payment, Mini-Shops und QR-Code-Ökosystem „Im Grunde alles … du musst es dir mit über diese Mini-Apps vorstellen … du hast Zugriff auf so gut wie alles.“ ### 2. Live-Shopping in China professioneller als westliches Teleshopping „Hunderte von Produkten … das Studio ist voll von der Ware … Verkäufer, die da acht Stunden am Stück ihr Ding abreißen.“ ### 3. Misstrauen gegenüber Fremdanbietern treibt personengebundenes Vertrauen („KOLs“) „Die persönliche Schiene … dass man von Personen kauft … ist anders verankert.“ ### 4. Quick-Commerce funktioniert nur durch extreme Preis- und Lohnkämpfe „Die haben sich gegenseitig so krass unterboten, dass es ein Lose-Lose-Szenario war … die Regierung musste eingreifen.“ ### 5. Westler:innen unterschätzen Angebots- statt Nachfrageproblem „Ich glaube eher, dass es ein Angebotsproblem ist … wenn du das hier gut und schnell machst, kann das unfassbar schnell groß werden.“ ### 6. Chinesische Tech-Giganten drängen mit Kapital und Staatsstrategie nach Europa „Wenn die angreifen wollen, dann haben sie auch das Kapital … JD übernimmt MediaMarktSaturn.“ ## Einordnung Die Folge wirkt wie eine Mischung aus Vorfreude-Bericht und kollegialer Warnung: Krisch liefert beeindruckende Beobachtungen, bleibt aber in der Analyse der Machtverhältnisse oberflächlich. Kritische Fragen – etwa nach Datenschutz, Arbeitsrechten oder staatlicher Kontrolle – werden nur beiläufig gestreift („man hat schon das Gefühl, man ist in einem Überwachungsstaat unterwegs“). Stattdessen dominiert der Blick des Markters: Chinas Ökosystem wird als nahezu unbesiegbar beschrieben, ohne dass etwaige Gegen-Strategien oder ethische Bedenken diskutiert würden. Die Moderation bleibt unkritisch, wodurch die Episode eher wie ein Reise-Teaser denn wie ein reflektierter Vergleich wirkt. Wer konkrete Einblicke in chinesische Commerce-Mechanismen sucht, bekommt spannende Details; wer eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Kosten oder mit europäischen Alternativen erwartet, bleibt unterbelichtet.