wieCommerce?: #108 - Social Commerce in China: Super-Apps, Live Shopping & Conversational Commerce - mit Jochen Krisch (K5, Exciting Commerce) | #socialcommercechats
Live-Shopping-Profis, Super-Apps und Quick-Commerce: Jochen Krisch erklärt, wie chinesische Plattformen den Social Commerce revolutionieren und was europäische Händler daraus lernen können.
wieCommerce?
69 min read3390 min audioKristina Mertens und Jochen Krisch diskutieren, warum chinesische Plattformen wie WeChat, Douyin/TikTok und Temu den Social-Commerce längst auf ein extremes Niveau getrieben haben: Super-Apps integrieren Chat, Payment, Mini-Shops und Live-Streaming in einem Interface, während Millionen:innen „Key-Opinion-Leaders“ stundenlang Produkte in professionellen Studios verkaufen. Krisch betont, dass der Westen dies nicht nur aus kulturellen Gründen nicht kopiert, sondern weil er weder die Infrastruktur (QR-Code-Ökosystem, Same-Day-Delivery) noch die „Verkaufskompetenz“ der Streamer:innen habe. Chinesische Player nutzen niedrigere Personalkosten und staatliche Großkampagnen, um Märkte schnell zu erobern – Beispiel JD, das MediaMarktSaturn übernahm. Beide sehen in China aktuell stärkere AI- und Commerce-Impulse als im Silicon Valley und raten europäischen Händlern, „Marktlücken“ früh zu erkennen, statt nur zu optimieren.
### 1. WeChat sei WhatsApp „on Steroids“: Super-App integriert Chat, Payment, Mini-Shops und QR-Code-Ökosystem
„Im Grunde alles … du musst es dir mit über diese Mini-Apps vorstellen … du hast Zugriff auf so gut wie alles.“
### 2. Live-Shopping in China professioneller als westliches Teleshopping
„Hunderte von Produkten … das Studio ist voll von der Ware … Verkäufer, die da acht Stunden am Stück ihr Ding abreißen.“
### 3. Misstrauen gegenüber Fremdanbietern treibt personengebundenes Vertrauen („KOLs“)
„Die persönliche Schiene … dass man von Personen kauft … ist anders verankert.“
### 4. Quick-Commerce funktioniert nur durch extreme Preis- und Lohnkämpfe
„Die haben sich gegenseitig so krass unterboten, dass es ein Lose-Lose-Szenario war … die Regierung musste eingreifen.“
### 5. Westler:innen unterschätzen Angebots- statt Nachfrageproblem
„Ich glaube eher, dass es ein Angebotsproblem ist … wenn du das hier gut und schnell machst, kann das unfassbar schnell groß werden.“
### 6. Chinesische Tech-Giganten drängen mit Kapital und Staatsstrategie nach Europa
„Wenn die angreifen wollen, dann haben sie auch das Kapital … JD übernimmt MediaMarktSaturn.“
## Einordnung
Die Folge wirkt wie eine Mischung aus Vorfreude-Bericht und kollegialer Warnung: Krisch liefert beeindruckende Beobachtungen, bleibt aber in der Analyse der Machtverhältnisse oberflächlich. Kritische Fragen – etwa nach Datenschutz, Arbeitsrechten oder staatlicher Kontrolle – werden nur beiläufig gestreift („man hat schon das Gefühl, man ist in einem Überwachungsstaat unterwegs“). Stattdessen dominiert der Blick des Markters: Chinas Ökosystem wird als nahezu unbesiegbar beschrieben, ohne dass etwaige Gegen-Strategien oder ethische Bedenken diskutiert würden. Die Moderation bleibt unkritisch, wodurch die Episode eher wie ein Reise-Teaser denn wie ein reflektierter Vergleich wirkt. Wer konkrete Einblicke in chinesische Commerce-Mechanismen sucht, bekommt spannende Details; wer eine Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Kosten oder mit europäischen Alternativen erwartet, bleibt unterbelichtet.