Kontext: Im Lawfare-Podcast diskutieren Senior Editor Anna Bower, Public Service Fellow Michael Feinberg und Senior Editor Eric Columbus die Vorgehensweise des US-Justizministeriums rund um die Akten des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein unter der zweiten Trump-Administration. Hauptthema ist, wie das Department of Justice (DOJ) nach Wahlversprechen eine rasche, aber inhaltlich leere "Überprüfung" aller Epstein-Akten startete, später aber erklärte, es gebe keine „Kundenliste“ und keine neuen Ermittlungsansätze gegen Dritte. Die Gesprächspartner werfen Politiker:innen wie Justizministerin Pam Bondi und FBI-Direktor Kash Patel vor, zunächst Transparenz versprochen, dann aber nichts geliefert zu haben. Die Episode zeigt, dass sich die DOJ-Prozedur stark von üblichen Standards bei abgeschlossenen Ermittlungen unterscheidet und dass Kongressmitglieder nun per Gesetz die Herausgabe weiterer Akten erzwingen wollen. ### Führende Vertreter:innen hätten vor der Wahl behauptet, das FBI besitze eine geheime „Epstein-Client list" Michael Feinberg zufolge erklärten sowohl Bondi als auch Patel vor ihrer Ernennung, sie seien „sicher“, dass das FBI eine Liste mit Kund:innen von Epstein habe. Wenig später erklärte das DOJ, es gebe „keine glaubwürdigen Hinweise“ auf Erpressungsversuche Epsteins gegen Prominente und keine Grundlage für neue Ermittlungen gegen unbeschuldigte Dritte. ### Die DOJ-Prüfung sei „nicht im selben Postleitzahlenbereich“ wie normale Vorgehensweisen Feinberg betont, „sehr wenig“ des Vorgehens seit Januar sei auch nur annähernd regulär: Die Überprüfung sei auf Firmen- und Außenstellen ausgeweitet, Mitarbeitende mussten rund um die Uhr arbeiten, um dicke Aktenordner für ein „performatives“ Weißhaus-Event zu füllen, ohne neue Erkenntnisse zu liefern. ### Kongress-Akteure wollen per Gesetz Offenlegung erzwingen Anna Bower erläutert, Abgeordnete erwägen derzeit Gesetzesvorlagen, die das DOJ zwingen sollen, mehr Material herauszugeben. Die Legislative sieht ihre Kontrollfunktion verstärkt gefordert, da die Exekutive ihre eigenen Transparenzversprechen nicht einlöst. ### Die Verwaltung nutze Epstein als „die eine Story, die hängen bleibt" Bower bezeichnet die Epstein-Akten als „die nie endende Geschichte der zweiten Trump-Administration“. Trotz perpetuierlicher Nachrichtenzyklen bleibe dieses Thema präsent, weil die Administration es selbst immer wieder anheize, etwa durch neue Pressestatements und symbolische Aktionen. ## Einordnung Der Lawfare-Podcast betreibt hier sein ureigenes Format: nüchterne, faktenorientierte Analyse von Rechts- und Sicherheitspolitik. Die Moderation bleibt sachlich, ohne Stimmungsmache oder Verschwörungston. Alle drei Gesprächspartner verfügen über juristische Expertise und bewerten die Vorgänge ausschließlich unter dem Blickwinkel rechtsstaatlicher Standards. Besonders wertvoll ist, dass sie interne Widersprüche innerhalb der Administration offenlegen – etwa das rasante Um-schwenken von „wir haben die Liste“ zu „es gibt keine Liste“ –, ohne in Spekulationen abzudriften. Kritisch bleibt, dass die Diskussion fast ausschließlich auf Washingtoner Institutionen fokussiert ist; Opferperspektiven oder datenschutzrechtliche Implikationen einer vollständigen Offenlegung werden nur gestreift. Dennoch liefert die Episode eine klare, juristisch fundierte Einschätzung eines politisch brisanten Falls und bietet damit eine verlässliche Orientierung für alle, die Verwaltungs- und Justizhandeln im Blick behalten wollen.