Torben Platzer, Host des Podcasts "Doppelter Espresso", analysiert in dieser Folge die jüngsten Skandale im Livestreaming. Er berichtet von eigenen Erfahrungen als Streamer und Zuschauer und kritisiert die zunehmende Eskalation auf Plattformen wie Kick, wo Straftaten wie Körperverletzung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und sogar Folter live übertragen wurden. Platzer fordert klarere Regeln, mehr Aufklärung durch große Influencer:innen und schnellere rechtliche Konsequenzen. ### 1. Kick fördere Straftaten durch lockere Moderation und finanzielle Anreize Platzer beschreibt, wie Kick nach dem Glücksspielverbot auf Twitch 2022 gezielt Streamer:innen mit laxen Regeln und einem 95/5-Revenue-Split geworben habe: „Kick ist quasi finanziert von Stake... und sagen, hier könnt ihr gamblen.“ Die Plattform habe damit eine Dynamik geschaffen, in der Straftaten wie absichtliche Autounfälle oder Körperverletzung als Content dienen. ### 2. Streamer:innen würden zunehmend Straftaten begehen, um Aufmerksamkeit zu generieren Als Beispiel nennt er Jack Doherty, der mit einem McLaren absichtlich einen Unfall gebaut habe: „Menschenleben gefährdet... der Typ ist ja psychisch krank.“ Auch Rafael Gravier habe sich für Geldspenden live foltern lassen – eine Praxis, die Platzer als „Red Room“-Phänomen bezeichnet. ### 3. Zuschauer:innen würden zur Komplizenschaft bei Straftaten ermutigt Im Fall von Raja Jackson, Sohn des MMA-Fighters Rampage, habe der Live-Chat einen bewusstlosen Wrestler attackieren lassen: „700 Leute... haben gesagt, jo, bist du Mann oder Memme... Der Mann ist Intensivstation.“ ### 4. Die Eskalation sei systemisch bedingt durch Algorithmen und Monetarisierung Platzer kritisiert, dass Streaming-Plattformen durch 100 %-Watchtime-Algorithmen und fehlende Moderation eine „always one-up“-Mentalität fördern: „Du musst 100 % Watchtime haben... und die Leute sind völlig in dem Film.“ ### 5. Rechtliche Konsequenzen blieben aus oder kämen zu spät Er fordert konsequente strafrechtliche Verfolgung: „Der provoziert... einen Unfall... Meiner Meinung nach Jailtime... Der Sohn von Rampage... versuchter Totschlag... 10 Jahre oder so.“ ## Einordnung Platzers Analyse ist eine bemerkenswert klare Abrechnung mit der Branche. Er differenziert sorgfältig zwischen der technologischen Entwicklung des Livestreamings und deren menschlicher Verantwortung. Besonders stark ist seine Fokussierung auf systemische Probleme: Er zeigt, wie Monetarisierungsmodelle und fehlende Plattformverantwortung zu einer Eskalationsdynamik führen, in der Straftaten zur Normalität werden. Dabei vermeidet er moralisierende Töne und bleibt sachlich bei der Analyse der strukturellen Zusammenhänge. Die fehlenden Perspektiven – etwa von Betroffenen oder Plattformvertreter:innen – sind angesichts des klaren Fokus auf die Verantwortung der Plattformen und Streamer:innen vertretbar. Als Einzelkämpfer:innen-Podcast ohne redaktionellen Anspruch liefert Platzer hier dennoch eine wichtige gesellschaftliche Beobachtung.