Der Tag: Zukunft der Ukraine - Putin oder Europa - auf wen hört Trump?
Analyse des Trump-Putin-Treffens und der Rolle des neuen Papstes nach 100 Tagen im Amt.
Der Tag
35 min read1888 min audioDer Podcast "Der Tag" vom 14. August 2025 beleuchtet die Vorbereitung des Trump-Putin-Treffens in Alaska und die Rolle des neuen Papstes Leo XIV. nach 100 Tagen im Amt. Die Europäer:innen um Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Wolodymyr Selenskyj hätten Trump in einer Videoschalte ihre roten Linien mitgegeben: Ukraine müsse künftig dabei sein, ein Waffenstillstand solle vorrangig stehen, Gebietsabtretungen dürften nicht rechtlich anerkannt werden und robuste Sicherheitsgarantien seien nötig. Die Expert:innen Tobias Feller und Stefanie Babst bezweifeln jedoch, dass diese Forderungen konkret umsetzbar seien, da unklar bleibe, wer die Garantien leisten solle und ob die USA überhaupt noch die Kapazität hätten, solche Prozesse zu steuern. Papst Leo XIV. habe sich in den ersten 100 Tagen zurückhaltend geäußert, sich aber deutlicher pro-Ukraine positioniert als sein Vorgänger. Madonna habe ihn öffentlich aufgefordert, nach Gaza zu reisen, doch eine Reise in ein Kriegsgebiet gelte als unwahrscheinlich.
### 1. Die Europäer:innen hätten maximalen Einfluss versucht, bleiben aber außen vor
Friedrich Merz habe das gestrige Gespräch mit Trump als "ausgesprochen konstruktiv" bezeichnet. Norbert Röttgen meinte, die Europäer hätten ihr Möglichstes getan. Stefanie Babst konterte jedoch: "Was konkret wollen Deutschland und die Europäer tun, um einen Waffenstillstand abzusichern?"
### 2. Die Weltordnung nach 1945 kollabiere
Tobias Feller warnte, dass bereits vorab über Gebietsabtretungen gesprochen werde, was als "Wegmarke zu einem Kollaps der Weltordnung" gelte. Die imperiale Logik der Großmächte zeige sich darin, dass Grenzverschiebungen und Annexionen möglich erschienen.
### 3. Sicherheitsgarantien bleiben vage
Merz habe zwar von "robusten Sicherheitsgarantien" gesprochen, konkret sei aber offen, wer diese leisten solle. Feller bezweifelte, dass die Bundeswehr oder europäische Truppen in der Ukraine stationiert würden.
### 4. Papst Leo XIV. positioniere sich klarer als Franziskus
Laut Luisa Meier habe Leo die Ukraine als "von Russland gemärtytert" bezeichnet und sich mit ukrainischen Priestern getroffen. Im Gegensatz zu Franziskus, der lange gezögert habe, Russland als Aggressor zu benennen, zeige sich Leo deutlicher.
### 5. Die USA unter Trump seien nicht mehr verlässlich
Feller betonte, dass die USA unter Trump Teile des State Department abgebaut hätten und nicht mehr die Kapazität besäßen, komplexe Friedensprozesse zu steuern. Die Ankündigung von Sanktionen gegen russische Öl- und Gasabnehmer bleibe wirkungslos, wenn Ausnahmen gemacht würden.
## Einordnung
Die Sendung arbeitet journalistisch-professionell: verschiedene Experten:innen kommen zu Wort, es gibt klare Trennung zwischen Bericht, Analyse und Kommentar. Besonders bemerkenswert ist die nüchterne Einschätzung, dass die Europäer:innen trotz maximalen diplomatischen Einsatzes letztlich machtlos bleiben. Die Diskussion um Gebietsabtretungen wird nicht moralisch aufgeladen, sondern als Realpolitik dargestellt. Kritisch anzumerken ist, dass die Perspektive russischer Expert:innen fehlt und die Annahme, die Ukraine müsse Gebiete abtreten, weitgehend unhinterfragt bleibt. Die Einordnung des Papstes fällt ausgewogen aus: weder wird seine konservative Haltung bei Abtreibung und Genderfragen thematisiert, noch seine Nähe zu republikanischen Positionen. Die Sendung liefert eine klare Analyse der Machtverhältnisse ohne Illusionen über europäischen Einfluss.
Hörempfehlung: Wer eine sachliche, nüchterne Analyse der aktuellen geopolitischen Lage sucht, bekommt hier fundierte Einordnungen ohne Polemik.