Víðsjá: Flækt í Tjarnarbíói, Töfrar í Marvöðu og tónlistarpistill Tuma Árnasonar
Isländische Kultursendung über Tanz, feministische Videoarbeiten und Musik mit persönlichen Krisengeschichten.
Víðsjá
41 min read3156 min audioVíðsjá vom 4. September 2025 führt in die isländische Kulturszene: Im Tjarnarbíó feiert das Tanzstück „Flækt“ Premiere, das die Französin Juliette Louste aus ihrer Kindheit mit stationärer Behandlung wegen Zwangs- und Angststörungen entwickelt hat. Regie führt Kara Hergils. Saxofonist Tumi Árnason startet eine neue Kolumne über die isländische Musikszene und erzählt, wie er ein „eigenes Klangkort“ zeichnen will. Im neuen Marvöðu-Raum am Grandagarð präsentiert das Kollektiv um Katrín Helga Andrésdóttir und Sóleyja Stefánsdóttir am Samstag die Veranstaltung „MAGIC“ mit feministischen Videoarbeiten von Joan Jonas, Judy Chicago und der preisgekrönten Shortfilm „HEX“. Dabei geht es um Körper, Ritual und Humor als Widerstand gegen patriarchale Strukturen.
### Tanzstück „Flækt“ als persönliche Verarbeitung
Juliette Louste und Kara Hergils erzählen, wie das Stück aus Juliettes fünfjähriger Psychiatrieaufenthalte als Kind entstand. Es zeige, „wie man aus den schwierigsten Momenten des Lebens Stärke machen“ könne. Die Zuschauer:innen sollen eine „eineinhalbstündige Reise“ in eine innere Welt machen, ohne dass die Geschichte illustriert wird.
### Tumi Árnasons Klang-Kolumne
Der Saxofonist kündigt an, halbmonatlich über die isländische Musik zu schreiben. Er vergleicht sein Vorhaben mit der Erstellung eines „Radiokartenwerks“ und beginnt mit dem alternativen Konzertort Mengi, wo am 5. September Flötistin Björg Brjánsdóttir neue Werke aufführt.
### Feministische Videoarbeiten in Marvöðu
Arnbjörg María Daníelsen erklärt, dass die drei gezeigten Videos trotz unterschiedlicher Epochen (1972–2024) durch feministische Perspektiven, Ritual und Humor verbunden seien. Besonders die preisgekrönte Shortfilm „HEX“ von Katrín Helga und Sóleyja behandle die Parallele zwischen Unterdrückung von Frauen und Natur.
### Hex als feministischer Absurd-Horror
Katrín Helga und Sóleyja berichten, wie aus einem geplanten Musikvideo ein Film wurde, der „nackte Frauenkörper als Kraftzentrum“ zeigt. Mit zehn Tänzerinnen unterschiedlichsten Alters und surrealen Kostümen kritisiere er die „Passivität gegenüber Katastrophen“ und biete „befreienden Humor“.
### Grenzen überschreitende Künstler:innen
Die Gespräche betonen, dass alle vorgestellten Künstler:innen – von Joan Jonas bis zu den isländischen Filmemacherinnen – stets über Medien hinweg arbeiten. Besonders die Verbindung von Performance, Video und Musik wird als gemeinsames Merkmal hervorgehoben.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als kulturjournalistisches Format mit klarem Fokus auf zeitgenössische isländische Kunst. Die Moderator:innen Halla und Melkorka führen strukturierte Interviews, geben Künstler:innen Raum für persönliche Narrative und verzichten auf sensationsgeile Dramatisierung. Besonders bemerkenswert: Die offene Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit und feministischen Themen ohne belehrenden Ton. Die Perspektiven sind breit gefächert – von etablierten US-Ikonen bis zu neuen isländischen Stimmen. Kritikwürdig bleibt, dass die Auswahl stark auf westliche, weiße feministische Positionen fokussiert und globale Südperspektiven fehlen. Dennoch gelingt es dem Format, komplexe Themen wie Traumaverarbeitung und künstlerische Freiheit zugänglich zu machen. Keine Hinweise auf rechte oder verschwörungstheoretische Inhalte.