SPRIND – der Podcast der Bundesagentur für Sprunginnovationen: #108 Heidemarie Krüger

Live vom Machen-Festival: Die Zukunft der KI-Hardware liegt in Dresden – neuromorphe Chips, die sich vom menschlichen Gehirn inspirieren lassen.

SPRIND – der Podcast der Bundesagentur für Sprunginnovationen
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Die Live-Aufnahme vom Machen-Festival in Leipzig präsentiert Moderator Thomas Ramge im Gespräch mit Prof. Dr. Heidemarie Krüger, Quantenoptikerin und Co-Gründerin des Dresdner Chip-Start-ups TECHiFAB. Das zentrale Thema sind neuromorphe Chips, die sich vom menschlichen Gehirn inspirieren lassen und klassische Silizium-Chips in Effizienz und Architektur übertreffen könnten. ### 1. Energieeffizienz als Schlüsselvorteil neuromorpher Chips Neuromorphe Chips würden nur noch 30 Prozent der Rechenleistung für Datentransfers zwischen Prozessor und Speicher benötigen, während klassische Chips laut Krüger "99 Prozent der Rechenleistungen verbrannt werden beim Hin- und Herschieben von Daten". ### 2. Einzigartige Materialplattform mit Bismut-Eisenoxid Das TECHiFAB-Team habe ein spezielles Bismut-Eisenoxid entwickelt, das als Basis für Memristoren und Transistoren diene. Diese Bauelemente könnten die Funktionen von Synapsen und Neuronen des menschlichen Gehirns emulieren, wobei es weltweit "nur einmalig" diese spezifische Technologie gebe. ### 3. Anwendungsfokus auf Edge-Computing und KI-Beschleuniger Die Chips würden sich besonders für datenintensive Anwendungen wie autonomes Fahren, Infrastrukturmonitoring und vorausschauende Wartung eignen. Durch die Verarbeitung "an der Kante" könnten große Datenmengen lokal verarbeitet und die Cloud-Abhängigkeit reduziert werden. ### 4. Herausforderung der Marktdurchdringung Trotz der technologischen Vorteile seien die Chips noch nicht in Massenprodukten wie Smartphones zu finden. Die Hemmschwelle liege darin, dass etablierte Lösungen noch ausreichten und eine "disruptive Lösung" notwendig sei, um die neue Technologie zu etablieren. ### 5. Vision für transparente KI-Algorithmen bis 2050 Krüger äußerte die Hoffnung auf Algorithmen, die "exakte Lösungen" statt nur "optimierte Lösungen" für neuronale Netze liefern könnten. Dies würde Transparenz und Objektivität bei kritischen Entscheidungsfindungen durch KI-Systeme gewährleisten. ## Einordnung Der Podcast präsentiert sich als informelles Fachgespräch mit klarem Fokus auf technologische Innovation. Ramge führt als Moderator souverän durch das komplexe Thema, ohne dabei zu sehr in technische Details abzudriften. Die Gesprächsdynamik ist angenehm und zugänglich, auch wenn die Tiefe der technischen Erläuterungen gelegentlich die Grenzen eines allgemeinverständlichen Formats überschreitet. Besonders bemerkenswert ist die klare Positionierung von TECHiFAB als technologischer Vorreiter ohne direkte Konkurrenten, was zwar Selbstbewusstsein signalisiert, aber auch die Gefahr der Einseitigkeit birgt. Die Diskussion bleibt weitgehend auf technologische Aspekte fokussiert, gesellschaftliche oder ethische Implikationen der Technologie werden nur am Rande angesprochen. Die Einbettung in den Kontext der Bundesagentur für Sprunginnovationen verleiht dem Gespräch zusätzliche Glaubwürdigkeit und zeigt die Relevanz der Forschung für Deutschlands Technologiestandort. Hörempfehlung: Für alle, die sich für die Zukunft der KI-Hardware und energieeffizientes Rechnen interessieren – eine faszinierende Einblicksfolge in bahnbrechende Chip-Technologie aus Dresden.