Diese Episode des spanischen Podcasts *Carne Cruda* widmet sich der historischen Figur Dolores Ibárruri, genannt „Pasionaria“ – einer der bekanntesten Vertreterinnen des spanischen Kommunismus und feministischen Widerstands im 20. Jahrhundert. Moderiert von Javier Gallego „Crudo“ und Violeta Muñoz spricht das Format mit mehreren Gästen über Ibárruris politische Rolle, ihren persönlichen Werdegang und ihr Erbe. Dabei wird sowohl die ikonische Bedeutung ihrer berühmten Redebeiträge wie „¡No pasarán!“ als auch ihre Wirkung auf die spanische Linke und die kommunistische Bewegung reflektiert. ### 1. Pasionaria als private Person und Politiksymbol Dolores Ruiz-Ibárruri, Ibárruris Enkelin, erinnert sich an ihre Großmutter als starke, aber auch humorvolle Persönlichkeit mit großer Empathie. Sie beschreibt, wie Ibárruri trotz ihrer politischen Hingabe stets eine präsente Mutter- und Großmutterfigur war, die Familie jedoch stets der politischen Sache unterordnete: „Absolutamente todo, en su vida lo subordinó a la causa.“ ### 2. Die ikonische Rede „¡No pasarán!“ als Symbol des antifaschistischen Widerstands Der Ausschnitt ihrer Rede von 1936 („¡No pasarán!“) wird als global bedeutendes Symbol für antifaschistischen Widerstand gewürdigt. Regisseurin Amparo Climent betont, dass dieser Satzt nicht nur Kriegsgegner:innen motivierte, sondern „una voz de aliento, una voz de esperanza“ darstellte. ### 3. Exil und Rückkehr als demokratische Ikone Ibárruri verbrachte 38 Jahre im Exil in der Sowjetunion. Ihre Rückkehr 1977 und ihr Einzug in den spanischen Kongress als Präsidentin der Alterspräsidenten wird als „cierre de círculo“ beschrieben – die politische Anerkennung einer Lebensleistung im Kampf für Demokratie. ### 4. Konflikte innerhalb der Linken Der Historiker Mario Amorós beschreibt, wie Ibárruri trotz ihrer ikonischen Stellung innerhalb des Partido Comunista de España auch umstritten war – insbesondere wegen ihrer jahrzehntelangen Loyalität zur UdSSR und dem Konflikt mit dem eurokommunistischen Kurs von Santiago Carrillo. Dennoch gelte: „No se puede entender el Partido Comunista de España sin Dolores Ibárruri.“ ## Einordnung Diese Episode von *Carne Cruda* ist ein klassisches Erinnerungs-Format mit klarer politischer Sympathie. Die Moderation verzichtet auf kritische Gegenfragen oder historische Kontextualisierung – etwa zu Ibärruris Loyalität gegenüber stalinistischen Strukturen oder der politischen Repression im Spanischen Exil. Stattdessen wird eine fast mythische Verehrung zelebriert, die auch die politischen Brüche und Widersprüche in Ibärruris Biografie harmonisiert. Die Gespräche bleiben in der Regel deskriptiv und affirmativ. Es fehlen differenzierte Perspektiven auf die Auswirkungen ihres politischen Handelns – etwa für Frauen in der kommunistischen Bewegung oder die politischen Opfer stalinistischer Politik. Der Podcast operiert hier mehr als Erinnerungsort denn als kritische Auseinandersetzung. Für Hörer:innen mit Interesse an spanischer Geschichte und linker Politik ist die Sendung dennoch ein zugänglicher Einstieg – mit dem Vorbehalt, dass sie historische Kontroversen ausblendet.